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praktikabel. In den 1970erJahren haben Informatiker eine neue Definition der
Sicherheit eingebracht: Ein Kryptosystem ist sicher, wenn das Brechen des Systems
ohne Kenntnis eines geheimen Schlüssels einem schwer berechenbaren Problem
entspricht, einem Problem, dessen Lösung Millionen, ja Milliarden von Jahren be
anspruchen würde. Damit ist die Sicherheit der Kommunikation dem Individuum
im privaten Bereich und den KMUs zugänglich gemacht worden und nicht mehr nur
Grossfirmen oder staatlichen Institutionen vorbehalten. Dieser ganze Komplex ist
ein weiteres aktives modernes Forschungsgebiet.
Die Informatikforschung in diesem Bereich hat der Wissenschaft allgemein
neue Sichtweisen auf grundlegende Konzepte wie Information, Komplexität, De
terminismus und Nichtdeterminismus sowie Zufall gebracht. Eine überraschende
Erkenntnis ist die kreative Kraft des Zufalls, die es erlaubt, durch Zufallssteuerung
gewisse, sonst praktisch unlösbare Probleme mit vertretbaren Ressourcen zu lösen.
Der letztlich auf dem Bit beruhende Informationsbegriff hat die Diskussion über
Information auch in anderen Wissenschaften, beispielsweise der Physik, der Bio
logie und der Wirtschaftswissenschaft, angeregt. In der Quantenphysik wird das
Konzept der Information als Basis für ein mögliches letztes Grundprinzip disku
tiert, etwa vom berühmten Nobelpreisträger Wheeler in seinem Papier «IT from
Bit». Damit wird die Informatik auch in dieser Hinsicht zu einer Grundlage für
andere Wissenschaften, ähnlich der Mathematik.
Mit diesem Rundgang dürften die grossen Hauptfragen der Informatik sowohl
in ihrer technischen wie theoretischen, mathematischlogischen Entwicklung an
gesprochen sein.
Was ist Informatik?
49
Als Zweites sollen in diesem Kapitel die Prinzipien der Informatik aus heutiger
Sicht strukturiert werden. Man könnte versucht sein, von Kerntechnologiegebieten
auszugehen. Ein Bericht der beiden grossen wissenschaftlichen Informatikvereini
gungen in den USA, ACM und IEEE, listete 1989 neun Kerntechnologiegebiete auf.
Im Jahr 2003 hat sich die Zahl der Gebiete mindestens verdreifacht, Tabelle 2 ent
hält eine unstrukturierte Liste von derartigen Technologiegebieten, ohne Anspruch
auf Vollständigkeit. Heute, knapp zehn Jahre später, sind es schon wieder eine
ganze Menge mehr. Es ist eine berufliche Herausforderung für die Informatiker,
sich mit diesen Gebieten und ihren zahlreichen Interaktionen vertraut zu machen.
Es kann aber nicht Aufgabe der Schule sein, diese Kerntechnologien zu vermitteln.
Es geht vielmehr darum, die fundamentalen Prinzipien herauszuarbeiten, denen
alle Gebiete unterliegen. Wie können diese Prinzipien ausgedrückt werden? Man
kann nach Denning zunächst vier grosse Themenkreise eingrenzen
2
:
1
Prinzipien der maschinellen Informationsverarbeitung
Wie können Informationen verarbeitet, gespeichert, transportiert werden, und
was für Grenzen gibt es dabei? Welchen Einfluss hat die Strukturierung der
Daten auf die Effizienz ihrer Verarbeitung?
2
Entwurfs- und Konstruktionsprinzipien
Wie können systematisch Rechenverfahren (Algorithmen) und Datenstrukturen
entworfen werden, sodass korrekte Ergebnisse erzielt werden?
3
Kernmethoden
Wie werden Rechenverfahren entworfen, die Grundprobleme quer durch ver
schiedene Anwendungsgebiete vereinheitlicht lösen?
4
Anwendungsgestaltung
Wie werden Probleme im Hinblick auf die Benutzerbedürfnisse gelöst?
2.3
Die grossen Prinzipien
Was ist Informatik?
50
Diese Themenkreise unterscheiden gewissermassen Aktionsebenen in der Praxis der
Informatik, aufsteigend von abstrakten Grundprinzipien hin zur Realisierung von
praktischen Computerlösungen.
Für ein Schulfach Informatik stehen die ersten drei Stufen der Hierarchie im
Vordergrund. Diese sollen daher eingehender betrachtet werden. Die Fragen der
Gestaltung von konkreten Anwendungen betreffen eine wichtige Tätigkeit des In
formatikers. Aber ebenso wie in der Physik zwar Mechanik, aber nicht Maschinen
bau gelehrt wird, muss die Schule darauf verzichten, sich eingehend mit den Prob
lemen und Methoden des Baus von Anwendungen zu befassen.
Es ist keineswegs die Meinung, dass alle nachstehend aufgeführten Themata in
ein Schulfach Informatik gehören. Das wäre viel zu umfangreich, zu komplex und
zu schwierig für die Altersstufe bis und mit Matura. Andererseits sollte man nicht
zum Voraus Themenbereiche ausschliessen, bevor gründliche fachdidaktische Über
legungen dazu angestellt worden sind. So soll die Auflistung eine Grundlage für
eine überlegte und begründete Auswahl des Schulstoffes anbieten, wobei zwischen
obligatorischen Inhalten für alle und Wahlfächern für besonders Interessierte un
terschieden werden kann.
Algorithmen Datenstrukturen
Künstliche Intelligenz
Sprachverarbeitung
Compiler Netzwerke
Computerarchitektur Betriebssysteme
Programmiersprachen
Software Engineering
Datenbanken
Data Mining
Sicherheit Kryptografie
Realzeit-Systeme
Eingebettete Systeme
Entscheidungsunterstützende Systeme
Simulationssysteme
Verteilte Systeme
Parallele Systeme
Grafik Visualisierung
Mensch-Maschinen-Interaktion Benutzerschnittstellen
Workflow Management-Informationssysteme
Virtual Reality
Computerspiele
... ...
Tab.2
Kerntechnologien der Informatik: eine unstrukturierte und unvollständige Aufzählung
Was ist Informatik?
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