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1 Infrastruktur an den Schulen
Am Anfang litt der integrierte Ansatz vor allem an der mangelnden Infrastruk
tur und der aufwendigen Handhabung – Computer waren nur in Computerräu
men verfügbar, die Konfiguration war nicht immer gewährleistet, Programme
liefen nicht usw. Doch mit PPPSiN
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wurde hier etwa ab dem Jahr 2000 Abhilfe
geschaffen und heute können wir eine breite Abdeckung der Schulen mit Com
putern und der dazugehörigen Vernetzung feststellen. Oft stehen gar Computer
in den Schulräumen, die gar nicht genutzt werden, was mit dem Begriff «Tech
nikfalle» gemeint ist.
Die Anzahl der Computer im Unterrichtsraum korreliert mit der Schulstufe:
60 Prozent aller Kindergärten haben keinen Computer, während 88 Prozent aller
Lehrpersonen der Sekundarstufe I Zugang zu mehr als 20 Computern haben.
(S.64)
Trotzdem wird in der besagten Studie von 53 Prozent aller Lehrpersonen der
Volksschule im Kanton Zürich die Infrastruktur bemängelt (S. 68), wobei eine
klare Korrelation zur Affinität der Lehrpersonen zu den Neuen Technologien zu
verzeichnen ist: Diejenigen, die positiv eingestellt sind, beurteilen auch die
Ausstattung eher als positiv und umgekehrt. Das Soft und Hardwareangebot
wird eher positiv beurteilt, positiver von den Administratoren als von den Lehr
personen. Lehrpersonen der Kindergarten und Unterstufe wünschen sich vor
allem einen Computer als persönliches Arbeitsgerät.
Konkret sind 42 Prozent der Unterstufenlehrpersonen und 53 Prozent der Mit
telstufenlehrpersonen der Meinung, dass der Einsatz von Medien und ICT im
Unterricht schwierig sei, weil nicht genügend Geräte zur Verfügung stehen.
Auch 26 Prozent der Lehrpersonen auf Sekundarstufe I bemängeln die Anzahl,
da oft nicht genügend Geräte für eine ganze Klasse vorhanden sind. (S.73 ff.)
2 Einstellung der Lehrpersonen
Die These, dass Lehrpersonen zum grossen Teil der Technik kritisch gegenüber
stehen und persönlich nicht genügend motiviert sind, diese einzusetzen, und
diesen Einsatz nicht als ihren primären Auftrag sehen, ist allerdings in Anbe
tracht der Ergebnisse der Studie nicht haltbar.
Lehrpersonen sind sich einig, dass die sinnvolle und kritische Nutzung von ICT
und Medien in den Lehrplan integriert werden sollte (71 Prozent) und dass da
durch der Unterricht spannender wird (66 Prozent). Die positive Einstellung
gegenüber ICT und Medien nimmt zu, je mehr Affinität zur Technik besteht
(persönlich oder als ICTSupporter) und in dem Masse, als in der eigenen Schu
Informatik, ICT und Medienbildung
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le ein Medienkonzept existiert und gelebt wird. Die Untersuchung zeigt aber
auch, dass Lehrpersonen im Kindergarten den Einsatz von ICT und die Thema
tisierung von Medienerlebnissen weniger wichtig finden als Lehrpersonen auf
der Mittelstufe und in der Sekundarstufe I.
3 Weiterbildungsbedarf der Lehrpersonen
Tendenziell wurde in den letzten zehn Jahren viel für die Weiterbildung der
Lehrpersonen unternommen. Insbesondere wurden Supportpersonen ausgebil
det, die an den Schulen sowohl den technischen als auch den pädagogischen
Support sicherstellen. Im Kanton Zürich hat jede Schule eine solche Person,
meist Lehrpersonen, die sich weitergebildet haben.
Im Klassenzimmer, also auf der Ebene der Lehrpersonen, die die Technik in ihren
Unterricht integrieren sollen, ist die Situation weniger flächendeckend. Im
Durchschnitt besucht pro Jahr und Schule eine Lehrperson eine Weiterbildung
im Bereich ICT und Medien (73 Prozent der ICTAdministratoren bestätigen das).
Diese Weiterbildung umfasst meistens nur einen Tag und betrifft zu 48 Prozent
die persönliche Anwendungskompetenz und zu 39 Prozent den Einsatz von Me
dien/ICT im Unterricht. (S. 49 ff.)
Ein zukünftiges Weiterbildungsinteresse besteht vor allem (62 Prozent) an kon
kreten Unterrichtsszenarien mit Medien und ICT. Am geringsten ist das In
te res se an verbesserten Grundkenntnissen (29 Prozent), wobei hier die Selbst
ein schät zung der Lehrpersonen (gute Grundkenntnisse) nicht mit der Fremd
einschätzung von Schulleitung und ICTKoordination übereinstimmt. Diese be
urteilen die Grundkenntnisse der Lehrpersonen eher tiefer, vor allem in den
Bereichen Präsentation, Bildbearbeitung, Tabellenkalkulation und Einsatz von
Ton und Film. (S. 51 ff.)
Das Weiterbildungsinteresse korreliert mit der Schulstufe und dem privaten In
teresse. Ältere Lehrpersonen haben ein signifikant höheres Interesse an zusätz
lichen Grundkenntnissen. Die Lehrpersonen wünschen individualisierte, praxis
nahe Weiterbildungen. (S. 53)
4 Mediennutzung ist sehr zeitaufwendig
Weitere Argumente, warum ICT im Unterricht nur selten eingesetzt wird, sind
der hohe Vorbereitungsaufwand, die nicht immer funktionierende Technik und
der allgemein gedrängte Stoffplan im Rahmen des Curriculums einer Schulstufe.
Zudem ist der Betreuungsaufwand während des Einsatzes sehr hoch, gerade weil
der Einsatz gleichzeitig ein Heranführen an die Technik bedeutet. Im Rahmen
von offen gestellten Fragen bemängelte ein Grossteil der Lehrpersonen vor
Informatik, ICT und Medienbildung
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allem die fehlende Zeit – für die Vorbereitung und in der Klasse – für den Ein
satz von ICT und Medien. (S. 74) Einige Personen wünschten sich daher ein
Extra zeitgefäss, um ICT und Medien einzuführen.
5 Medienkonzept an den Schulen
Im Rahmen der Studie konnte ein klarer Zusammenhang zwischen der positiven
Einstellung der Lehrpersonen zu den neuen Medien einerseits und der Inten
sität der Nutzung von ICT und Medien im Unterricht sowie einem gelebten Me
dienkonzept andererseits hergestellt werden. Ein Medienkonzept regelt den
technischen und pädagogischen Support, gibt klare Richtlinien zum Umgang
mit ICT und Medien in der Schule vor (Datenschutz, Sicherheit und Gefahren)
und regelt, welche Kompetenzen Schüler und Schülerinnen in den einzelnen
Klassenstufen erreichen sollen; diese Kompetenzen sind in sogenannten Treff
punkten in den Lehrplänen vorgegeben. Derartige Medienkonzepte existieren
allerdings nur an 27 Prozent der Zürcher Volkschulen. Wenn sie gelebt werden,
dann wirken sie sich positiv auf die Einstellung der Lehrpersonen gegenüber
ICT und Medien aus.
6 Medienkompetenz der Lehrpersonen
Ein weiterer Grund für das Scheitern des integrierten Ansatzes ist die mangelnde
Medienkompetenz der Lehrpersonen. Zum einen gibt es nach wie vor Weiterbil
dungsbedarf (wie oben bereits beschrieben), zweitens fühlen sich viele Lehrper
sonen nicht kompetent und drittens entstehen aus diesem defizitären Denken
Berührungsängste. Hinzu kommt, dass manche Schülerinnen und Schüler heute
oft virtuos mit den neuen Medien umgehen, sodass eine Lehrperson in der
Handhabung nicht mithalten kann und aus diesem Defizit heraus sich scheut,
den Computer überhaupt einzusetzen.
Generell kann gesagt werden, dass die selbst gefühlte Medienkompetenz steigt,
je jünger eine Lehrperson ist. Die Lehrpersonen schätzen ihre Informatikkom
petenzen (Anwenderkompetenz) höher (57 Prozent) ein als ihre medienpäda
gogischen Kenntnisse (40 Prozent) und ihre mediendidaktischen Kenntnisse
(35 Prozent). Interessant ist bei diesen Ergebnissen, dass die Thematisierung
von Gefahren des Einsatzes viel seltener Unterrichtsgegenstand in der Volks
schule ist, als angenommen. Erst in der Sekundarstufe I werden Sicherheit,
Gewalt und Datenschutz zum Thema, und dann oft auch erst, wenn es in der
Schule konkrete Vorfälle gibt. Im Kindergarten und in der Unterstufe sehen
Lehrpersonen die Verantwortung in diesem Gebiet bei den Eltern.
Informatik, ICT und Medienbildung
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