Das kapital, Band



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Karl Marx, Friedrich Engels

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{23}(Titelblatt der ersten russischen Ausgabe des ersten Bandes des "Kapitals")



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Die im "Kapital" angewandte Methode ist wenig verstanden worden, wie schon die einander widerspre-

chenden Auffassungen deerselben beweisen.

So wirft mir die Pariser "Revue Positiviste" vor, einerseits, ich behandle die Ökonomie metaphysisch,

andrerseits – man rate! -, ich beschränke mich auf bloß kritische Zergliederung des Gegebnen, statt Re-

zepte (comtistische?) für die Garküche der Zukunft zu verschreiben. Gegen den Vorwurf der Mataphysik

bemerkt Prof. Sieber:

"Soweit es sich um die eigentliche Theorie handelt, ist die Methode von Marx die dekuktive Me-

thode der ganzen englischen Schule, deren Mängel und Vorzüge den besten theoretischen Öko-

nomisten gemein sind."

Herr M. Block – "Les Théoriciens du Socialisme en Allemagne. Extrait du Journal des Économistes,

juillet et août 1872" – entdeckt, daß meine Methode analytisch ist, und sagt u.a.:

"Par cet ouvrage M. Marx se classe parmi les esprits analytiques les plus éminents."[1*]

Die deutschen Rezensenten schreien natürlich über Hegelsche Sophistik. Der Petersburger "Europäischer

Bote", in einem Artikel, der ausschließlich die Methode des "Kapital" behandelt(Mainummer 1872,p.427-

436), findet meine Forschungsmethode streng realistisch. Er sagt:

"Auf den ersten Blick, wenn man nach der äußern Form der Darstellung urteilt, ist Marx der

größte Idealphilosoph, und zwar im deutsche, d.h. schlechten Sinn des Wortes. In der Tat aber ist

er unendlich mehr Realist als allle seine Vorgänger im Gescäft der ökonomischen Kritik...Man

kann ihn in keiner Weise einen Idealisten nennen."

Ich kann dem Herrn Verfasser[2*] nicht besser antworten als durch einige Auszüge aus seiner eignen

Kritik, die zudem manchen meiner Leser, dem das russische Original unzugänglich ist, interessieren mö-

gen.

Nach einem Zitat aus meiner Vorrede zur "Kritik der Pol. Oek.", Berlin 1859,p.IV-VII[3*], wo ich die



materialistische Grundlage meiner Methode erörtert habe, fährt der Herr Verfasser fort:

"Für Marx ist nur eins wichtig: das Gesetz der Phänomene zu finden, mit deren Untersuchung er

sich beschäftigt. Und ihm ist nicht nur das Gesetz wichtig, das sie beherrscht, soweit sie eine fer-

tige For haben und in einem Zusammenhang stehn, wie er in einer gegebnen Zeitpeiode beob-

achtet wird. Für ihn ist noch vor allem wichtig

[1*] "Durch dieses Werk reiht sich Herr Marx unter die bedeutendsten analystischen Denker ein."

– [2*] I. I. Kaufman – [3*] siehe Band 13 unserer Ausgabe, S.8-10

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das Gesetzt ihrer Veränderung, ihrer Entwicklung, d.h. der Übergang aus einer Form in die andre,

aus einer Ordnung des Zusamenhangs in eine andre. Sobald er einmal dies Gesetz entdeckt hat,

untersucht er im Detail die Folgen, worin es sich im gesellschaftlichen Leben kund-

gibt...Demzufolge bemüht sich Marx nur um eins : durch genaue wissenschaftliche Untersuchung

die Notwendigkeit bestimter Ordnungen der gesellschaftlichen Verhältnisse nachzuweisen und

soviel als möglich untadelhaft die Tatsachen zu konstatieren, die ihm zu Ausgangs- und Stütz-

punkten dienen. Hierzu ist vollständeg hinreichend, wenn er mit der Notwendigkeit der gegen-

wärtigen Ordnung zugleich die Notwendigkeit einer andren Ordnung nachweist, worin die erste

unvermeidlich übergehn muß, ganz gleichgültig, ob die Menschen das glauben oder nicht glau-

ben, ob sie sich dessen bewußt oder nicht bewußt sind. Marx betrachtet die gesellschaftliche Be-

wegung als einen naturgeschichtlichen Prozeß, den Gesetze lenken, die nicht nur von dem Willen,

dem Bewußtsein und der Absicht der Menschen unabhängig sind, sondern vielmehr umgekehrt




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Karl Marx, Friedrich Engels

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eren Wollen, Bewußtsein und Absichten bestimmen...Wenn das besußte Element in der Kulturge-



schichte eine so untergeordnete Rolle spielt, dann verstht es sich von selbst, daß die Kritik, deren

Gegenstand die Kultur selbst ist, weniger als irgend etwas andres, irgendeine Form oderirgendein

Resultat des Bewußtseins zur Grundlage haben kann. Das heißt, nicht die Idee, sondern nur die

äßere Erscheinung kann ih als Ausgangspunkt dienen. Die Kritik wird sich beschränken auf die

Vergleichung und Konfrontierung einer Tatsache nicht mit der Idee, sondern mit der andren Tat-

sache. Für sie ist es nr wichtig, daß beide Tatsachen möglichst genau untersucht werden und

wirklich die eine gegenüber der andren verschiedene Entwicklungsmomente bilden, vor allem

aber wichteg, daß nicht minder genau die Serie der Ordnungen erforscht wird, die Aufeinander-

folge und Verbindung, worin die Entsicklungsstufen erscheinen. Aber, wird man sagen, die all-

gemeinen Gesetze des ökonomischen Lebens sind ein und dieselben ; ganz gleichgültig, ob man

sie auf Gegenwart oder Vergangenheit anwendet. Grade das leugnet Marx. Nachihm existieren

solche abstrakte Gesetze nicht...Nach seiner Meinung besitzt im Gegenteil jede historische Peri-

ode ihre eignen Gesetze...Sobald das Leben eine gegebene Entwickllungsperiode überlebt hat, aus

einem gegebnen Stadium in ein andres übertritt, beginnt es auch durch andre Gesetze gelenkt zu

werden. Mit einem Wort, das ökonomische Leben bietet uns eine der Entwicklungsgeschichte auf

andren Gebieten der Biologie analoge Erscheinung...Die alten Ökonomen verkannten die

ANAatur ökonomischer Gesetze, als sie dieselben mit den Gesetzen der Physik und Chemie ver-

gliche...Eine tiefere Analyse der Erscheinungen bewies, daß soziale Organismen sich voneinander

ebenso gründlich unterscheiden als Pflanzen- und Tierorganismen...Ja, eine und dieselbe Erschei-

nung unterliegt ganz und gar verschiednen Gesetzen infollge des verschiednen Gesamtbaus jener

Organismen, der Abweichung ihrer einzelnen Organe, des Unterschieds der Bedingungen, worin

sie funktionieren usw Marx leugnet z.B.., daß das Bevölkerungsgesetz dasselbe ist zu allen Zeiten

und an allen Orten. Er versichert im Gegenteil, daß jede Entwicklungsstufe ihr eignes Bevölk e-

rungsgesetz hat...Mit der verschiednen Entwicklung der Produktivkraft ädern sich die verhältnisse

und die sie regelnden Gesetze. Indem sich Marx da Ziel stellt, bon diesem Ge-

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sichtspunkt aus die kapitalistische Wirtschaftsordnung zu erforschen und zu erklären, formuliert

er nur streng wissenschaftlich das Ziel, welches jede genaue Untersuchung des ökonomischen

Lebens haben muß...Der wissenscchaftliche Wert solcher Forschung liegt in der Aufklärung der

besondren Gesetze, welche Entstehung, Existenz, Entwickung, Tod eines gegebenen gesell-

schaftlichen Organismus und seinen Ersatz durch einen andren, höheren regeln. Und diesen Wert

hat in der Tat das Buch von Marx."

Indem der Herr Verfasser das, was er meine wirkliche Methode nennt, so treffend und, soweit meine per-

sönliche Anwendung derselben in Betracht kommt, so sohlwollend schildert, was andres hat er geschil-

dert als die dialektische Methode?

Allerdings muß sich die Darstellungsweise formell von der Forschungsweise unterscheiden. Die For-

schung hat den Stoff sich im Detail anzueignen, seine verschiednen Entwicklungsformen zu analysieren

und dereninnres Band aufzuspüren. Erst nachdem diese Arbeit vollbracht, kann die wirkliche Bewegung

entsprechend dargestellt werden. Gelingt dies und spiegelt sich nun das Leben des Stoffs ideell wider, so

mag es aussehn, als habe man es mit einer Konstruktion a priori zu tun.

Meine dialektische Methode ist der Grundlage nach von der Hegelschen nicht nur verschieden, sondern

ihr direktes Gegenteil. Für Hegel ist der Denkprozeß, den er sogar unter dem Namen Idee in ein selbstän-

diges Subjekt verwandelt, der Demiurg des wirklichen, das nur seine äußere Erscheinung bildet. Bei mir

ist umgekehrt das Ideelle nichts andres als das im Menschenkopf umgesetzte und übersetzte Materielle.

Die mystifizierende Seite der Hegelschen Dialektik habe ich vor beinah 30 Jahren, zu einer Zeit kritisiert,

wo sie noch Tagesmode war. Aber grade als ich denersten Band des "Kapital" ausarbeitete, gefiel sich das

verdrießliche, anmaßliche und mittelmäßige Epigonentum, welches jetzt im gebildeten Deutschland da



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