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In einzelnen Gymnasien vermittelten schon in den 1960erJahren aufmerksame
Lehrkräfte aus Mathematik und Physik ihren Schülern und Schülerinnen erste Aus
blicke auf die neuen Entwicklungen, typischerweise in Semesterendstunden und
mit gelegentlichen Wahlangeboten. Persönliche Begeisterung auf beiden Seiten
stand dahinter, Computer waren schwer zugänglich, Breitenwirkung blieb aus.
In den 1970erJahren boten Hochschulrechenzentren und erste käufliche
Kleinrechner manchen Gymnasien direkte Kontaktmöglichkeiten zum Computer.
Vielerorts wurden Wahlfachangebote (fakultative Informatikkurse) eingeführt;
nach 1980 war dies in den meisten Gymnasien der Schweiz bereits der Normalfall.
In den meisten dieser Kurse stand Programmieren im Zentrum. Heftige Diskussio
nen entbrannten unter den Beteiligten um die bestgeeignete Programmiersprache,
etwa um Pascal, Basic oder APL.
Nach 1980 erkannten die Öffentlichkeit und in Folge auch die Schweizer Bil
dungspolitik die wachsende Bedeutung der Informatik für Schulen auf der SekII
Stufe. In die Berufsschulen fanden berufsspezifische Informatikthemen rasch Ein
gang, unterstützt durch die Grundlagen zur Berufsbildungsförderung aus dem
Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartement. In den allgemeinbildenden Gymna
sien fehlte aber die Regelungskompetenz des Bundes. In den bildungsautonomen
Kantonen waren Vorgaben nur über die gemeinsame Maturitätsanerkennungsver
ordnung (MAV) möglich. Darin fand nun die Informatik erstmals Eingang: Zwischen
1986 und 1989 mussten die Gymnasien aller Typen (damals A bis E) einen obliga
torischen Informatikkurs einführen, der typischerweise 40 bis 80 Lektionen um
fasste und in der Regel im drittletzten Jahr vor der Matur angesetzt war. Der Inhalt
dieses Einführungskurses sollte (nach einem Vorschlag der Informatiker beider Zür
cher Hochschulen) die folgenden fünf Themenbereiche umfassen:
n
Geräte (Hardware): Sichtbares und Unsichtbares (Prozessor, Speicher)
n
Algorithmen und Programme
n
Information und Daten
n
Einige Anwendungen (Textverarbeitung, Tabellenkalkulation)
n
Informatik und Gesellschaft (inkl. Datenschutz)
In der Realität des schulischen Alltags verschoben sich aber diese Themen rasch
und gründlich. Unter «Information und Daten» konnten sich damals nur wenige
ein Schulthema vorstellen (Google war noch in weiter Ferne), also ging dieser
Punkt in den «Anwendungen» auf. «Informatik und Gesellschaft inkl. Datenschutz»
war den Lehrkräften fremd, weshalb rasch der Vorschlag kam, das Thema wahlwei
se durch «Informatikgeschichte» zu ersetzen. «Geschichte» hat in allen Fächern
Medienbildung'>Informatik, ICT und Medienbildung
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den unbestreitbaren Vorteil, dass der Vorbereitungsaufwand ein einziges Mal ge
leistet werden muss und nachher über viele Jahre nutzbar bleibt. Die Mathematik
lehrer, die meistenorts dieses neue Fach zu erteilen hatten, fanden im Bereich des
Programmierens vielfältige Möglichkeiten, ihr eigenes Fach mit neuen Themen zu
kombinieren. Somit fanden sich im neuen Fach «Informatik» rasch folgende In
halte:
n
Geräte (Hardware): Sichtbares und Unsichtbares (Prozessor, Speicher)
n
Algorithmen und Programme, Programmieren
n
Einige Anwendungen (Textverarbeitung, Tabellenkalkulation)
n
Informatikgeschichte
Dabei blieb es aber nicht. Zwei Hauptgründe trugen zur abermaligen Änderung bei:
Das Programmieren erwies sich für die meisten Gymnasiasten als (zu) schwierig,
und die Ablenkung durch neue Informatikanwendungen war zu attraktiv.
Zum Programmieren: Um 1990 wurden in vielen Gymnasien Programmierkurse
erteilt, die zum Ziel hatten, alle Schüler so weit zu bringen, dass sie auf dem Com
puter einfache eigene Aufgaben mit selbstgeschriebenen Programmen lösen könn
ten. Dazu sollten leistungsfähige Computersprachen (Pascal, Basic) erlernt und
geübt werden. Dieses Ziel liess sich aber in den dafür verfügbaren 40 bis 80 Lek
tionen kaum erreichen, vor allem nicht mit jenen Schülern, die an anspruchsvollen
Programmstrukturen wenig Interesse zeigten.
Zu den Informatikanwendungen: Das Angebot an praktischen und immer beque
mer nutzbaren Anwenderprogrammen und Dienstleistungen wurde ständig attrak
tiver, zuerst in der Schule, später auch zu Hause. Umso rascher waren daher gerade
die am echten Programmieren kaum Interessierten für die Nutzung der Schulcom
puter zu begeistern, wenn sie darauf Arbeitshilfen (Textverarbeitung), Informations
dienste (ab 1993 WWW, später auch Google) oder gar Spiele vorfanden.
Der Vormarsch der Informatikanwendungen
Es war daher nicht erstaunlich, dass sich schon bald die oben erwähnten Inhalte
des Fachs Informatik nochmals veränderten. Nachdem Computer in allen Büros
Einzug gehalten hatten, war das Teilthema Geräte nicht mehr interessant, das
Programmieren zu schwierig und die Informatikgeschichte auch nicht gerade um
werfend, sodass nur die Informatikanwendung (Textverarbeitung, Tabellenkalkula
tion, Surfen im Internet) übrig blieb. Dieser inhaltliche Wechsel wurde vielerorts
auch sichtbar gemacht, indem das Schulfach den Namen ICT erhielt, eine nicht sehr
Informatik, ICT und Medienbildung
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aussagekräftige, aber in der Schweizer Schulpraxis inzwischen recht verbreitete
Abkürzung
10
.
So viel zur inhaltlichen Entwicklung dieses Fachs, die aber schon bald durch
neue Entwicklungen im Gesamtlehrplan der Gymnasien überlagert wurde. Das neue
Maturitätsanerkennungsreglement (MAR) von 1995 schaffte die alten Typen A bis
E ab und führte neu eine Fächerregelung ein, bei der ein grosser Block von Matu
rafächern (sogenannte Grundlagenfächer mit Sprachen, Mathematik, Naturwissen
schaften usw.) für alle obligatorisch erklärt wurde, während sich die Wahlmöglich
keiten der Schülerinnen und Schüler vor allem auf ein Schwerpunktfach und ein
Ergänzungsfach, beide mit zählenden Maturanoten, konzentrierten. Die Matura
fächer waren bei dieser MARRevision das Hauptthema, sodass die Informatik, die
damals kein Maturafach war, dabei kaum erwähnt wurde. Daher entwickelte sich
der Informatik/ICTUnterricht in den verschiedenen Kantonen unterschiedlich,
teilweise blieb er als eigenes Fach im Stundenplan erhalten, teilweise wurde er in
andere (Matur)Fächer integriert (integrierte Informatik, siehe Kapitel 7.2).
Inzwischen gibt es allerdings auch wieder positivere Entwicklungen. Nach län
geren Bemühungen der Schweizerischen Vereinigung für Informatik in der Ausbil
dung (SVIA), dem Verein der Informatiklehrkräfte, hat die Eidgenössische Maturi
tätskommission im Rahmen der MARRevision 2007 die Möglichkeit geschaffen, ein
fakultatives Maturitätsfach Informatik als sogenanntes Ergänzungsfach einzufüh
ren. Die meisten Kantone haben inzwischen diese Gelegenheit ergriffen; bereits
2010 fanden erste Maturitätsprüfungen im Fach Informatik statt.
Mit dem Ergänzungsfach Informatik kommt jedoch nur eine kleine Gruppe In
teressierter in den Genuss einer echten Informatikausbildung. Der Allgemeinbil
dungsauftrag des Gymnasiums, seine Absolventen, und zwar alle, auf die heutige
Welt und auf ein Hochschulstudium vorzubereiten, wird damit in einer Kerndiszip
lin des 21. Jahrhunderts schlicht nicht erfüllt. Genau deswegen gilt es jetzt, Infor
matik als Grundlagenfach in die Gymnasiallehrpläne einzubauen und gleichzeitig
die dafür nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen, namentlich im Bereich der
Ausbildung der Lehrpersonen.
Medienbildung
Zum Schluss dieses Rückblicks noch einige Bemerkungen zum Themenbereich Me
dienbildung in der Schule. Im Gegensatz zu Informatik/ICT hat dieser eine weit
längere Tradition in der Schule und hatte anfänglich eher eine Erziehungs als eine
Bildungsaufgabe. Schülerinnen und Schüler sollten durch den Blick hinter die Ka
Informatik, ICT und Medienbildung
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