Frauen der antiken Gesellschaft. Geschlechtergeschichte im griechisch-römischen Altertum (M. Frass)



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Als Inbegriff weiblicher Tugenden wird zur Zeit der römischen Republik auch Cornelia, Tochter des Scipio Africanus und Mutter von Gaius und Tiberius Gracchus, in zahlreichen antiken Zeugnissen gepriesen. Hier sind es jedoch nicht vordergründig Keuschheit und Sittsamkeit, Cornelia wird vielmehr wegen ihrer Mutterliebe verherrlicht, wie eine der berühmtesten Anekdoten zu ihrer Person zeigt: „ … als der Cornelia, der Mutter der Gracchen, eine campanische Frau, die bei ihr zu Besuch war, ihre Schmuckstücke – die schönsten jener Zeit – zeigte, unterhielt sich Cornelia so lange mit ihr, bis ihre Kinder aus der Schule nach Hause kamen, und sagte: ‚Dies ist mein Schmuck’“ (Valerius Maximus 4,4). Der stereotype Charakter der Beschreibungen von Frauen wird gerade in dieser Anekdote deutlich, die in der Überlieferung mit weiteren, auch mit griechischen Frauen in Verbindung gebracht wird (vgl. Burckhardt/Ungern-Sternberg 1994: 110). Gerade am Beispiel von Cornelia wird die enge Verflechtung von Frauenleben im Umfeld politischer Macht der römischen Republik deutlich. Trotz vermeintlicher Beeinflussung aktueller politischer Entscheidungen ihrer Söhne Gaius und Tiberius, die in ihrer Funktion als Volkstribunen agrarpolitische Reformen durchzusetzen versuchten, zeigt eine genauere Betrachtung der zweifelhaften Überlieferung (vgl. vor allem die zwei ihr zugeschriebenen Brieffragmente bei Cornelius Nepos) die fragliche Rolle Cornelias in diesem Kontext. Vielmehr erscheint Cornelia selbst instrumentalisiert für politische Zwecke ihrer Söhne, für nachhaltige „Familienproganda“ der „Popularen“ durch wiederholte rhetorische Topik ihres jüngeren Sohnes Caius Gracchus: „Sie wird nämlich bereits von ihm als Idealtypus einer römischen Matrona dargestellt: mit der Geburt von Kindern erfüllte sie die Aufgabe, die den Frauen natürlicherweise in erster Linie oblag; mit der Geburt von Söhnen, die sich für das Vaterland einsetzten und aufopferten, erwies sie sich als würdige Vertreterin ihrer Gens wie der Nobilität allgemein. Mit der Behauptung, Cornelia sei den Männern ferngeblieben, rühmt er ihre Keuschheit und spielt auf ihre vorbildiche Haltung als Witwe an, die noch dem toten Gatten die Treue hält“ (Burckhardt/Ungern-Sternberg 1994: 118).



  • Bei Ausgrabungen wurde die Basis gefunden, die wohl zu dieser Statue gehört hatte. Die Inschrift darauf lautet: – Cornelia, Tochter des Africanus, (Mutter) der Gracchen (CIL 6, 31610).

  • Belegstelle: CIL 06, 10043 (p 3471, 3896, 4770, 4772) = CIL 06, 31610 = CIL 01, p 0201 = D 00068 = InscrIt-13-03, 00072 = ILLRP 00336 = AE 2004, 00196 Provinz: Roma          Ort: Roma Opus Tisicratis // Cornelia Africani f(ilia) / Gracchorum

  • http://oracle-vm.ku-eichstaett.de:8888/epigr/epieinzel_de?p_belegstelle=CIL+06%2C+31610&r_sortierung=Belegstelle







(* um 190 v. Chr.; † um 100 v. Chr.) war die zweite Tochter des Scipio Africanus, der zur Familie der Cornelier gehörte, und der Aemilia Paulla. Sie wurde die Ehefrau des älteren Tiberius Sempronius Gracchus, dem Konsul der Jahre 177 v. Chr. und 163 v. Chr., und Mutter der Gracchen. Sie war eine der bedeutendsten Frauen im Rom des 2. Jahrhunderts v. Chr.

  • (* um 190 v. Chr.; † um 100 v. Chr.) war die zweite Tochter des Scipio Africanus, der zur Familie der Cornelier gehörte, und der Aemilia Paulla. Sie wurde die Ehefrau des älteren Tiberius Sempronius Gracchus, dem Konsul der Jahre 177 v. Chr. und 163 v. Chr., und Mutter der Gracchen. Sie war eine der bedeutendsten Frauen im Rom des 2. Jahrhunderts v. Chr.

  • Cornelia weist die Krone der Ptolemäer zurück; historisierendes Gemälde von Laurent de La Hyre (1606−1656)

  • Sie heiratete Gracchus, als sie für die Eheschließung bereits in relativ hohem Alter war. Die Ehe war glücklich, sie hatten zusammen zwölf Kinder, weit über dem römischen Standard. Allerdings überlebten nur drei dieser Kinder ihre Kindheit: Sempronia, die mit ihrem Adoptivvetter Publius Cornelius Scipio Aemilianus Africanus verheiratet wurde, und die Brüder Tiberius und Gaius, die sich mit ihren Reformversuchen den politischen Institutionen Roms widersetzen sollten. Nach dem frühen Tod ihres Mannes im Jahr 154 v. Chr. blieb sie Witwe (auch wenn ein Bewerber der ägyptische König Ptolemaios VII. gewesen sein soll) und widmete sich ausschließlich der Erziehung ihrer beiden Söhne. Nach deren gewaltsamem Tod zog sie sich aus Rom in eine Villa in Misenum zurück.

  • Die Quellen und die heutige Forschung streiten sich, ob Cornelia ihre Söhne, deren Aktivitäten die konservativen patrizischen Familien, in die sie hineingeboren worden war, empörten, unterstützte oder mit ihnen nicht einverstanden war. In zwei Brieffragmenten, die unter ihrem Namen bei Cornelius Nepos überliefert sind, äußert sie sich dagegen; die Echtheit dieser Briefe ist allerdings umstritten.

  • Rom verehrte sie als Inbegriff der tugendhaften Matrona, und nachdem sie in hohem Alter gestorben war, wurde ihr als erster Frau in Rom eine Statue errichtet. Bei Ausgrabungen wurde die Basis gefunden, die wohl zu dieser Statue gehört hatte. Die Inschrift darauf lautet: – Cornelia, Tochter des Africanus, (Mutter) der Gracchen (CIL 6, 31610).

  • Vgl. auch http://www.judithmathes.de/rom/republik/cornelia.htm

  • Hans Ulrich Instinsky: Zur Echtheitsfrage der Brieffragmente der Cornelia, Mutter der Gracchen. In: Chiron. Nr. 1, 1971, S. 177–189 (Instinsky kommt zum Schluss, dass die Fragmente in dieser Form sicherlich nicht als echt anzusehen sind).



„Sie wird nämlich bereits von ihm [ihrem Sohn] als Idealtypus einer römischen Matrona dargestellt: mit der Geburt von Kindern erfüllte sie die Aufgabe, die den Frauen natürlicherweise in erster Linie oblag; mit der Geburt von Söhnen, die sich für das Vaterland einsetzten und aufopferten, erwies sie sich als würdige Vertreterin ihrer Gens wie der Nobilität allgemein. Mit der Behauptung, Cornelia sei den Männern ferngeblieben, rühmt er ihre Keuschheit und spielt auf ihre vorbildiche Haltung als Witwe an, die noch dem toten Gatten die Treue hält“

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