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Kunst im Konflikt: Strategien zeitgenössischer Kunst
shops und Ausstellungen veranstaltet.
116
Die letzte
Etappe ist das Museum of Contemporary Art – Palesti-
ne (CAMP), eine wachsende Sammlung ohne feste
Behausung, die rund um die Welt ausgestellt wer-
den soll.
117
1996 gründete sich in Ramallah das Khalil
Sakanini Cultural Center, das unter anderem Kunst
fördert, ausstellt und sammelt.
118
1997 veranstaltete
das Institut du monde arabe in Paris im Rahmen des
„Printemps palestinien‚ die Ausstellung „Artistes
palestiniens contemporains‚.
119
2004 entstand in Ramallah die Palestinian Association
for Contemporary Arts (PACA), die zwei Jahre später
die International Academy of Arts Palestine ins Leben
rief.
120
In Verbindung mit dem Ethnographic and Art
Museum der Birzeit University informiert eine von
Vera Tamari 2005 gegründete Virtual Gallery über
palästinensische Gegenwartskunst – und zwar onli-
ne, auch wegen der eingeschränkten Mobilität in
den Palästinensergebieten. Dass hier Ethnographie
und Kunst aufeinander treffen, liegt auch daran,
dass es lange Zeit Kunst in den Palästinensergebie-
ten kaum gab. Gegenwartskunst hat sich dort we-
sentlich aus der Rezeption palästinensischer Künst-
ler in der Diaspora und allgemein internationalem
Austausch entwickelt. Zwischen der avancierten
Gegenwartskunst, die vor allem von Künstlern aus-
geht, die in Europa oder den USA studiert haben,
und dem Informationsstand der breiten Bevölke-
rung klafft jedoch eine Lücke. Um diese zu schlie-
ßen, hat Tamari in ihrer Virtual Gallery ein Pro-
gramm für Kunsterziehung an Schulen eingerich-
tet.
121
Auch an der Al-Quds University gibt es neuer-
dings ein Department of Fine Arts.
122
Bemerkenswerter Weise lässt sich bei den anschlie-
ßend vorgestellten Projekten und Initiativen zwi-
schen solchen von Israelis und Palästinensern nicht
116
http://www.almamalfoundation.org.
117
http://www.almamalfoundation.org/index.php?action=events
&type=7.
118
http://www.sakakini.org.
119
http://www.imarabe.org/exposition-ima-188.
120
http://www.pal-paca.org/english.html;
http://www.artacademy.ps/english.
121
http://virtualgallery.birzeit.edu;
http://www.thisweekinpalestine.com/details.php?id=2519&ed=15
5&edid=155.
122
http://www.alquds.edu/en/faculties/arts/fine-arts.html.
trennen, da es sich oft um gemeinsame und interna-
tionale Ereignisse handelt. Es kann hier auch nicht
um ein Gleichgewicht in der Repräsentation beider
Seiten gehen, etwa indem gleich viele israelische
und palästinensische Künstler vertreten wären, auch
nicht um Vorzeigeprojekte, die demonstrieren, dass
eine friedliche Kooperation möglich ist. Solche Pro-
jekte bergen die Gefahr, dass sie die internationalen
Akteure, die Geld geben für Initiativen und Projekte,
zufriedenstellen, am Konflikt aber wenig ändern.
Wert wird vielmehr darauf gelegt, dass von den
unterschiedlichen Narrativen nicht eine Seite ausge-
blendet wird. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn
das Museum on the Seam an der Grenze von West-
und Ost-Jerusalem, gegründet aus Mitteln des Me-
dienunternehmers Georg von Holtzbrinck, eine „Vi-
sion von Koexistenz‚ propagieren will
123
und in
Ausstellungstiteln „The Right to Protest‚ einfor-
dert,
124
dabei aber verschweigt, dass das Gebäude
selbst der Familie des Architekten gehörte, der das
Haus 1932 erbaute, dessen Familie jedoch vertrieben
wurde.
125
Autobiography of a City
Ayyam – Recognition and Dialogue
Das Projekt ‚Autobiography of a City‛, 2000 ins
Leben gerufen von Eyal Danon und Sami Bukhari,
beschäftigt sich mit der Geschichte von Jaffa. Heute
als historische Altstadt Teil von Tel Aviv-Yafo, war
Jaffa vor 1948 die wichtigste Stadt Palästinas. 95
Prozent der nicht-jüdischen Bevölkerung wurden
vertrieben. Ihre Nachfahren leben heute in Flücht-
lingslagern in der Westbank, im Gazastreifen und in
verschiedenen anderen Ländern. Das Projekt zielt
darauf ab, die Geschichte der Stadt Jaffa aus der
Erinnerung ihrer heutigen und ehemaligen Bewoh-
ner, gleich welcher Religion und Herkunft, zu re-
konstruieren. Der Akzent liegt auf der persönlichen
Perspektive, insbesondere von Frauen, auf den „un-
told and erased histories and memories‚, die auch
123
http://www.coexistence.art.museum/Coex/Index.asp.
124
http://www.mots.org.il/Eng/Exhibitions/the-right-to-protest-
info.asp.
125
http://www.wrmea.com/component/content/article/363/10292-
the-nakba-continues-jerusalems-museum-on-the-seam-artful-
dodging-.html.
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Kunst im Konflikt: Strategien zeitgenössischer Kunst
als Korrektiv zu offiziellen Darstellungen wirken
und in einem Online-Videoarchiv gesammelt wer-
den. Zur Organisation Ayyam – Recognition and Dia-
logue, die das Projekt betreibt, gehört ein Beirat von
zwölf Personen aus den Bereichen Publizistik, Film
und Fernsehen, Wissenschaft, Stadtplanung und
Kunst.
http://www.jaffaproject.org/
Israeli Center for Digital Art, Holon
Das bereits erwähnte Israeli Center for Digital Art in
Holon bei Tel Aviv verdient, hier noch einmal eigens
aufgeführt zu werden, weil von ihm viele der weg-
weisenden Initiativen ausgehen, die im folgenden
besprochen werden. 2001 ursprünglich als Videoga-
lerie geplant, wurde daraus auf Vorschlag der
Gründungsdirektorin Galit Eilat ein Zentrum für
Neue Medien. Aufgrund der zweiten Intifada, die
2000 nach dem Besuch des israelischen Staatspräsi-
denten Ariel Sharon auf dem Tempelberg begonnen
hatte, wurde die Auseinandersetzung mit dem israe-
lisch-palästinensischen Konflikt bald zu einem
Schwerpunkt der Arbeit. Grundlegend wurde die
dreiteilige Ausstellungsreihe „Hilchot Shchenim‚,
2003 bis 2006. Der Titel stammt aus der Mischne
Torah des mittelalterlichen Rechtsgelehrten Maimo-
nides und bedeutet „Regeln für Nachbarn‚. Ziel war
ein Sondieren nach künstlerischen Taktiken und
Handlungsperspektiven im Austausch mit Instituti-
onen anderer Länder vor allem im Balkan- und Mit-
telmeerraum.
126
Der Hamburger Kunstverein war 2007 Ausgangs-
punkt der Reihe „Mobile Archive‚, ein Austausch-
projekt, bei dem das Israeli Center for Digital Art Vi-
deoarbeiten vorführt und dafür im Gegenzug sein
Archiv um Produktionen der Gastgeber-Institution
erweitert.
127
Die Website bietet mit einer ausführli-
chen Beschreibung aller Ausstellungsprojekte und
Veranstaltungen des Zentrums sowie einem Katalog
mit Trailern der Videoarbeiten, die sich zwar nicht
immer, aber doch häufig auf den Nahostkonflikt
oder andere Konfliktsituationen beziehen, vielleicht
den besten Zugang zum Thema überhaupt. Seit 2007
126
Nat Muller, „Benachbarte Taktiken‚, in: springerin 4/04, S. 10-12.
127
http://mobilearchive.digitalartlab.org.il.
bietet das Zentrum Künstlern/-innen Gelegenheit zu
einem Aufenthalt in Holon. Zu den neueren groß-
angelegten Projekten gehört beispielsweise ein
„Schwarzmarkt für nützliches Wissen und Nicht-
Wissen‚ 2009 in Jaffa. Nach dem Konzept der Mobi-
len Akademie in Berlin, die das Format entwickelt hat,
standen 100 Experten jeweils eine halbe Stunde für
Fragen zur Verfügung, darunter Bürgerrechtler/-
innen, Vertreter/-innen des palästinensischen Israel
wie die Knesseth-Abgeordnete Haneen Zoabi sowie
Künstler/-innen und Wissenschaftler/-innen ver-
schiedener Disziplinen. Weitere Projekte werden im
Folgenden noch einzeln aufgeführt. Seit 2010 leitet
Eyal Danon das auch Digital Art Lab genannte Zent-
rum.
128
Das jüngste breit angelegte Projekt „Where
to?‚ (ab 2. April 2011) fragt nach Perspektiven jen-
seits der herkömmlichen Narrative des jüdischen
Nationalismus. Von einem Archiv historischer Do-
kumente konkurrierender Strömungen des Zionis-
mus ausgehend, sollen Künstler/-innen in Zusam-
menarbeit mit Forschern/-innen und Akademikern/-
innen neue Denkrichtungen entwickeln.
http://www.digitalartlab.org.il
Artists Without Walls
Eine informelle Gruppe von Künstlern/-innen ver-
schiedener Disziplinen kam 2004 zusammen, um
nach neuen Wegen jenseits des politischen Aktivis-
mus zu suchen. Das wesentliche Ergebnis war eine
spektakuläre Aktion am 1. April 2004 in Abu Dis,
beidseits der gerade errichteten Trennmauer. In
Anwesenheit zahlreicher Teilnehmer wurden Auf-
nahmen von Videokameras jeweils auf die andere
Seite der Mauer projiziert, sodass diese für die Dau-
er des Events virtuell durchlässig wurde. „Schon am
2. April war uns allerdings klar, dass wir der Mauer
so nichts entgegensetzen konnten‚, meint dazu Eyal
Danon.
129
Seither hat Eytan Heller das Projekt wei-
tergeführt.
128
http://www.youtube.com/watch?v=EmEcrEbCuQ4&feature=
player_embedded.
129
Dietrich Heißenbüttel, „Laboratorium des Wandels. Das Israeli
Center for Digital Art in Holon‚, in: springerin 4/10, S. 6 f.
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