Das kapital, Band



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dieser Eigentümer zieht vor allem sein Bilanzkonto zu Rat, und das Resultat ist ziemlich unfehlbar. Der



Arbeiter erhält von dem Eigentümer auch seine Zufuhr an Wasser. Es sei gut oder schlecht, es werde ge-

liefert oder zurückgehalten. er muß dafür zahlen oder sich vielmehr einen Lohnabzug gefallen lassen."

Im Konflikt mit der "öffentlichen Meinung" oder auch der Gesundheitspolizei geniert sich das Kapital

durchaus nicht, die teils gefährlichen, teils entwürdigenden Bedingungen, worin es Funktion und Häus-

lichkeit des Arbeiters bannt, damit zu "rechtfertigen", das sei nötig, um ihn profitlicher auszubeuten. So,

wenn es entsagt auf Vorrichtungen zum Schutz gegen gefährliche Maschinerie in der Fabrik, auf Ventila-

tions- und Sicherheitsmittel in den Minen usw. So hier mit der Behausung der Minenarbeiter.

"Als Entschuldigung", sagt Dr. Simon, der ärztliche Beamte des Privy Council, in seinem offiziellen Be-

richt, "als Entschuldigung für die nichtswürdige Hauseinrichtung wird angeführt, daß Minen gewöhnlich

pachtweise exploitiert werden, daß die Dauer des Pachtkontrakts (in Kohlenwerken meist 21 Jahre) zu

kurz ist, damit der Minenpächter es der Mühe wert halte, gute Hauseinrichtung für das Arbeitsvolk und

die Gewerbsleute usw. zu liefern, welche die Unternehmung anzieht; hätte er selbst die Absicht, nach

dieser Seite hin liberal zu verfahren, so würde sie vereitelt werden durch den Grundeigentümer. Der habe

nämlich die Tendenz, sofort exorbitante Zuschußrente zu verlangen für das Privilegium, ein anständiges

und komfortables Dorf auf der Grundoberfläche zu errichten zur Behausung der Bearbeiter des unterirdi-

schen Eigentums. Dieser prohibitorische Preis, wenn nicht direkte Prohibition, schrecke ebenfalls andre

ab, welche sonst wohl bauen möchten ... Ich will den Wert dieser Entschuldigung nicht weiter untersu-

chen, auch nicht, auf wen denn in letzter Hand die zuschüssige Ausgabe für anständige Wohnlichkeit

fallen würde, auf den Grundherrn, den Minenpächter, die Arbeiter oder das Publikum ... Aber angesichts

solcher schmählichen Tatsachen, wie die beigefügten Berichte" (des Dr. Hunter, Stevens usw.) "sie ent-

hüllen, muß ein Heilmittel angewandt werden ... Grundeigentumstitel werden so benutzt, um  <697> ein

großes öffentliches Unrecht zu begehn. In seiner Eigenschaft als Mineneigner ladet der Grundherr eine

industrielle Kolonie zur Arbeit auf seiner Domäne ein und macht dann, in seiner Eigenschaft als Eigen-

tümer der Grundoberfläche, den von ihm versammelten Arbeitern unmöglich, die zu ihrem Leben unent-

behrliche, geeignete Wohnlichkeit zu finden. Der Minenpächter" (der kapitalistische Exploiteur) "hat kein

Geldinteresse, dieser Teilung des Handels zu widerstehn, da er wohl weiß, daß, wenn die letztern Ansprü-

che exorbitant sind, die Folgen nicht auf ihn fallen, daß die Arbeiter, auf die sie fallen, zu unerzogen sind,

um ihre Gesundheitsrechte zu kennen, und daß weder obzönste Wohnlichkeit noch faulstes Trinkwasser

jemals Anlaß zu einem Strike liefern."

d) Wirkung der Krisen auf den bestbezahlten Teil der Arbeiterklasse

Bevor ich zu den eigentlichen Agrikulturarbeitern übergehe, soll an einem Beispiel noch gezeigt werden,

wie die Krisen selbst auf den bestbezahlten Teil der Arbeiterklasse, auf ihre Aristokratie, wirken. Man

erinnert sich: das Jahr 1857 brachte eine der großen Krisen, womit der industrielle Zyklus jedesmal ab-

schließt. Der nächste Termin wurde 1866 fällig. Bereits diskontiert in den eigentlichen Fabrikdistrikten

durch die Baumwollnot, welche viel Kapital aus der gewohnten Anlagesphäre zu den großen Zentralsit-

zen des Geldmarkts jagte, nahm die Krise diesmal einen vorwiegend finanziellen Charakter an. Ihr Aus-

bruch im Mai 1866 wurde signalisiert durch den Fall einer Londoner Riesenbank, dem der Zusammen-

sturz zahlloser finanzieller Schwindelgesellschaften auf dem Fuß nachfolgte. Einer der großen Londoner

Geschäftszweige, welche die Katastrophe traf, war der eiserne Schiffsbau. Die Magnaten dieses Geschäfts

hatten während der Schwindelzeit nicht nur maßlos überproduziert, sondern zudem enorme Lieferungs-

kontrakte übernommen, auf die Spekulation hin, daß die Kreditquelle gleich reichlich fortfließen werde.

Jetzt trat eine furchtbare Reaktion ein, die auch in andren Londoner Industrien   bis zur  <698> Stunde,

Ende März 1867, fortdauert. Zur Charakteristik der Lage der Arbeiter folgende Stelle aus dem ausführli-

chen Bericht eines Korrespondenten des "Morning Star", welcher Anfang 1867 die Hauptsitze des Lei-

dens besuchte.



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"Im Osten von London, den Distrikten von Poplar, Millwall, Greenwich, Deptford, Limehouse und Can-



ning Town befinden sich mindestens 15.000 Arbeiter samt Familien in einem Zustand äußerster Not, dar-

unter über 3.000 geschickte Mechaniker. Ihre Reservefonds sind erschöpft infolge sechs- oder achtmona-

tiger Arbeitslosigkeit ... Ich hatte große Mühe, zum Tor des Workhouse (von Poplar) vorzudringen, denn

es war belagert von einem ausgehungerten Haufen. Er wartete auf Brotbilletts, aber die Zeit zur Vertei-

lung war noch nicht gekommen. Der Hof bildete ein großes Quadrat mit einem Pultdach, das rings um

seine Mauern läuft. Dichte Schneehaufen bedeckten die Pflastersteine in der Mitte des Hofes. Hier waren

gewisse kleine Plätze mit Weidengeflecht abgeschlossen, gleich Schafhürden, worin die Männer bei bes-

serem Wetter arbeiten. Am Tage meines Besuchs waren die Hürden so verschneit, daß niemand in ihnen

sitzen konnte. Die Männer waren jedoch unter dem Schutz der Dachvorsprünge mit Makadamisierung

von Pflastersteinen beschäftigt. Jeder hatte einen dicken Pflasterstein zum Sitz und klopfte mit schwerem

Hammer auf den frostbedeckten Granit, bis er 5 Bushel davon abgehauen hatte. Dann war sein Tagewerk

verrichtet und erhielt er 3 d." (2 Silbergroschen, 6 Pfennige) "und ein Billett für Brot. In einem andren

Teil des Hofes stand ein rachitisches kleines Holzhaus. Beim Öffnen der Tür fanden wir es gefüllt mit

Männern, Schulter an Schulter gedrängt, um einander warm zu halten. Sie zupften Schiffstau und stritten

miteinander, wer von ihnen mit einem Minimum von Nahrung am längsten arbeiten könne, denn Ausdau-

er war der point d'honneur. In diesem einen Workhouse allein erhielten 7.000 Unterstützung, darunter

viele Hunderte, die 6 oder 8 Monate zuvor die höchsten Löhne geschickter Arbeit in diesem Land ver-

dienten. Ihre Zahl wäre doppelt so groß gewesen, gäbe es nicht so viele, welche nach Erschöpfung ihrer

ganzen Geldreserve dennoch vor Zuflucht zur Pfarrei zurückbeben, solange sie noch irgend etwas zu ver-

setzen haben ... Das Workhouse verlassend, machte ich einen Gang durch die Straßen von meist einstök-

kigen Häusern, die in Poplar so zahlreich. Mein Führer war Mitglied des Komitees für die Arbeitslosen.

Das erste Haus, worin wir eintraten, war das eines Eisenarbeiters, seit 27 Wochen außer Beschäftigung.

Ich fand den Mann mit seiner ganzen Familie in einem Hinterzimmer sitzend. Das Zimmer war noch

nicht ganz von Möbeln entblößt, und es war Feuer darin. Dies war nötig, um die nackten Füße der jungen

Kinder vor Frost zu schützen, denn es war ein grimmig kalter Tag. Auf einem Teller gegenüber dem Feu-

er lag ein Quantum Werg, welches Frau und Kinder zupften in Erstattung des Brots vom Workhouse. Der

Mann arbeitete in einem der oben beschriebenen Höfe für ein Brotbillett und 3 d. per Tag. Er kam jetzt

nach Haus zum Mittagessen, sehr hungrig, wie er uns  <699> mit einem bittern Lächeln sagte, und sein

Mittagessen bestand aus einigen Brotschnitten mit Schmalz und einer Tasse milchlosen Tees ... Die näch-

ste Tür, an der wir anklopften, wurde geöffnet durch ein Frauenzimmer mittleren Alters, die, ohne ein

Wort zu sagen, uns in ein kleines Hinterzimmer führte, wo ihre ganze Familie saß, schweigend, die Au-

gen auf ein rasch ersterbendes Feuer geheftet. Solche Verödung, solche Hoffnungslosigkeit hing um diese

Leute und ihr kleines Zimmer, daß ich nicht wünsche, je eine ähnliche Szene wieder zu sehn. 'Nichts ha-

ben sie verdient, mein Herr', sagte die Frau, auf ihre Jungen zeigend, 'nichts für 26 Wochen, und all unser

Geld ist hingegangen, alles Geld, das ich und der Vater in den beßren Zeiten zurücklegten, in dem Wahn,

einen Rückhalt während schlechten Geschäfts zu sichern. Sehn Sie es', schrie sie fast wild, indem sie ein

Bankbuch hervorholte mit allen seinen regelmäßigen Nachweisen über eingezahltes und rückerhaltnes

Geld, so daß wir sehn konnten, wie das kleine Vermögen begonnen hatte mit dem ersten Deposit von 5

Shilling, wie es nach und nach zu 20 Pfd.St. aufwuchs und dann wieder zusammenschmolz, von Pfunden

zu Shillingen, bis der letzte Eintrag das Buch so wertlos machte wie ein leeres Stück Papier. Diese Fami-

lie erhielt ein notdürftiges Mahl täglich vom Workhouse ... Unsere folgende Visite war zur Frau eines

Irländers, der an den Schiffswerften gearbeitet hatte. Wir fanden sie krank von Nahrungsmangel, in ihren

Kleidern auf eine Matratze gestreckt, knapp bedeckt mit einem Stück Teppich, denn alles Bettzeug war

im Pfandhaus. Die elenden Kinder warteten sie und sahen aus, als bedürften sie umgekehrt der mütterli-

chen Pflege. Neunzehn Wochen erzwungnen Müßiggangs hatten sie so weit heruntergebracht, und wäh-

rend sie die Geschichte der bittern Vergangenheit erzählte, stöhnte sie, als ob alle Hoffnung auf eine bes-

sere Zukunft verloren wäre ... Beim Austritt aus dem Hause rannte ein junger Mann auf uns zu und bat

uns, in sein Haus zu gehn und zu sehn, ob irgend etwas für ihn geschehen könne. Ein junges Weib, zwei

hübsche Kinder, ein Kluster von Pfandzetteln und ein ganz kahles Zimmer war alles, was er zu zeigen

hatte."



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