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chen Fortschritte bei den heutigen Kommunikationsmitteln und der Technologie
der Daten, Ton, Bild und Filmträger.
Ab 1945 wurden die ersten Universalcomputer nach der VonNeumannArchi
tektur gebaut. Damit wurde Babbages Traum Wirklichkeit. Es wurde sofort klar, dass
die Universalität der Computer und die damit verbundenen Automatisierungsmög
lichkeiten eine neue Qualität und Dimension in die Welt brachten. Von Neumann
erarbeitete daher bereits in den 1940erJahren die Elemente einer allgemeinen
Theorie der natürlichen und künstlichen Automaten. In seinen ersten Entwürfen
dazu studierte er die neuronalen Netze von McCulloch und Pitts. Sein Interesse galt
den selbst reproduzierenden Systemen sowie der Zuverlässigkeit von Systemen, die
aus unzuverlässigen Komponenten aufgebaut sind, auch hier motiviert durch das
biologische Vorbild. Seine Vision ist heute noch bei den zellulären Automaten und
in der Neuroinformatik zu erkennen.
Das Kennzeichnende an der VonNeumannArchitektur ist, dass Programme
gleich wie Daten gespeichert werden. Die Unübersichtlichkeit der Programmierung
in den Maschinensprachen führte zunächst zur Assemblerprogrammierung und
bald zu den ersten höheren Programmiersprachen. Dabei ging es darum, Rechen
verfahren, also Algorithmen, in einer Weise zu beschreiben, die einerseits für die
Maschine automatisch übersetzbar und verständlich, andererseits aber auch für
den Programmierer noch zu überblicken sind. Mit Algol (Rutishauser) und Pascal,
Modula, Oberon (Wirth) stammen wesentliche Beiträge zu Programmiersprachen
aus der Schweiz. Mit der Differenzierung von Programmiersprachen sind entspre
chende Programmierstile wie imperative, funktionale, logische und objektorientier
te Programmierung und entsprechende Weltanschauungen und Abstraktionen ver
bunden.
Die Programmierung von Software führt zu Artefakten von einer neuen, bisher
unbekannten Dimension der Komplexität. Insbesondere mit der Vernetzung sind
die komplexesten Systeme entstanden, welche die Menschheit je gebaut hat. Diese
technische Entwicklung führte zur heutigen Informations und Kommunikations
technologie. Sie erlaubt es uns, riesige Datenmengen zu erzeugen, zu verwalten,
auszuwerten und auszutauschen. Und das hat Konsequenzen. Die aus den mathe
matischlogischen Grundlagen entstandene Theorie zeigt auf, dass die Korrektheit
von Programmen nicht immer verifiziert werden kann. In der Praxis kann man bei
Programmen mit Millionen von Anweisungen, etwa bei Betriebssystemen, die Feh
lerlosigkeit prinzipiell nicht hundertprozentig garantieren. Dies führte zum moder
nen Forschungsgebiet des Software Engineering, das aufgerufen ist, diese Probleme
zu meistern. Dabei werden Konzepte und Methoden entwickelt, welche die Verläss
Was ist Informatik?
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lichkeit von Programmen und Programmsystemen erhöhen, wenn möglich garan
tieren. Ohne ein grundlegendes Verständnis der Problematik dieser Komplexität
und der wichtigsten Elemente zu ihrer Beherrschung ist die moderne Welt nicht
mehr zu verstehen.
Die mathematischlogischen Grundlagen
Interessanterweise entstanden die theoretischen Grundlagen der Informatik aus
der Grundlagenkrise der Mathematik. Die Axiome der Geometrie wurden ursprüng
lich als unverrückbare und selbstverständlich wahre Aussagen über den Raum ver
standen. Mit der Entdeckung der nicht euklidischen Geometrien wurde diese Auf
fassung über den Haufen geworfen, und es stellte sich folglich die Frage nach dem
Wahrheitsgehalt der Mathematik und ihrer Beweise. Der grosse Mathematiker Hil
bert führte die Idee ein, dass Beweise von Theoremen Ableitungen aus den Axio
men nach strengen Spielregeln sein müssen, also Ableitungen, die jedermann
nachvollziehen und damit überprüfen kann. Das war das Programm des Formalis
mus. Hilbert war überzeugt, dass damit alle wahren Theoreme auch bewiesen wer
den können. Die Inschrift auf seinem Grabstein lautet denn auch: «Wir müssen
wissen. Wir werden wissen.»
Dieser Traum wurde vom Logiker Gödel schon zu Lebzeiten Hilberts zerstört.
Der Unvollständigkeitssatz von Gödel besagt, dass in einem formalen System nicht
alle wahren Aussagen auch bewiesen werden können. Es können in den Sprachen
der Mathematik Sätze formuliert werden, deren Korrektheit man innerhalb der
Mathematik nicht beweisen oder widerlegen kann. Die strengen Spielregeln der
hilbertschen formalen Beweise regten weitere Forscher dazu an, mechanische Be
schreibungen der Ableitungsmechanismen zu suchen. Der junge Alan Turing bei
spielsweise nahm dazu als Modell einen rechnenden Menschen, auf Englisch einen
Computer. Aufgrund dieser Arbeiten kann man die Entstehung der Informatik als
Wissenschaft auf das Jahr 1936 datieren. Tatsächlich wurden erste reale Computer
nur wenige Jahr danach gebaut.
Neben der TuringMaschine wurden weitere, sehr unterschiedliche Formalismen
zum Begriff der Berechenbarkeit aufgestellt. Das Bemerkenswerte ist, dass sich alle
diese und auch spätere Begriffe von Berechenbarkeit als gleichwertig erweisen. Das
unterstreicht den grundlegenden, objektiven, mathematischen Charakter des Be
griffs. Gleichzeitig erwies sich, dass längst nicht alle definierbaren Begriffe und
Objekte, die in einem mathematischen Sinne existieren, auch effektiv berechenbar
sind. Das war eine unerwartete und tief greifende Erkenntnis. Im Hinblick auf
Was ist Informatik?
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Computer bedeutet es, dass fast alle interessanten Eigenschaften von Programmen
nicht allgemein und automatisch prüf und beweisbar sind. Das heisst vor allem
auch, dass genügend komplexe deterministische Systeme in ihrem Verhalten nicht
völlig vorhersehbar sind – Computersysteme und ihre Programme gehören grund
sätzlich in diese Kategorie. Damit ist eine scharfe Grenze zwischen automatisierba
ren und nicht automatisierbaren Problemen gezogen. Das ist für die heutige Infor
mationsgesellschaft eine wichtige und weittragende Einsicht, vergleichbar mit der
Erkenntnis der Unmöglichkeit des Perpetuum mobile in der Physik. Die nächsten
Jahrzehnte der theoretischen Informatikforschung widmeten sich der Klassifizie
rung der bekannten Probleme in automatisch lösbare und unlösbare.
Aus diesen grundlegenden mathematischlogischen Arbeiten leiteten sich auch
unmittelbar technologische Produkte ab, ein eher seltenes Ereignis für die Mathe
matik. Der Lambdakalkül des Logikers Church beispielsweise wurde in der erfolg
reichen Programmiersprache Lisp besonders für die künstliche Intelligenz opera
tionalisiert und bildet weiterhin die Grundlage für die heute noch sehr aktuelle
funktionale Programmierung.
Die zweite grosse Entwicklung in den Grundlagen der Informatik war die Ent
deckung der Berechnungskomplexität in den 1960erJahren. Dabei werden die Res
sourcen wie Rechenzeit oder Speicherplatzbedarf für die Automatisierung unter
sucht. Es stellt sich heraus, dass viele praktisch wichtige Problemstellungen der
Wissenschaft, der Technik und der Wirtschaft zwar Lösungsalgorithmen besitzen,
diese aber mehr Ressourcen in Anspruch nehmen, als das ganze Universum zur
Verfügung stellen kann. In dem Sinne sind sie praktisch unlösbar. Die Theorie hat
zahlreiche Problemklassen zu dieser Thematik definiert und die Probleme entspre
chend klassifiziert. Es bleibt ein Bereich, der die Grundlagenforschung der Informa
tik bis heute dominiert und auch noch grosse ungelöste Fragestellungen beinhaltet.
Für den Informatiker geht es letztlich darum, aus den Daten auch sehr schwieriger
Problemstellungen, die nicht vollständig und exakt gelöst werden können, den
maximal möglichen Anteil an Information effizient zu berechnen.
Die Forschung im Bereich der Berechnungskomplexität hat die Kryptologie re
volutioniert und damit die Voraussetzungen für das heutige EBusiness und auch
das EGovernment geschaffen. Das zentrale Problem der Kryptologie ist die Sicher
heit der Kommunikation über öffentliche ungeschützte Kanäle. Dabei basierte die
Sicherheit früher zunächst auf statistischen Überlegungen. Die hohen Anforderun
gen, die sich daraus ergaben, konnten im militärischen oder diplomatischen Be
reich noch befriedigt werden. Auf öffentlichen Kanälen und bei der Menge und der
Vielfalt der geschäftlichen und privaten Kontakte sind diese Systeme nicht mehr
Was ist Informatik?
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