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Die Bildungsziele
n
Die Kommunikation mit dem Computer erfordert absolute Einhaltung gramma
tischer und semantischer Regeln und damit klare Vorstellungen und Formulie
rungen.
n
Fehlüberlegungen werden in der Ausführung durch den Computer schonungslos
und zweifelsfrei offengelegt.
n
Umgekehrt führt ein erfolgreich gelöstes Problem zu einem konkreten einsatz
fähigen Produkt.
n
Die Modularität von Computerlösungen erlaubt Gruppenarbeit mit klarer Arbeits
teilung und klaren Koordinationsmechanismen.
n
Die Mathematik wird als natürliches und nützliches Instrumentarium erkannt,
verstanden und angewandt.
Das sind Vorzüge, die kaum von einem anderen Fach geboten werden.
In diesem Kapitel werden Thesen zu den drei zentralen Bildungszielen des MAR
formuliert.
Verständnis der modernen Welt
«Maturandinnen und Maturanden finden sich in ihrer natürlichen,
technischen, gesellschaftlichen und kulturellen Umwelt zurecht.»
(MAR Art. 5)
These:
Um sich in der heutigen und der künftigen Welt zurechtzufinden, ist das
Verständnis der Informatik heute genauso wichtig wie das grundlegende Verständ
nis der Naturwissenschaften.
Begründung:
Entscheidungen, Prozesse und Abläufe in der modernen Gesell
schaft werden heute und noch vermehrt in der Zukunft nicht nur von mensch
lichen, sondern zunehmend von maschinellen Akteuren bestimmt. Die Computer
prägen unseren Alltag nicht nur als Assistenten in Form von PC, Laptop, Smartpho
nes usw. Das ist nur die sichtbare Oberfläche. Unsichtbar steuern unzählige Prozes
soren unsere Informationsgewinnung im Internet, regeln die Kommunikation und
den Verkehr, sei es auf der Strasse, bei der Bahn oder in der Luft, kontrollieren die
Energieerzeugung und verteilung usw. Kaum erkennbar, werden Unmengen von
Informationen über Konsumenten gesammelt und verarbeitet. Mit dem Internet der
Dinge, der Hausautomation und vielem mehr wird sich diese Situation noch ver
schärfen. Es reicht längst nicht mehr, für eine Gesellschaftsordnung Regeln für das
Zusam menleben von Menschen aufzustellen; es braucht auch eine Ordnung für die
MenschMaschinenWelt. Vertieftes Wissen über das Wesen der informationsverar
beitenden Maschinen ist dazu eine unerlässliche Voraussetzung.
3.2
Informatik gehört zur Bildung
66
Die Bildungsziele
67
Das klassische historische Bild der Welt umfasste zunächst das Verständnis des
Menschen als Individuum und in der Gesellschaft. Im Zuge der industriellen Revo
lution wurde auch Wissen um die Strukturen der Natur notwendig. Mit den univer
sellen Computern ist eine völlig neue Dimension entstanden, ohne deren Verständ
nis unser Bild der Welt nicht nur unvollständig, sondern zunehmend verzerrt ist.
Welche Prinzipien unterliegen dem Bau und dem Betrieb der Informatiksysteme,
was sind deren Möglichkeiten, wo liegen ihre Grenzen? Dabei stellen sich diese
Fragen nicht aus einer notwendig oberflächlichen, rein technologischen Sicht, son
dern vielmehr aus vertiefter Einsicht in den Charakter universeller informations
verarbeitender Systeme.
Die Physik vermittelt ein Verständnis der grundlegenden Begriffe von Materie
und Energie, Biologie fördert das Verständnis des Lebens. Ähnlich muss die Infor
matik ein Verständnis des Begriffs Information, ihrer syntaktischen und semanti
schen Seite, das heisst der Form und des Inhalts, und der Algorithmisierung, das
heisst der Automatisierung der Informationsverarbeitung vermitteln. Es geht dabei
konkret um die Darstellung der Information (Codierung), die Organisation und die
Sicherheit ihrer Speicherung (Datenbanken), ihre effiziente Verarbeitung im Sinne
von Wissenserzeugung (Algorithmik) und die sichere Kommunikation (Netze und
Kryptologie).
Die materielle Seite der Welt ist durch die Naturwissenschaften weitgehend als
kontinuierliches Bild dargestellt. Raum, Zeit und Bewegungen von Körpern, elekt
rische Felder usw. sind durch stetige Zusammenhänge und Abläufe beschrieben.
Demgegenüber ist die moderne digitale Welt durch die Interaktion diskreter Ein
heiten geprägt. Statt Gleichungen prägen geordnete und netzwerkartige Gebilde
die Sicht der diskreten Welt. Die damit verbundenen neuartigen Ideen und Vor
stellungen werden in der Schule bislang kaum berührt.
Konkreter ausgedrückt wird der moderne Mensch mit folgenden Herausforde
rungen konfrontiert:
n
Informatik-Kerntechnologien (IKT) als Assistenz
im täglichen Berufs- und Privatleben
Die Beherrschung von Mitteln der IKT ist in der Arbeitswelt wie im Privatleben
unentbehrlich geworden. Es geht im Besonderen um die Bereiche Textverarbei
tung und Tabellenkalkulation, Grafik und Visualisierung, Dateien, Gestaltung
der Datenbanken und Informationssuche im Internet und in vernetzten Da
tenbanken. Dabei sind grundlegende, konzeptuelle Kenntnisse der Informatik
hilfreich, um der laufenden Weiterentwicklung der diesbezüglichen Werkzeuge
folgen zu können und ihr Potenzial voll auszuschöpfen.
Die Bildungsziele
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n
Prozesse der Wissenserzeugung
Die modernen Prozesse der Wissenserzeugung beruhen allesamt auf infor
ma tischen Mitteln und Methoden: Auswertung von experimentalen Daten und
Erhebungen, Hypothesenformulierung und ihre Überprüfung, Berechnung von
optimalen Lösungen oder Entwicklungsvorhersagen von komplexen natürlichen
oder künstlichen Systemen, Modellierung und Simulation von Prozessen der
Natur ebenso wie von technischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Pro
zessen, Schaffung und Verwendung virtueller Welten, Arbeit in virtuellen Orga
nisationen, Mitwirkung in sozialen Netzen.
n
Natur der Mensch-Maschinen-Gesellschaft
Das Leben und Wirken in einer Gesellschaft, in der maschinelle Akteure sichtbar
und unsichtbar mitwirken, erfordert ein Verständnis für Informationsverbrei
tung, Speicherung und Verarbeitung von Information in der globalen vernetz
ten Welt der Maschinen im Hinblick auf Chancen und Gefahren der neuen
Situation.
Studierfähigkeit
«Die Schülerinnen und Schüler gelangen zu jener persönlichen Reife,
die Voraussetzung für ein Hochschulstudium ist …»
(MAR Art. 5)
These:
Die Studierfähigkeit muss heute und in Zukunft Verständnis für die wissen
schaftlichen Gesetze und somit für Grenzen und Kosten der Informationsverarbei
tung umfassen, ebenso konstruktive Problemlösungsfähigkeit und Fähigkeiten des
Umgangs mit umfangreichen Datenmengen, der Modellierung und der Abstraktion.
Begründung:
Die moderne Arbeits, Wissenschafts und Freizeitwelt ist durch
die Verfügbarkeit von riesigen Datenmengen und einen leichten und globalisierten
Zugang zu diesen Datenmengen gekennzeichnet. Diese entstehen in allen Arbeits
gebieten aus realen und simulierten Experimenten, Analysen und Messungen, aus
Erhebungen und der Digitalisierung von Dokumenten und werden oft über das Netz
global zur Verfügung gestellt. Nur wer damit sachgerecht und effizient umzugehen
gelernt hat, kann in Seminar und Diplomarbeiten, in Dissertationen und For
schungsarbeiten allgemein an der Spitze mithalten.
Im Besonderen hat sich die Simulation als unumgängliche Lehr und Forschungs
methode in vielen Wissensgebieten etabliert. Die Gestaltung der entsprechenden
Modelle setzt eine Schulung in der Modellbildung und der Abstraktion voraus.
Die Bildungsziele
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