ERMLANDBRIEFE
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Sommer 2010
Jahren von den Philippinen zurück in
seine ostpreußische Heimat nach Ta-
piau ging, die dortige katholische Ge-
meinde übernahm und noch Rus-
sisch lernte. 15 Prozent seiner Gläubi-
gen sind Russlanddeutsche. Ähnli-
ches gilt für die Protestanten in Kali-
ningrad.
In Pfaffenhofen a. Ilm, wo die Gäste
aus Kaliningrad auch Unterkunft ge-
funden hatten, fand ein Abend der
Begegnung mit den dortigen Pfarrge-
meinden statt. Begonnen wurde mit
einem Theaterstück „Heimat Plane-
ten“ einer jungen Gruppe aus Essen.
Auf der Agora unter den neunhun-
dert Ständen evangelischer und ka-
tholischer Institutionen und Gruppie-
rungen befanden sich die Visitaturen
Glatz und Schlesien, die Arbeitsge-
meinschaft katholischer Vertriebe-
nenorganisationen AKVO, das Adal-
bertusforum, die Ackermanngemein-
de und Renovabis, die von Vertriebe-
nenbischof Reinhard Hauke (Erfurt)
besucht wurden. Von evangelischer
Seite präsentierten sich der Gemein-
schaftsstand des Konventes der ehe-
maligen Ostkirchen, das Hilfskomitee
Evangelischer Posener, die Gemein-
schaft Evangelischer Schlesier und
Hoffnung für Osteuropa. Sie alle lei-
sten eine von der Öffentlichkeit sonst
kaum wahrgenommene unschätzbare
Versöhnungs- und Friedensarbeit.
Hingewiesen wurde auf den Ökume-
nischen Pilgerweg von Magdeburg
nach Gnesen.
In der Münchner evangelisch-me-
thodistischen Friedenskirche fand
das Podium „Integration war gestern.
Menschen aus der GUS in der Ge-
meinde“ statt. Privatdozent Christian
Eyselein, habilitiert mit einer Arbeit
über die Russlanddeutschen in der
praktischen Theologie, berichtete
über die Zahl von Russlanddeut-
schen in den evangelischen Gemein-
den Bayerns. Sie sind die Zukunft der
Gemeinden vor Ort, machen sie doch
einen Großteil von Taufen und Trau-
ungen aus, da in jeder Pfarrgemeinde
mindestens 10 Prozent Russlanddeut-
sche leben, in Deggendorf sind es so-
gar 50 Prozent. Jeder dritte Küster ist
Russlanddeutscher, jeder zweite Kir-
chenmusiker. „Die Deutschen aus
Rußland“, so der in Riga geborene
Kirchenpräsident i.R. Helge Klas-
sohn, der Beauftragte des Rates der
EKD für die Fragen der Vertriebenen
und Spätaussiedler, „sind ein Schatz
der Kirche“. Der in Karaganda gebo-
rene Visitator Dr. Alexander Hoff-
mann, Beauftragter der Deutschen Bi-
schofskonferenz für die Katholiken
aus den GUS, berichtete von seinen
Erfahrungen. Literarische „Zwischen-
rufe“ gab es von dem russlanddeut-
schen Schriftsteller Andreas Peters.
2. Ökumenischer Kirchentag
Aussiedler-Seelsorge
Von Norbert Matern
Vom 12. bis 16. Mai 2010 fand in
München mit 130.000 Dauerteilneh-
mern und bis zu einer halben Million
Besuchern der 2. Ökumenische Kir-
chentag statt. Unter den 3.000 Veran-
staltungen hatte auch die evangeli-
sche und katholische Aussiedlerseel-
sorge mit fünf Terminen ihren festen
Platz. Es kooperierten erfolgreich
und freundschaftlich die Aussiedler-
seelsorge der EKD und der Deut-
schen Bischofskonferenz, die evange-
lische Aussiedlerseelsorge der Pfalz,
Baden-Württembergs, Westfalens und
Pommerns.
Die Bundesregierung vertrat ihr Be-
auftragter für Aussiedlerfragen und
nationale Minderheiten, Staatssekre-
tär Christoph Bergner. Er besuchte
den Stand der Aussiedlerseelsorge
auf dem Messegelände, das „Deutsch-
russische-Haus“ und den ökumeni-
schen Spätaussiedlergottesdienst in
der Paul-Gerhard Kirche. In seiner
Ansprache dankte er den Seelsorgern
und Ehrenamtlichen, die sich um die
rund 1.5 Millionen evangelischen und
750.000 katholischen Deutschen aus
Russland kümmern. 3,3 Millionen
Russlanddeutsche sind bei uns,
800.000 noch in den GUS. 3.200 gelang
es im vergangenen Jahr, die Hürden
des Zuwanderungsgesetzes zu neh-
men und nach Deutschland zu kom-
men.
Schon am „Abend der Begegnung“
boten die Aussiedler an ihrem Stand
in der Münchner Innenstadt vielen
Passanten bei Informationsgesprä-
chen Tee und russische Piroggen an.
Das Musiktheater „Integral“ mit Ju-
gendlichen der Ansbacher Aussied-
lerseelsorge erfreute mit einem fri-
schen Programm.
Aus Königsberg/Kaliningrad hatten
53 Christen die 21 stündige Busfahrt -
der Grenzübertritt Polen-Rußland ist
immer noch schwierig - auf sich ge-
nommen, um die einzelnen Veran-
staltungen mit ihrem Chor „Kalinka“
zu unterstützen. Begleitet wurden sie
von Probst Jochen Löber, der nach
elf Pfarrerjahren in Bayern nach Kali-
ningrad ging, um dort rund 2.000
evangelische Christen zu betreuen.
Die katholische Kirche vertrat Pa-
ter Eduard Prawdzik (SVD), 1934 in
Lyck geboren, der im Alter von 70
10. St. Hedwigs-Werk e.V. (Diözese
Osnabrück)
11. Aktion West-Ost im BDKJ
Allerdings ist auch die AKVO ge-
zwungen zu sparen und den „Gürtel
enger zu schnallen“. Finanzielle Zu-
wendungen von Seiten der Kirche
gibt es seit 2008 nicht mehr. Die elf
Verbände müssen durch Mitglieds-
beiträge selber für ein Budget Sorge
tragen, welches ein bis zwei Ver-
sammlungen pro Jahr möglich
macht. Studientagungen wären zwar
von einigen Verbänden gewünscht,
konnten aber in den vergangenen
Jahren nicht mehr durchgeführt wer-
den.
Der Zwang zum Sparen hat die Mit-
gliedsverbände zu einer Änderung
der Ordnung bewogen. Waren von
1966 bis 2008 pro Verband drei Dele-
gierte bei den Mitgliederversammlun-
gen stimmberechtigt, ist seit 2009 nur
noch ein Vertreter pro Verband im so-
genannten Leitungsgremium vertre-
ten. Geborenes Mitglied ist der Beauf-
tragte der Deutschen Bischofskonfe-
renz für Vertriebenen- und Aussied-
lerseelsorge. Das Leitungsgremium
wählt eine/einen Sprecher/Spreche-
rin und eine/n Stellvertreter/in.
Einen Gaststatus haben die Katholi-
ken aus den ehemaligen GUS-Staaten,
die eine immer noch wachsende
Gruppe von Aussiedlern sind. Der
Gaststatus ist dadurch bedingt, dass
die verbandliche Struktur, welche die
Mitglieder haben, bei den sog. Russ-
landdeutschen noch nicht umgesetzt
werden konnte. Visitator Dr. Alexan-
der Hoffmann wird von uns aber re-
gelmäßig zu den Sitzungen eingela-
den. Sowohl beim Katholikentag in
Osnabrück als auch beim ökumeni-
schen Kirchentag in München hat Vi-
sitator Hoffmann mit uns den zentra-
len Gottesdienst für Vertriebene und
Aussiedler gefeiert.
Obwohl die Verbände nun allein
für das Budget aufkommen müssen
und größere Studientagungen für die
AKVO kaum mehr möglich sind,
herrscht jedoch bei fast allen Verbän-
den die Auffassung vor, dass die AK-
VO als gemeinsames Sprachrohr der
katholischen Vertriebenen und Aus-
siedler notwendig ist. Wünschens-
wert wäre aber auch, dass in der Zu-
kunft, in der viele Verbände immer
weniger Mitglieder haben werden, ge-
meinsame Veranstaltungen mehrerer
Verbände stattfinden. Als Beispiel
kann uns Erwachsenen da die Aktion
West-Ost im BDKJ dienen: Die Adal-
bertus-Jugend, die Junge Aktion der
Ackermann-Gemeinde, die Gemein-
schaft Junges Ermland und die Junge
Grafschaft veranstalten schon seit
Jahrzehnten gemeinsame Projekte
und Tagungen.
Die Arbeitsgemeinschaft der katholischen
Vertriebenenorganisationen (AKVO)
AKVO - Was ist das?
Von Wolfgang Nitschke
In den vergangenen Jahren wurde
mir oft die Frage gestellt: AKVO was
ist das eigentlich, was macht die und
wofür ist das eigentlich gut? Nicht nur
im Adalbertus-Werk e.V. tauchte die
Frage auf, sondern auch in anderen
Verbänden, bei Ermländern, Glat-
zern, Schlesiern, Sudetendeutschen
oder Banater Schwaben. So will ich
mich nun bemühen, als Sprecher der
AKVO diese Frage zu beantworten.
Gegründet wurde die AKVO 1966 in
Königstein im Taunus. Ziel des Zu-
sammenschlusses war es damals, ei-
ne gemeinsame Plattform aller katho-
lischen Vertriebenenorganisationen
zu schaffen, die die katholischen Ver-
triebenen und Flüchtlinge, aber auch
die Spätaussiedler innerhalb der Kir-
che, aber auch in der Öffentlichkeit
vertreten sollte. Ein weiteres Ziel war
es, durch gemeinsame Veranstaltun-
gen und Aktionen, Kontakt zwischen
den einzelnen Organisationen herzu-
stellen und zu pflegen.
An diesen Zielen hat sich bis heute
nichts geändert. Hinzu gekommen ist
noch der Wille, die Anliegen der Erleb-
nisgeneration weiter zu tragen und
auch bei Jugendlichen Interesse für
die Länder Ost- Ostmittel- und Südost-
europas zu wecken und durch Begeg-
nungen mit den Menschen zu fördern.
Bei ihrer Gründung hatte die AKVO
acht Mitgliedsverbände. Heute zählt
die Arbeitsgemeinschaft elf Mitglie-
der:
1.
Ackermann-Gemeinde (Sudeten-
deutsche Katholiken)
2.
Adalbertus-Werk e.V. (Danziger
Katholiken)
3.
Ermlandfamilie
4.
Gemeinschaft der Katholiken aus
der Grafschaft Glatz
5.
Heimatwerk der Schneidemühler
Katholiken e.V.
6.
Heimatwerk Schlesischer Katholi-
ken
7.
Hilfsbund Karpatendeutscher Ka-
tholiken e.V.
8.
St. Gerhards-Werk e.V. (Ungarn, Ru-
mänien, ehemaliges Jugoslawien)
9.
Gerhardsforum der Banater
Schwaben
Leutesdorfer Kreis in der Ermlandfamilie
„Du sollst ein Segen sein“
Der Leutesdorfer Kreis trifft sich zum ‚Bibel teilen‘.
Von Dietrich Kretschmann
Wie in jedem Jahr, so lädt der
Leutesdorfer Kreis zu einem Tref-
fen im Pax-Gästehaus in Unkel /
Rhein für die Zeit von Freitag, dem
5.11.2010, bis zum Sonntag, dem
7.11.2010, herzlich ein.
Wir wollen gemeinsam die Bibel
lesen und uns über die Aussagen
vorgegebener Stellen Gedanken ma-
chen. Wir lernen, die Botschaft die-
ser Texte besser zu verstehen, wenn
wir über sie sprechen. In Ge-
sprächsgruppen wird ein jeder das
sagen können, was der Text für ihn
bedeutet, und hören, was andere für
wichtig erachten.
Aus der Fülle der Aussagen kann
es uns leichter fallen, Heil und Se-
gen, die uns in der Schrift zugesagt
werden, zu begegnen. So wird es
uns eventuell möglich, das Wort, das
an Abraham erging, „Du sollst ein
Segen sein“ auf uns zu beziehen.
Alle, die mit uns dieses Wochen-
ende gestalten wollen, sind herzlich
willkommen. Unser Programm bie-
tet Zeiten der Besinnung, der Be-
gegnung sowie des Singens von al-
tem und neuem Liedgut.
Anmeldung und Informatio-
nen über das Programm sind er-
hältlich bei: Margret Dormann, Ad-
lerweg 3, 47475 Kamp-Lintfort, Tel:
0 28 42 - 47 02 55, Anmeldeschluss:
30. 9. 2010
Die Kosten betragen 110 € plus
10
€ für die Tagung und Nebenko-
sten pro Teilnehmer.