Zur Sprachgeschichte des Mittelhochdeutschen Zur Periodisierung des mhd 2



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2.1.2. Schwache Verben


  • t-Suffix

  • Stammvokal der Präsensformen unverändert

  • Wechsel des Stammvokals zwischen Präsens und Präteritum

bei einer Gruppe von schwachen Verben.

Formenbildung

Präsens

Präsensflexion (Ind., Konj., Part. Präs., Inf.) stimmt in den Endungen mit den starken Verben überein, mit einer Ausnahme:

  • Imp. Sg.: Endung auf -e (soweit nicht apokopiert - nach r, l und n):

z.B. lëbe, sëtze, suoche aber: hol, ner  st. Bildung: gip, nim, hilf

  • Wurzelvokal in den Präsensformen aller sw. Verben bleibt unverändert (↔ stV!)

Präsens

sw. Verben

st. Verben

Inf. (Präsensvokale)

lëben (ë)

hëlfen (ë/i)

bieten (ie/iu)

nëmen (ë/i)

graben (a/e)

Präs. Ind. Sg. 1.

ich lëbe

ich hilfe

ich biute

ich nime

ich grabe

2.

du lëbest

du hilfest

du biutest

du nimest

du grebest

3.

er lëbet

er hilfet

er biutet

er nimet

er grebet

Pl. 1.

wir lëben

wir hëlfen

wir bieten

wir nëmen

wir graben

2.

ir lëbet

ir hëlfet

ir bietet

ir nëmet

ir grabet

3.

si lëbent

si hëlfent

si bietent

si nëment

si grabent

Präs. Konj. Sg. 1.

ich lëbe

ich hëlfe

ich biete

ich nëme

ich grabe

2.

du lëbest

du hëlfest

du bietest

du nëmest

du grabest

3.

er lëbe

er hëlfe

er biete

er nëme

er grabe

Pl. 1.

wir lëben

wir hëlfen

wir bieten

wir nëmen

wir graben

2.

ir lëbet

ir hëlfet

ir bietet

ir nëmet

ir grabet

3.

si lëben

si hëlfen

si bieten

si nëmen

si graben

Präteritum

  • Alle Formen werden mit einem Dentalsuffix gebildet

( bei den stV mit Ablaut).

  • Ind. und Konj. haben die gleichen Personalendungen ( stV):




    sw. Präteritum

    Indikativ = Konjunktiv

    st. Präteritum

    Indikativ  Konjunktiv

    Sg. 1.

    lëbe-t-e

    ich bôt

    ich büte

    2.

    lëbe-t-est

    du büte

    du bütest

    3.

    lëbe-t-e

    er bôt

    er büte

    Pl. 1.

    lëbe-t-en

    wir buten

    wir büten

    2.

    lëbe-t-et

    ir butet

    ir bütet

    3.

    lëbe-t-en

    si buten

    si büten

  • Das Part.Prät. swV endet auf -et ( stV auf -en)

sofern nicht Synkopierung in mhd. Zeit erfolgt ist,

z.B. gelëbet, aber: geholt  st. V.: geboten, geholfen, gegraben, gegëben


2.1.2.1. Schwache Verben mit Wechsel des Stammvokals


(= schwache Verben mit „Rückumlaut“)

  • brennen - brannte - gebrennet / gebrant

  • hœren - hôrte - gehôrt

  • grüenen - gruonte - gegruonet

gebrennet - gebrant

Rückumlaut“

Im Präteritum hebt sich ein Teil der schwachen Verben durch den Wechsel des Stammvokals, den sog. „Rückumlaut“ (z.B. noch nhd.: brennen - brannte - gebrannt) von allen anderen schwachen Verben mit gleichbleibendem Wurzelvokal ab (z.B.: nern - nerte - genert). Dieser „Rückumlaut“ betrifft eine historische Verbklasse, die lang- und mehrsilbigen jan-Verben, die bei umlautfähigem Wurzelvokal


  • Umlaut im Präsens, jedoch nicht im Präteritum zeigen.

Daraus ergibt sich vom Standpunkt des Mhd. die Einteilung in:

  • 1. schwache Verben mit Wechsel des Stammvokals

  • 2. schwache Verben ohne Wechsel des Stammvokals

Sprachgeschichtlich gesehen sind die starken Verben die älteren, die schwachen Verben eine germanische Neubildung, die aus starken Verben, Adjektiven oder Substantiven sekundär abgeleitet wurden, mit Hilfe von Bildungssuffixen = germ. -jan-, ôn-, ên-. Noch im Ahd. lassen sich die schwachen Verben ihren alten Bildungssuffixen entsprechend gruppieren (-jan-, -ôn-, -ên-Verben).

Im Mhd. ist die Zugehörigkeit zu diesen ursprünglichen Reihen nicht mehr aus der Form des Infinitivs ablesbar, da alle Endungen in -en zusammengefallen sind.



Klasse

ahd.

mhd.

1a. kurzsilb. jan-Verben

nerren, nerrian

nern

1b. langsilb. jan-Verben

brennen

brennen

2. Klasse

salbôn

salben

3. Klasse

sagên

sagen

Zum Begriff „Rückumlaut“: (= ein nie eingetretener Umlaut10)

Das j bzw. i dieser langsilbigen jan-Verben hat in den Präsensformen bei umlautfähigem Stammvokal in jedem Falle Umlaut bewirkt.11 Im Präteritum dagegen ist dieser Umlaut bei den langsilbigen jan-Verben unterblieben. Grund: Das umlautbedingende i im Präteritum war bereits vor Einsetzen des Umlauts geschwunden12 (ahd. brannta), und so war diese Form nie umgelautet.

Bspl.: germ *sank-i-da > germ. *sank-da > ahd. sancta > mhd. sancte ‘senkte’

Beim „Rückumlaut“ handelt es sich also um einen überhaupt nicht eingetretenen Umlaut. Die irreführende Bezeichnung „Rückumlaut“ geht auf J. Grimm zurück, der fälschlich angenommen hatte, daß die Verben den Umlaut, der im Präsens vorhanden ist, im Präteritum rückgängig gemacht hätten. Mangels einer besseren hat man die Bezeichnung bis heute beibehalten.



  • Rückumlaut“ betrifft langsilbige jan-Verben mit umlautfähigem Wurzelvokal:13

Zum Begriff „langsilbige jan-Verben“: Dazu zählen im MHD Verben mit

a) Langvokal/Diphtong in der Wurzelsilbe:

z.B.: hœren - hôrte - gehœret/gehôrt (analog: grüezen, lœsen, rüemen, trœsten, füeren, waenen).



b) Verben mit mehrfacher Konsonanz im Auslaut der Wurzelsilbe:

z.B.: ergetzen ‘vergessen machen, ergötzen’ - ergazte; setzen - saztegesazt; decken - dahte (dacte)gedecket/gedacht/gedact; schrecken; smecken; strecken ‘gerade machen’; wecken; sterken – sterhte/starcte; merken – marhte/marcte/merkete (md.); blickenblicte/blihte; schepfen – schapfte/schafte/schepf(e)te.



c) Mehrsilbige Verben:

z.B.: antwürten – antwurte; löugenen - lougente.



d) Verben, die das Prät. von Anfang an athematisch bilden:

z.B.: denken - dâhte - 2.Sg. Ind. Prät. daehte u. dâhtest, Konj. daehte, Part. gedâht;



dünken/dunken - dûhte - Konj. diuhte - gedûht (vom Konj. ist nhd. ‘es deucht mir’ abgeleitet);

vürhten - vorhte - gevorht (Präs. vorhten, vörhten bes. md., im Prät. auch furhte);

würken/wurken/wirken - worhte – geworht.

  • Welche Vokale wechseln bei den rückumlautenden Verben:

e- a; ü – u; æ – â; œ –ô; iu – û; üe- uo.

Beispiele:

e - a:

vellen - valte - gevalter ‘fällen’, ergetzen – ergatzte, leschen – laschte, heften - hafte, senden- sante (sande), sterken – starcte

nennen, pfenden, trenken, wenden, wermen, decken, recken, strecken, merken

ü - u:

antwürten - antwurte, drücken - dructe,

füllen, kürzen, küssen, füllen – fulte, wünschen, gürten, kürzen, nützen.

ae - â:

bewaeren (bewârte) ‘wahrmachen’, smaehen, waenen (wânte) ‘hoffen, vermuten’, saejen - sâte.

œ - ô:

bœsen ‘schlecht machen’, hœhen, hœnen, hœren, krœnen, lœsen, trœsten ‘Hoffnung geben, erheitern’.

iu - û:

hiulen - hûlte ‘heulen’, rûmen u. md. riumen ‘räumen’, sûmen u. siumen ‘säumen’.

üe - uo:

büezen - buozte ‘besser machen’, vüegen, vüeren (vuorte), genüegen, grüenen, grüezen ‘freundlich ansprechen’, hüeten (huote), prüeven, rüefen u. ruofen, üeben, blüejen (bluote), lüejen ‘brüllen’, müejen.

  • MHD > NHD:

NHD nur noch wenige schwache Verben mit Rückumlaut, er ist durch Analogie ausgeglichen. Bewahrt haben ihn nur Verben auf /nn/ und /nd/:

brennen, kennen, nennen, rennen, senden, wenden.

Doch bei /nd/ schon Doppelformen: sandte - sendete, wandte - wendete.


2.1.2.2. Schwache Verben ohne Wechsel des Stammvokals


  • lëben - lëbete – gelëbet

  • loben - lobete –gelobet

In historischer Sicht sind es:

a) kurzsilbige jan-Bildungen z.B.

nërn - nërte- genërt.

j bedingt Umlaut in allen Formen.14

Die meisten der kurzsilbigen jan-Verben haben allerdings im Mhd. noch Doppelformen (die auch vom Mhd. her noch eine Zuordung zur historischen Klasse der kurzsilbigen jan-Verben ermöglichen):



zeln/zellen ‘zählen, erzählen’, zelte/zalte - gezelt/gezalt, queln/quellen - qualte;

twelln/twelen - twalte ‘zögern’.

b) ôn-Bildungen,

beiten zögern, beten, bewaren ‘sorgen für’, bilden ‘darstellen’, baden, dingen ‘verhandeln’, fluochen, folgen, fordern, hazzen, jagen, klagen, kosten, kreftigen, laben, laden, lônen, machen (Prät. machte u. machete, Part. gemacht neben gemachet), danken, dienen, loben, manen (mante), salben, vischen, rouben (zu roup), zeigen, schouwen (schou[we]te), ahten (ahte), laden (ladete, latte), schaden (schadete, schatte).

c) ên-Bildungen,

armen ‘arm sein, arm werden’, alten ‘alt werden’, bleichen ‘bleich werden’, dagen ‘schweigen’, darben ‘Mangel haben’, erbarmen (erbarm(e)te), erstummen ‘stumm werden’, grâwen ‘grau werden’, haben und hân ‘besitzen, haben’, hangen ‘hängen’, lëben (lëb(e)te), losen ‘horchen’, mêren ‘größer werden’, nahten ‘Nacht werden’, tagen ‘Tag werden’, siechen ‘krank werden’, trûwen/triuwen ‘glauben’, wachen (wach(e)te), warten ‘ausschauen’, wonen ‘bleiben, wohnen’, sagen, sorgen, volgen, vrâgen (vrâg(e)te, vrâcte).

  • MHD > NHD:

Schon im Mhd. beginnt die Synkopierung, die sich im Nhd. dann durchgesetzt hat, zunächst nach r und l und in mehrsilbigen Wörtern auch nach n. Im Nhd. fehlt der Bindevokal im Prät. und Part. Prät. überhaupt, außer nach Dentalen (leitete, dichtete, weidete, schadete etc.) und nach Kons.+Vokal (regnete, atmete, aber auch warnte).

2.1.2.3. Flexionsschema der schwachen Verben


PRÄSENS

Infinitiv




hœren

zellen

ner(e)n

salben

Indikativ

Sg. 1.

hœre

zelle

ner

salbe

2.

hœrest

zelst

nerst

salbest

3.

hœret

zelt

nert

salbet

Pl. 1.

hœren

zellen

nern

salben

2.

hœret

zellet

nert

salbet

3.

hœrent

zellent

nernt

salbent

Konjunktiv

Sg. 1.

hœre

zelle

ner

salbe

2.

hœrest

zellest

nerst

salbest

3.

hœre

zelle

ner

salbe

Pl. 1.

hœren

zellen

nern

salben

2.

hœret

zellet

nert

salbet

3.

hœren

zellen

nern

salben

Imperativ

Sg. 1.

hœre

zel

ner

salbe

Pl. 1.

hœren

zellen

nern

salben

Pl. 2.

hœret

zellet

nert

salbet

Partizipium




hœrende

zellende

nernde

salbende

Präteritum

Indikativ

Sg. 1.

hôrte

zelte, zalte

nerte

salbete

2.

hôrtest

zeltest, zaltest

nertest

salbetest

3.

hôrte

zelte, zalte

nerte

salbete

Pl. 1.

hôrten

zelten, zalten

nerten

salbeten

2.

hôrtet

zeltet, zaltet

nertet

salbetet

3.

hôrten

zelten, zalten

nerten

salbeten

Konjunktiv

Sg. 1.

hôrte

zelte, zalte

nerte

salbete

2.

hôrtest

zeltest, zaltest

nertest

salbetest

3.

hôrte

zelte, zalte

nerte

salbete

Pl. 1.

hôrten

zelten, zalten

nerten

salbeten

2.

hôrtet

zeltet, zaltet

nertet

salbetet

3.

hôrten

zelten, zalten

nerten

salbeten

Partizipium Präteritum




gehœret, gehôrter

gezelt, gezalt

genert

gesalbet




  • MHD > NHD:

  • Ausgleich des Rückumlauts

  • Präs. Pl. 3.: -t fällt aushœrent > hören (wie bei der Flexion der st. Verben)



2.1.2.4. Übungen: Schwache Verben


1) Ergänzen Sie jeweils die Formen der 1.Sg.Prät.Ind. und des Part.Prät. der folgenden schwachen Verben!

  1. stellen




ge.................................

  1. grüezen




ge.................................

  1. lemen




ge.................................

  1. legen




ge.................................

  1. smelzen




ge.................................

  1. swerzen




ge.................................

2) Erläutern Sie die Kennzeichen der schwachen Verben! Welche Unterschiede lassen sich gegenüber der starken Konjugation feststellen?


3) Erklären Sie den Begriff „Rückumlaut“!
4) Ergänzen Sie den Infinitiv der folgenden Verbformen:

1. antwurte

  1. nerte

2. gedâht

  1. vorhte

3. sante

  1. salbte

4. sprancte

  1. wânte

5. gelebet

  1. hôrte

6. truobte

  1. lûte

7. schadete

  1. gezalt

8. gewîht

  1. gelobet

5) Worin unterscheidet sich die mhd. von der nhd. schwachen Verbflexion?




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