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schränkt kombinieren, was zu einer gefährlichen Komplexität führen kann, die
höchste Ansprüche an Informatikfachleute stellt.
Informatikkenntnisse, wie sie im Gymnasium an alle vermittelt werden sollen, die
nen nicht der Ausbildung solcher Informatikfachleute. Es geht hier nur darum, jene
Einblicke in die Komplexität von Computersystemen und Computerlösungen zu
vermitteln, die zur verantwortungsvollen Nutzung und zur Vermeidung grösseren
Schadens nötig sind. Das verlangt nach angemessener Denkweise und Überblick
beim Umgang mit virtuellen Systemen, sonst werden diese sogar als Belastung
empfunden. Beobachtungen in der betrieblichen Praxis zeigen immer wieder, dass
Angestellte zwar schnell lernen, moderne Datenbanksysteme abzufragen, dass ih
nen aber häufig die konzeptionellen Grundlagen fehlen, um die so gewonnenen
Daten sinnvoll weiterverarbeiten zu können, obwohl die dazu notwendigen Pro
gramme im selben Computer bereits zur Verfügung stehen. Dadurch geht einerseits
enormes Potenzial verloren und andererseits werden die Mitarbeiterinnen und Mit
arbeiter frustriert, weil sie den Computer in diesen Fällen als Hürde und nicht als
Hilfe erleben. Solche Probleme betreffen nicht nur ein paar ausgewählte Anwen
dungsbereiche, sondern alle Nutzer von Computern, mit anderen Worten jede gebil
dete Person. Daher muss ein entsprechendes Informatikgrundwissen in den Kanon
jeder guten Allgemeinbildung neu aufgenommen werden.
Wenn sich die Schweizer Schule nicht darum bemüht, diese neuen Denkfähig
keiten breit zu vermitteln, werden viele Bürger zwar Computer anwenden, aber
nicht fähig sein, sich wirkungsvoll mit den Komplexitäten einer digitalen Gesell
schaft auseinanderzusetzen; sie werden in dieser Hinsicht zu Bürgern zweiter Klas
se reduziert. Die Konsequenzen lassen sich aus dem verwandten Problem des Infor
matikermangels extrapolieren, der aber hier nicht weiter zu thematisieren ist. Hier
geht es um die Gesamtheit unserer zukünftigen Studierenden und Arbeitskräfte
und um die Vermittlung jener Grundlagen, die für das Verständnis heutiger Arbeits
methoden in Studium und Beruf für alle unabdingbar sind.
Informatikdenken in anderen Disziplinen
85
Nun gilt es, die heutige Rolle und Bedeutung des Computereinsatzes zu analysieren
und insbesondere folgende Frage zu beantworten:
Ist der Computer für anspruchsvolle Berufe nur ein massiv verbessertes Arbeits
instrument oder hat sein Einsatz zu völlig neuartigen Arbeitsmethoden geführt,
deren Anwendung ohne angemessenes Informatikwissen gefährlich oberflächlich
bleiben muss?
Betrachten wir dazu Beispiele in einigen Einsatzbereichen:
A Arbeitshilfen
Textverarbeitung, Laborautomation (Messen, Routinefunktionen),
Entwurfssysteme (CAD)
B Informationsbeschaffung und -verwaltung
WWW, Digitalfotografie, Datenbanken, digitale Bibliotheken
C Kommunikation
Internet, «cloud computing»
D Lernunterstützung
Lernprogramme, Fernunterricht, Spiele
E Virtuelle Modelle
Wetterprognose, Brückenbau
F Sicherheit
Kryptografie, Computervirenabwehr
Schon diese kurze Liste zeigt, dass die Informatik in vielen Einsatzbereichen, etwa
in A, B, C und D, wohlbekannte Arbeitsprozesse massiv beschleunigen und verbes
sern konnte. Wie diese Prozesse aber im Detail funktionieren, braucht der gebildete
Laie als Anwender nicht genauer zu verstehen als etwa die Thermodynamik seines
4.3
Verschiedene Rollen
der Informatik
Informatikdenken in anderen Disziplinen
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Automotors oder die Chemie seiner Zahnplombe. Das überlässt er Spezialisten, denen
er vertraut.
Neu ist aber, dass in diesen Einsatzgebieten A, B, C und D ein adaptiver, virtuel
ler Informationsarbeitsplatz benutzt wird, der einerseits vieles vereinfacht, anderer
seits aber selber neuartige Anforderungen stellt, wenn man verhindern will, dass
die verwendeten Prozesse allenfalls aus dem Ruder laufen. Jeder gebildete Laie
sollte daher diese Anforderungen kennen. Mehr dazu im folgenden Kapitel 4.4.
Menschen mit guter Allgemeinbildung vertrauen Spezialisten nur dann mit gu
tem Gewissen, wenn sie selber mindestens die Grundkonzepte der verwendeten
Methoden und Techniken verstehen. Die oben genannten Einsatzgebiete E und F
lassen sich jedoch mit altbekannten Konzepten allein nicht verstehen, obwohl sie
für unsere heutige Welt wichtig geworden sind. Sie beruhen auf neuen Konzepten,
die daher in den Kanon einer guten Allgemeinbildung neu aufgenommen werden
müssen. Mehr dazu ab Kapitel 4.5.
Informatikdenken in anderen Disziplinen
87
Der Computer ist nicht ein spezialisiertes Werkzeug, vergleichbar mit einem Ta
schenrechner oder einem Mikroskop. Seine Elektronik, seine Programme, seine
Datenbestände und die Vernetzung machen ihn zu einem veritablen Arbeitsplatz
für die generelle Verarbeitung von Daten aller Art und die Bereitstellung von Infor
mationen. Es ist allerdings ein virtueller Arbeitsplatz, der nach dem Ausschalten
des Computers verschwindet. Betrachten wir zur Illustration eine Biologin. Sie
misst die Konzentration eines Hormons zwar am Laborarbeitsplatz, die gemessenen
Werte verwertet sie aber an einem Informationsarbeitsplatz, indem sie die Daten
in eine Datenbank einfügt, statistisch analysiert, grafisch darstellt, mit den Resul
taten einer Simulation vergleicht, in eine Publikation einbindet, übers Internet
Dritten zugänglich macht oder die Resultate einem Kollegen als Teil einer EMail
zuschickt.
Derartiges Arbeiten am Computer ist auch deshalb anspruchsvoll, weil dieser
eine Arbeitsumgebung bietet, die sich von Tag zu Tag verändern kann. Im Gegen
satz zu traditionellen realen Arbeitsplätzen wie Werkstätten, Laboratorien oder
Bibliotheken legt der virtuelle Informationsarbeitsplatz eine grössere Verantwor
tung in die Hände des Benutzers. Denn Computertechnologien setzen Verständnis
für die Möglichkeiten des neuen, beweglichen Mediums voraus sowie die Bereit
schaft, unsere Fertigkeiten daran anzupassen.
In der flexiblen Welt virtueller Arbeitsplätze ist die Neuigkeit von heute der
Anachronismus von morgen; Neuerungen erscheinen so oft, wie höhere Prozess
orleistungen und menschliche Vorstellungskraft dies ermöglichen. Trotz solcher
stürmischen, gelegentlich gar beängstigenden Entwicklungen bleiben jedoch die
Kernkompetenzen der Informatik auch langfristig gültig. Technologien ändern
sich, die ihnen zugrundeliegenden Methoden aber viel weniger. Schön lässt sich
das an Berechnungsvorschriften, den sogenannten Algorithmen, zeigen. Gemäss
einer Umfrage aus dem Jahr 2000 gehörten damals zu den zehn wichtigsten Algo
4.4
Adaptive virtuelle
Informationsarbeitsplätze
Informatikdenken in anderen Disziplinen
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