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Prinzipien der maschinellen Informationsverarbeitung
Es empfiehlt sich, dieses Gebiet in die Untergebiete Berechnung, Speicherung, Ko
ordination, Kommunikation und Sicherheit zu unterteilen. In der Tabelle 3 ist für
jedes dieser Gebiete in der zweiten Spalte die Hauptfrage formuliert und in der
dritten Spalte sind ausgewählte Themenbereiche dazu angegeben.
Untergebiete Hauptfragen
Themenbereiche
Berechnung
Was kann berechnet werden
n
Berechenbarkeit (Turing-Maschinen
und wie gross ist der
als Modelle von Rechnern,
dazu notwendige Rechenaufwand?
Church-Turing-These)
n
Formale Sprachen und Automaten
(Begriffe der Syntax und Semantik,
endliche Automaten)
n
Komplexität (Kategorien von
Problemen, nach Ressourcenaufwand)
Speicherung
Wie kann Information abgelegt
n
Daten- und Speicherorganisation
und wieder gefunden werden?
(Sortierung, Indexierung, Abfrage)
n
Datenbanken
n
Kodierung (Begriff und Beispiele
von Kodes und Kodierung,
Entropie und Datenkompression)
Kommunikation Wie kann Information zuverlässig
n
Informationstheorie
und geschützt transportiert
(Botschaften, Redundanz,
werden?
Entdecken von Fehlern
und deren Korrektur)
n
Netzwerkarchitektur (Aufgaben-
teilung im Schichtenmodell)
Koordination
Wie können verschiedene
n
Mensch-Maschinen-Schnittstellen
Einheiten kooperieren?
(Prinzipien der GUI)
n
Verteiltes Rechnen (atomische
Aktionen, Synchronisation,
Deadlocks, Serialisierung)
Sicherheit
Wie kann Information gesichert
n
Verschlüsselung (symmetrisch
werden?
und asymmetrisch,
private und öffentliche Schlüssel)
n
Authentifikation (Zugangssicherung,
Passwörter, biometrische Verfahren,
digitale Unterschrift)
Tab.3
Prinzipien der maschinellen Informationsverarbeitung
Was ist Informatik?
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Jeder Themenbereich hat historisch gesehen seine eigene Geschichte (Denning
spricht von Stories), was die Motivation und die Ideen anbetrifft. Davon kann nicht
abstrahiert werden. Das funktioniert auch in anderen Fächern so: Die elementare
Geometrie etwa wird mit Euklid verbunden und die Mechanik mit Newton. In Klam
mern sind jeweils die Hauptbegriffe angegeben, die zur allgemeinen Bildung in
Informatik gehören (sollten). Die didaktische Frage, wie man diese Begriffe stufen
gerecht geeignet vermittelt, ist damit natürlich noch keineswegs beantwortet.
Entwurfs und Konstruktionsprinzipien
Während die Thematik der ersten Aktionsebene eher theoretisch ist, kann man
diese zweite Ebene mehr praktisch ausgerichtet sehen, in dem Sinn, dass sie selbst
ständige konstruktive Modellier und Programmierarbeiten ermöglicht. Dieses Ak
tionsniveau dürfte für ein Schulfach Informatik zentral sein, denn: Aufbau und
Gestalten von Datenstrukturen und Abläufen aus elementaren Bauteilen sind mehr
und mehr zentrale Tätigkeiten des Berufslebens, weit über das eigentliche Pro
grammieren von Computern hinaus. Dabei handelt es sich um eine kreative Tätig
keit, bei der Ideen zu entwickeln sind, die dann einer Bewährung in einem klar
definierten Rahmen unterworfen werden müssen. Nicht jede Idee funktioniert auf
Anhieb. Darüber hinaus wird eine präzise Formulierung in einer formalen Sprache
unter strikter Einhaltung grammatischer Regeln verlangt. Schliesslich wird das
Bewusstsein für die Unvermeidlichkeit von Fehlern geweckt. In einfachen Testver
fahren können Experimente zur kritischen Überprüfung der Lösung durchgeführt
werden. Dadurch werden eine selbstkritische Haltung und das Lernen durch Fehler
gefördert. Die selbstständige Arbeit und die Hartnäckigkeit im Fehlersuchen und
Fehlerbeheben werden durch das Erfolgserlebnis, ein funktionierendes Programm
zu haben, belohnt. Insofern stellt die Programmierung eine eigentliche Schulung
im Problemlösen dar mit allen Elementen von Fehlschlägen über die Suche nach
neuen Wegen bis zur sorgfältigen Überprüfung der gefundenen Lösung. In Tabelle
4 ist eine Gliederung des Themas vorgeschlagen, analog zu den Prinzipien der ma
schinellen Informationsverarbeitung.
Was ist Informatik?
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Kernmethoden
Das zentrale Aktionsniveau der Entwurfsprinzipien kann unterstützt und auch
konkretisiert werden durch das Aktionsniveau der Kernmethoden. Mehr noch als
bei den beiden bereits erläuterten Themen öffnet sich hier ein sehr weites Gebiet.
Und wenn in der Tabelle 5 eine gewisse Vollständigkeit angestrebt ist, so wird da
mit auch klar, dass dieses Niveau auf der Mittelschulstufe praktisch nur paradigma
tisch durch eine bescheidene Auswahl von Problemen und Ansätzen abgedeckt
werden kann.
Hauptfrage Themenbereiche
Wie können korrekte Rechenverfahren
n
Prinzipien der Programmierung
aufgebaut und überprüft werden?
(Iteration, Rekursion, prozedurale und
Datenabstraktion)
n
Programmierparadigmen
(imperative, funktionale, logische, objekt-
orientierte Programmierung
und die entsprechenden Weltanschauungen)
n
Modularität
n
Testverfahren
n
Verifikationsverfahren (Iteration, Rekursion
und Induktionsbeweise)
Tab.4
Entwurfs- und Konstruktionsprinzipien
Hauptfrage Themenbereiche
Wie werden Rechenverfahren und Daten-
n
Grundalgorithmen und Datenstrukturen
strukturen entworfen, die Grundprobleme (Sortierung, Suche, Ketten-
der Datenverarbeitung quer durch
und Listenverarbeitung,
alle Anwendungsgebiete einheitlich
Graphen, Matrizen,
lösen?
probabilistische Verfahren)
n
Datenbanken (Aufbau von Dateien,
hierarchische und relationale Modelle)
n
Grafik (Bit-Maps, Turtle-Grafik, Vektor-Grafik)
n
Simulation (diskret: Ereignisverwaltung,
stetig: Rückkopplung)
Tab. 5
Kernmethoden
Was ist Informatik?
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