187
Während also in den allgemeinbildenden
Schulen versucht wird, den Begriff
Informatik für wissenschaftliche Inhalte zu etablieren, wird in der Berufsbildung
gleichzeitig der Wechsel von Informatik zu ICT als Bezeichnung für das Berufs
fachwissen vollzogen.
Fazit:
Bereits in der deutschsprachigen Schweiz werden die Begriffe nicht einheit
lich gebraucht. Insbesondere fällt die unterschiedliche Begriffsnutzung zwischen
der Volksschule und der OdAICTBerufsbildung Schweiz auf.
Abb.10
Begriff in der ICT-Berufsbildung
ICT
Informatik, ICT und Medienbildung
7.5
Informatische Bildung
über alle Schulstufen
188
Vor dem Hintergrund der beschriebenen geschichtlichen Entwicklung, dem aktuel
len Stand in der Schule und in der Lehrpersonenausbildung sowie der Unterschiede
in den verwendeten Begriffen ist es notwendig, für ein Grundlagenfach Informatik
im Gymnasium schon in der Volksschule die dort ohnehin stattfindenden ICTAkti
vitäten wenigstens minimal zu koordinieren. Da auf jener Schulstufe aber nach wie
vor der integrierte Ansatz verfolgt wird, besteht beim Eintritt ins Gymnasium kein
Nachweis, welche Kompetenzen die einzelnen Schülerinnen und Schüler tatsäch
lich mitbringen. Im Folgenden werden daher
vorerst nur Ideen aufgezeigt, wie sie
unter den Autoren, in der Hasler Stiftung und im Umkreis des SVIA diskutiert
werden. Darunter befinden sich Ansätze, wie unter den gegebenen Rahmenbedin
gungen eine generelle Erhöhung der Kompetenzen in Informatik, ICT und Medien
bildung erreicht und damit die Eingangskompetenzen für das Gymnasium erhöht
werden können.
Der Begriff «Informatische Bildung»
Im Hinblick auf in Zukunft besser koordinierte Bildungskomponenten aus den Be
reichen Informatik, ICT und Medien bereits auf der Volksschule wird es notwendig,
einerseits die verschiedenen Begrifflichkeiten gut zu erklären und zu differenzie
ren und andererseits einen Oberbegriff für den «Computer in der Schule» zu prägen,
der alle Aspekte A bis E aus Tabelle 3 umfasst. Dafür wird hier der Begriff «Infor
matische Bildung» verwendet.
Informatische Bildung wurde in Deutschland geprägt; er umfasst die Bildung
rund um den Computer ganzheitlich. Norbert Breier definierte diesen Begriff 1994
folgendermassen: «Informatische Bildung ist […] jener Teil der Allgemeinbildung,
der die Welt unter informationellem Aspekt betrachtet, während die naturwissen
schaftlichen Fächer den stofflichen oder energetischen
Aspekt in den Mittelpunkt
Informatik, ICT und Medienbildung
189
ihres Unterrichts stellen.» (Hubwieser, S. 50)
28
Ziel eines allgemeinbildenden infor
matischen Unterrichts ist somit die stufengerechte «Beherrschung moderner Infor
mations und Kommunikationstechnologien». Dieses Ziel kann auf Gymnasialstufe
laut Hubwieser nicht ohne einen systematischen Informatikunterricht erreicht
werden. (Hubwieser, S. 60)
Betrachten wir nun nochmals die Aspekte A bis E, wobei sie nun aus der Sicht
der Informatik als zugrundeliegender Wissenschaft und nicht aus der Pädagogik
(also Medienbildung oder Medienerziehung) betrachtet werden, so lassen sich diese
mit dem Begriff informatische Bildung gut abbilden. Dabei steht das Verständnis
der Grundlagen der Informations und Kommunikationstechnologie zur Beherr
schung und kritischen Auseinandersetzung im Zentrum und nicht nur deren An
wendung bzw. Nutzung im Unterricht. Unter diesem
neuen Paradigma erscheinen
die Kompetenzen A bis E in einem neuen Licht.
Es kristallisieren sich für die informatische Bildung drei Kompetenzen heraus,
die zur Allgemeinbildung gehören sollten. In einem ersten Schritt werden die zu
erlangenden Kompetenzen kurz beschrieben und den zurzeit verwendeten Begriffen
zugeordnet (vgl.Tab.12).
Auf der Stufe der obligatorischen Schulbildung geht es noch nicht um theoreti
sche Grundlagen, aber im Rahmen der Anwendungskompetenzen immerhin um
grundlegende Konzepte der Informations und Kommunikationstechnologie. Deren
Vermittlung kann nicht so nebenbei oder integriert erfolgen. Um den Computer als
Medium, Werkzeug und Inhalt des Lernens zu thematisieren, braucht es bereits auf
der Volksschulstufe ein eigenes
Fach informatische Bildung, mit der Vermittlung
der in Tabelle 12 aufgezeigten Kompetenzen.
Grundlagenkompetenzen
Schülerinnen und Schüler kennen und verstehen wesentliche
theoretische Grundlagen und Grenzen der Informations-
und Kommunikationstechnologie. (Informatik)
Anwendungskompetenzen
Schülerinnen und Schüler kennen und verstehen die
grundlegenden Konzepte der Informations- und
Kommunikationstechnologie und beherrschen die ent-
sprechenden Anwenderprogramme. (ICT)
Medienkompetenzen
Schülerinnen und Schüler können den Computer effektiv
und effizient als Werkzeug
einsetzen und als Medium
vor dem Hintergrund der eigenen und fremden Nutzung
reflektieren. (Medienbildung)
Tab.12
Kompetenzbereiche der informatischen Bildung
Informatik, ICT und Medienbildung
190
Aufbau einer informatischen Bildung
Als Nächstes stellt sich die Frage, wie diese Aspekte im Gymnasium vermittelt wer
den sollen. Tabelle 13 zeigt einen qualitativen, nicht quantitativen Gesamtüber
blick über die Stoffverteilung in die drei Bereiche Informatik, ICT und Medien. Der
wissenschaftlich orientierte Bereich Informatik benötigt
erst auf Sekundarstufe II
ein selbstständiges Fach, während auf Stufe Sek I die Informatikanwendung das
Hauptgewicht bekommt. Auf dieser Stufe muss neu ein Kristallisationskern für
echte informatische Bildung festgelegt werden, während Übungsgelegenheiten im
Sinne der heutigen integrierten Informatik durchaus in anderen Fächern verbleiben
können.
Tab.13
Informatische Bildung vom Kindergarten bis zur Matur
29
Informatik, ICT und Medienbildung
12
9
6
3
11
8
5
2
-1
10
7
4
1
-2
Informatik
Grundlagenkompetenzen
ICT
Anwendungskompetenzen
Computer
als Medium
Medienkompetenzen
Elemente der Informatik
als Wissenschaft
Vertiefung
ausgewählter Gebiete
Mechanismen der
Informationsverbreitung
Grundkonzepte
der Programmierung
Standardanwendungen
(Texte, Tabellen, Bilder)
Technologische Grundkentnisse
Recherchieren und Verifizieren
Sicherheit
und Privatheit
Programmieren mit
stufengerechten Mitteln
Einführung in die
Computeranwendung
Einführung in das Internet
Stufengerechte Einführung in den Umgang mit dem Computer
Kompetenznachweis
Kompetenznachweis
Kompetenznachweis
Schuljahr
Sek II
Sek I
Prim
ar
KG