Informatik d indd



Yüklə 2,25 Mb.
Pdf görüntüsü
səhifə21/49
tarix08.08.2018
ölçüsü2,25 Mb.
#61967
1   ...   17   18   19   20   21   22   23   24   ...   49

84
schränkt kombinieren, was zu einer gefährlichen Komplexität führen kann, die 
höchste Ansprüche an Informatikfachleute stellt.
Informatikkenntnisse, wie sie im Gymnasium an alle vermittelt werden sollen, die­
nen nicht der Ausbildung solcher Informatikfachleute. Es geht hier nur darum, jene 
Einblicke in die Komplexität von Computersystemen und Computerlösungen zu 
vermitteln, die zur verantwortungsvollen Nutzung und zur Vermeidung grösseren 
Schadens nötig sind. Das verlangt nach angemessener Denkweise und Überblick 
beim Umgang mit virtuellen Systemen, sonst werden diese sogar als Belastung 
empfunden. Beobachtungen in der betrieblichen Praxis zeigen immer wieder, dass 
Angestellte zwar schnell lernen, moderne Datenbanksysteme abzufragen, dass ih­
nen aber häufig die konzeptionellen Grundlagen fehlen, um die so gewonnenen 
Daten sinnvoll weiterverarbeiten zu können, obwohl die dazu notwendigen Pro­
gramme im selben Computer bereits zur Verfügung stehen. Dadurch geht einerseits 
enormes Potenzial verloren und andererseits werden die Mitarbeiterinnen und Mit­
arbeiter frustriert, weil sie den Computer in diesen Fällen als Hürde und nicht als 
Hilfe erleben. Solche Probleme betreffen nicht nur ein paar ausgewählte Anwen­
dungsbereiche, sondern alle Nutzer von Computern, mit anderen Worten jede gebil­
dete Person. Daher muss ein entsprechendes Informatikgrundwissen in den Kanon 
jeder guten Allgemeinbildung neu aufgenommen werden.
Wenn sich die Schweizer Schule nicht darum bemüht, diese neuen Denkfähig­
keiten breit zu vermitteln, werden viele Bürger zwar Computer anwenden, aber 
nicht fähig sein, sich wirkungsvoll mit den Komplexitäten einer digitalen Gesell­
schaft auseinanderzusetzen; sie werden in dieser Hinsicht zu Bürgern zweiter Klas­
se reduziert. Die Konsequenzen lassen sich aus dem verwandten Problem des Infor­
matikermangels extrapolieren, der aber hier nicht weiter zu thematisieren ist. Hier 
geht es um die Gesamtheit unserer zukünftigen Studierenden und Arbeitskräfte 
und um die Vermittlung jener Grundlagen, die für das Verständnis heutiger Arbeits­
methoden in Studium und Beruf für alle unabdingbar sind.
Informatikdenken in anderen Disziplinen


85
Nun gilt es, die heutige Rolle und Bedeutung des Computereinsatzes zu analysieren 
und insbesondere folgende Frage zu beantworten:
Ist der Computer für anspruchsvolle Berufe nur ein massiv verbessertes Arbeits­
instrument oder hat sein Einsatz zu völlig neuartigen Arbeitsmethoden geführt, 
deren Anwendung ohne angemessenes Informatikwissen gefährlich oberflächlich 
bleiben muss?
Betrachten wir dazu Beispiele in einigen Einsatzbereichen:
A Arbeitshilfen
 
Textverarbeitung, Laborautomation (Messen, Routinefunktionen), 
 
Entwurfssysteme (CAD)
B  Informationsbeschaffung und -verwaltung
 
WWW, Digitalfotografie, Datenbanken, digitale Bibliotheken
C Kommunikation
 
Internet, «cloud computing»
D Lernunterstützung
 
Lernprogramme, Fernunterricht, Spiele
E  Virtuelle Modelle
 
Wetterprognose, Brückenbau
F Sicherheit
 
Kryptografie, Computervirenabwehr
Schon diese kurze Liste zeigt, dass die Informatik in vielen Einsatzbereichen, etwa 
in A, B, C und D, wohlbekannte Arbeitsprozesse massiv beschleunigen und verbes­
sern konnte. Wie diese Prozesse aber im Detail funktionieren, braucht der gebildete 
Laie als Anwender nicht genauer zu verstehen als etwa die Thermodynamik seines 
4.3
  Verschiedene Rollen 
 
der Informatik
Informatikdenken in anderen Disziplinen


86
Automotors oder die Chemie seiner Zahnplombe. Das überlässt er Spezialisten, denen 
er vertraut.
Neu ist aber, dass in diesen Einsatzgebieten A, B, C und D ein adaptiver, virtuel­
ler Informationsarbeitsplatz benutzt wird, der einerseits vieles vereinfacht, anderer­
seits aber selber neuartige Anforderungen stellt, wenn man verhindern will, dass 
die verwendeten Prozesse allenfalls aus dem Ruder laufen. Jeder gebildete Laie 
sollte daher diese Anforderungen kennen. Mehr dazu im folgenden Kapitel 4.4.
Menschen mit guter Allgemeinbildung vertrauen Spezialisten nur dann mit gu­
tem Gewissen, wenn sie selber mindestens die Grundkonzepte der verwendeten 
Methoden und Techniken verstehen. Die oben genannten Einsatzgebiete E und F 
lassen sich jedoch mit altbekannten Konzepten allein nicht verstehen, obwohl sie 
für unsere heutige Welt wichtig geworden sind. Sie beruhen auf neuen Konzepten, 
die daher in den Kanon einer guten Allgemeinbildung neu aufgenommen werden 
müssen. Mehr dazu ab Kapitel 4.5.
Informatikdenken in anderen Disziplinen


87
Der Computer ist nicht ein spezialisiertes Werkzeug, vergleichbar mit einem Ta­
schenrechner oder einem Mikroskop. Seine Elektronik, seine Programme, seine  
Datenbestände und die Vernetzung machen ihn zu einem veritablen Arbeitsplatz 
für die generelle Verarbeitung von Daten aller Art und die Bereitstellung von Infor­
mationen. Es ist allerdings ein virtueller Arbeitsplatz, der nach dem Ausschalten 
des Computers verschwindet. Betrachten wir zur Illustration eine Biologin. Sie 
misst die Konzentration eines Hormons zwar am Laborarbeitsplatz, die gemessenen 
Werte verwertet sie aber an einem Informationsarbeitsplatz, indem sie die Daten  
in eine Datenbank einfügt, statistisch analysiert, grafisch darstellt, mit den Resul­
taten einer Simulation vergleicht, in eine Publikation einbindet, übers Internet 
Dritten zugänglich macht oder die Resultate einem Kollegen als Teil einer E­Mail 
zuschickt. 
Derartiges Arbeiten am Computer ist auch deshalb anspruchsvoll, weil dieser 
eine Arbeitsumgebung bietet, die sich von Tag zu Tag verändern kann. Im Gegen­
satz zu traditionellen realen Arbeitsplätzen wie Werkstätten, Laboratorien oder 
Bibliotheken legt der virtuelle Informationsarbeitsplatz eine grössere Verantwor­
tung in die Hände des Benutzers. Denn Computertechnologien setzen Verständnis 
für die Möglichkeiten des neuen, beweglichen Mediums voraus sowie die Bereit­
schaft, unsere Fertigkeiten daran anzupassen.
In der flexiblen Welt virtueller Arbeitsplätze ist die Neuigkeit von heute der 
Anachronismus von morgen; Neuerungen erscheinen so oft, wie höhere Prozess­
orleistungen und menschliche Vorstellungskraft dies ermöglichen. Trotz solcher 
stürmischen, gelegentlich gar beängstigenden Entwicklungen bleiben jedoch die 
Kernkompetenzen der Informatik auch langfristig gültig. Technologien ändern 
sich, die ihnen zugrundeliegenden Methoden aber viel weniger. Schön lässt sich 
das an Berechnungsvorschriften, den sogenannten Algorithmen, zeigen. Gemäss 
einer Umfrage aus dem Jahr 2000 gehörten damals zu den zehn wichtigsten Algo­
4.4
  Adaptive virtuelle
 Informationsarbeitsplätze
Informatikdenken in anderen Disziplinen


Yüklə 2,25 Mb.

Dostları ilə paylaş:
1   ...   17   18   19   20   21   22   23   24   ...   49




Verilənlər bazası müəlliflik hüququ ilə müdafiə olunur ©genderi.org 2024
rəhbərliyinə müraciət

    Ana səhifə