179
Die Ergebnisse der vier Fallstudien zeigen auf, dass bereits die vier untersuchten
PHs in ihren Curricula und Modulen recht verschiedene Ansätze verfolgen, um die
Medienbildung in die Lehrpersonenausbildung zu integrieren. Folgende Punkte ver
deutlichen die Unterschiede bzw. die Gemeinsamkeiten:
n
Eingangskompetenzen
Die PHs gehen davon aus, dass ihre künftigen Studierenden bereits mit ICT
Anwendungswissen an die Hochschule kommen. Eingangstests bzw. Selbstein
schätzungstests sind daher an drei von vier PHs obligatorisch. Aus einem zum
Teil breiten Angebot können die Studierenden ihre Lücken dann fakultativ
auffüllen. Dieses wurde zum Beispiel an der PHZ Luzern im letzten Studienjahr
von allen Studierenden wahrgenommen.
n
Ergänzung des ICT-Anwendungswissens
Es werden fakultative Module zum ICTAnwendungswissen angeboten. Hier wird
also kein rein integrierter Weg gegangen, sondern als Voraussetzung für (fach)
didaktische ICTModule ergänzendes Grundwissen vermittelt. Nur die PH der
FHNW macht hier eine Ausnahme, indem sie Medienbildung generell als integ
riert ansieht und keine eigenen Module anbietet.
n
Umfang des Angebotes
Das Modulangebot im Bereich ICT bewegt sich an den vier PHs zwischen 0 und
54 ECTSPunkten. Der Pflichtanteil liegt bei 014 ECTS, wobei das Angebot an
Wahlmodulen an drei Hochschulen zwischen 14 und 45 ECTS liegt.
n
Schwerpunkte der Medienbildung
Eine genauere Analyse der Module zeigt auf, dass die allgemeine ICTDidaktik
besonders stark in diesen Curricula vertreten ist, gefolgt von Informatik als
Fach und ICTAnwendungswissen. Informatik als Fach wird an zwei PHs für die
Sekundarstufe I angeboten. Angehende Lehrpersonen können fünf Schwer
punktfächer auswählen, eines davon kann Informatik sein.
n
ICT-Zertifikat
Auch wenn die PHs ICTTests verwenden, so setzen sie keine Zertifikate voraus
und bieten auch keines als Nachweis der ICTKompetenzen an. Zur Vertiefung
von ICTKompetenz wird an zwei PHs eine ICTSupportAusbildung (pädago
gisch) im Rahmen von 15 ECTS angeboten. Mit dieser Ausbildung kann die
entsprechende Person den pädagogischen ICTSupport an einer Schule über
nehmen.
Informatik, ICT und Medienbildung
180
Fazit:
Für die Lehrpersonen lässt sich zusammenfassend feststellen, dass ICTAn
wendungswissen kein eigenes Fach an den PHs ist, sondern allenfalls ergänzend
und fakultativ angeboten wird. Dies entspricht auch der EDKStrategie. Dagegen
verbirgt sich hinter den Begriffen «allgemeine ICTDidaktik» (Einsatz des Compu
ters im Unterricht z. B. zum Recherchieren oder Präsentieren) und «ICTFachdidak
tik» (fachspezifisches ELearningAngebot nutzen) integriertes Anwendungswis
sen, zum Teil sogar im Pflichtbereich der Ausbildungen. Es ist daher schwierig, das
wirkliche Ausmass an ICTKompetenz der PHAbsolventen aufgrund der Ausbil
dungscurricula zu eruieren. Noch weniger besteht eine Vergleichbarkeit zwischen
den PHs.
Weiter ist festzustellen, dass der Bereich Medientechnologie nicht zur Grund
ausbildung einer Lehrperson gehört, jedoch die Möglichkeit besteht, in der SekI
Lehrpersonenausbildung das Fach Informatik als Schwerpunkt zu wählen. Die In
halte sind dann der Stufe angepasst.
24
Die Ausbildung der SekIILehrpersonen erfolgt zweistufig: Nach bzw. während
eines Masterstudiums im angestrebten Fach bzw. in einer angestrebten Fächerkom
bination müssen SekIILehrpersonen einen didaktischen Ausweis oder ein Lehr
diplom für Maturitätsschulen erlangen. Diese Ausbildung im Umfang von 60 ECTS
Punkten erfolgt zum Teil an den PHs (wie z.B. in Bern) oder an den Universitäten
bzw. ETHs (wie z.B. in Zürich und Genf). Aber auch hier bildet das ICTAnwendungs
wissen kein eigenes Fach, sondern wird angesichts eines absolvierten Studiums
vorausgesetzt, und es werden fakultative Stützmodule angeboten.
Informatik, ICT und Medienbildung
181
Zur Förderung des Themengebiets Informatik in der Bildung gehört die Fähigkeit, das
Anliegen auch gegenüber Dritten kommunizieren zu können. Einigermassen kon
sistent definierte und verwendete Begriffe bilden dafür eine wichtige Grundlage.
Begriffe im Bildungsumfeld sind generell
n
historisch gewachsen,
n
in (nur langsam anpassbaren) Lehrplänen verankert,
n
in Gedächtnissen unterschiedlichster Menschen mit Erinnerungen verbunden,
n
(darum) in Gedächtnissen mit Erwartungen verbunden.
Dies erschwert die verständliche Begriffsfindung und verwendung. Zudem ist zu
beachten, dass neben Fachfremden auch Fachpersonen verwandter Themenbereiche
angesprochen werden sollen. Bei der Begriffsfestlegung sind darum auch Begriffs
verwendungen verwandter Themengebiete zu berücksichtigen.
Ziel dieses Kapitels ist es, verwandte Themengebiete sowie gebräuchliche Be
grifflichkeiten zur Benennung von Aspekten von ICT in der Bildung aufzuzeigen.
ICT als Thema oder ICT als Werkzeug und Medium?
In einer ersten Unterscheidung soll zwischen ICT als Thema des Unterrichts und ICT
als Werkzeug und Medium des Unterrichts unterschieden werden (vgl.Tab.10).
7.4
Begrifflichkeiten
Informatik, ICT und Medienbildung
182
Im Folgenden wird nur der Aspekt ICT als Thema des Unterrichts betrachtet. ICT als
Werkzeug und Medium des Unterrichts ist begrifflich ausschliesslich in der Lehrper
sonenbildung relevant und wird darum hier vorerst ausgeklammert.
Aspekte des Themenbereichs «ICT als Thema des Unterrichts»
Möglichst ohne die Verwendung von Fachbegriffen lassen sich folgende Aspekte
des Themenbereichs «ICT als Thema des Unterrichts» unterscheiden. Neben dem
Anliegen, das Thema Informatik in die Schule zu bringen (A), gibt es derzeit ver
schiedene verwandte Aspekte, die aus Sicht der Schule ebenfalls zur Diskussion
stehen (vgl. Tab.11):
Aspekt
Rolle der ICT
Leitfrage
Wahrnehmung
durch die
Lernenden
ICT als Thema
Schülerinnen
Was sollen die
Teilaspekte von ICT
des Unterrichts
und Schüler lernen
Lernenden
stehen im Vordergrund
etwas über
über ICT lernen?
und sollen bewusst
das Thema ICT
wahrgenommen
(und thematisiert)
werden
ICT als Werkzeug
Schülerinnen
Wie lässt sich ICT
ICT soll möglichst
und Medium
und Schüler
lernförderlich
im Hintergrund bleiben
des Unterrichts
lernen mithilfe
einsetzen?
und die Lernaktivitäten
von ICT
nicht (technisch,
kognitiv oder
emotional) behindern
Tab.10
ICT als Thema oder als Werkzeug/Medium des Unterrichts
A
Schülerinnen und Schüler verstehen Grundkonzepte der Wissenschaft Informatik
B
Schülerinnen und Schüler können Anwendungsprogramme effektiv und effizient nutzen
C
Schülerinnen und Schüler beherrschen das Zehnfingersystem effizient
D
Schülerinnen und Schüler reflektieren eigene und fremde Nutzung von ICT kritisch
E
Schülerinnen und Schüler finden, verarbeiten und präsentieren Informationen kompetent
Tab.11
ICT als Thema des Unterrichts – Aspekte A bis E
Informatik, ICT und Medienbildung
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