Frauen der antiken Gesellschaft. Geschlechtergeschichte im griechisch-römischen Altertum (M. Frass)



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Während einer Abwesenheit ihres Ehemannes besuchte er unter einem Vorwand Lucretia, die ihm Einlass gewährte, da er ein entfernter Verwandter von Collatinus war. In der Nacht dann schlich er sich in ihr Zimmer und wollte sie vergewaltigen. Er bedrohte sie mit seinem Schwert, doch sie erklärte, lieber sterben zu wollen als ihrem Mann untreu zu werden. Als Tarquinius jedoch damit drohte, ihren Leichnam neben den eines toten Sklaven zu legen und sie dann der Unzucht zu beschuldigen (weswegen er dann beide auf frischer Tat getötet habe), ließ sie die Tat über sich ergehen. Nach der Vergewaltigung verschwand Tarquinius und Lucretia ließ nach ihrem Mann und ihrem Vater rufen.[4] Sie erzählte beiden den Hergang und wurde von ihnen für unschuldig befunden. Trotzdem brachte Lucretia sich um, damit künftig keine untreue Frau sich auf ihr Schicksal berufen könne und somit unbestraft davonkomme. Diese sexuelle Gewalttat löste beim Volk einen Aufstand aus, die Königsgegner aus dem Hause der Tarquinier nutzten diese Gelegenheit und stürzten das unbarmherzige Regime.[5]

  • Während einer Abwesenheit ihres Ehemannes besuchte er unter einem Vorwand Lucretia, die ihm Einlass gewährte, da er ein entfernter Verwandter von Collatinus war. In der Nacht dann schlich er sich in ihr Zimmer und wollte sie vergewaltigen. Er bedrohte sie mit seinem Schwert, doch sie erklärte, lieber sterben zu wollen als ihrem Mann untreu zu werden. Als Tarquinius jedoch damit drohte, ihren Leichnam neben den eines toten Sklaven zu legen und sie dann der Unzucht zu beschuldigen (weswegen er dann beide auf frischer Tat getötet habe), ließ sie die Tat über sich ergehen. Nach der Vergewaltigung verschwand Tarquinius und Lucretia ließ nach ihrem Mann und ihrem Vater rufen.[4] Sie erzählte beiden den Hergang und wurde von ihnen für unschuldig befunden. Trotzdem brachte Lucretia sich um, damit künftig keine untreue Frau sich auf ihr Schicksal berufen könne und somit unbestraft davonkomme. Diese sexuelle Gewalttat löste beim Volk einen Aufstand aus, die Königsgegner aus dem Hause der Tarquinier nutzten diese Gelegenheit und stürzten das unbarmherzige Regime.[5]



Nutzten die antiken Autoren die Vorkommnisse um Lucretias Selbstmord noch in Bezug auf die literarische Darstellung der Tyrannentopik und sahen in Sextus Tarquinius den alleinig Schuldigen an Lucretias Tod, so verschiebt sich die Interpretation bei dem Kirchenvater Aurelius Augustinus. Dieser lehnt Lucretias Begründung für den Selbstmord ab und unterstellt Lucretia im Zusammenhang mit seiner entschiedenen Verurteilung des Selbstmordes eine Mitschuld sowie ein Motiv. So soll sie insgeheim an der Vergewaltigung Gefallen gefunden haben. Daraufhin soll sie, von Scham befallen, den Selbstmord zur Vertuschung gewählt haben.[6]

  • Nutzten die antiken Autoren die Vorkommnisse um Lucretias Selbstmord noch in Bezug auf die literarische Darstellung der Tyrannentopik und sahen in Sextus Tarquinius den alleinig Schuldigen an Lucretias Tod, so verschiebt sich die Interpretation bei dem Kirchenvater Aurelius Augustinus. Dieser lehnt Lucretias Begründung für den Selbstmord ab und unterstellt Lucretia im Zusammenhang mit seiner entschiedenen Verurteilung des Selbstmordes eine Mitschuld sowie ein Motiv. So soll sie insgeheim an der Vergewaltigung Gefallen gefunden haben. Daraufhin soll sie, von Scham befallen, den Selbstmord zur Vertuschung gewählt haben.[6]

  • Dante Alighieri greift, wie viele weitere Autoren, die seit der Antike bekannte positive Interpretation des Stoffes wieder auf. Der italienische Dichter lässt Lucretia in seiner Divina Commedia zusammen mit zahlreichen ‚guten Heiden‘, den Helden und Philosophen der Antike auf einem begrünten Rasenstück innerhalb des ersten Höllenkreises auf das lyrische Ich und dessen Begleiter treffen. Die Möglichkeit Lucretia als Selbstmörderin – in der Interpretation des Augustinus – in den für Selbstmörder vorgesehenen siebten Höllenkreis zu verweisen, verwirft er.[7]



Cornelia (2.Jh.v.)

  • Cornelia (2.Jh.v.)

    • Vornehme Abstammung
    • Treue Gattin
      • Ehelos nach Tod ihres Mannes Tiberius Sempronius Gracchus
    • Vorbildliche matrona/Mutter
      • Mutter der Gracchen (Tiberius u. Gaius)
        • Sterben der Söhne zum Wohle der Republik
        • Schmuck der Frauen sind Söhne
        • Einfluss auf Söhne? (Brieffrgm.-? – Cornel.Nepos)


Als Inbegriff weiblicher Tugenden wird zur Zeit der römischen Republik auch Cornelia, Tochter des Scipio Africanus und Mutter von Gaius und Tiberius Gracchus, in zahlreichen antiken Zeugnissen gepriesen. Hier sind es jedoch nicht vordergründig Keuschheit und Sittsamkeit, Cornelia wird vielmehr wegen ihrer Mutterliebe verherrlicht, wie eine der berühmtesten Anekdoten zu ihrer Person zeigt: „ … als der Cornelia, der Mutter der Gracchen, eine campanische Frau, die bei ihr zu Besuch war, ihre Schmuckstücke – die schönsten jener Zeit – zeigte, unterhielt sich Cornelia so lange mit ihr, bis ihre Kinder aus der Schule nach Hause kamen, und sagte: ‚Dies ist mein Schmuck’“ (Valerius Maximus 4,4). Der stereotype Charakter der Beschreibungen von Frauen wird gerade in dieser Anekdote deutlich, die in der Überlieferung mit weiteren, auch mit griechischen Frauen in Verbindung gebracht wird (vgl. Burckhardt/Ungern-Sternberg 1994: 110). Gerade am Beispiel von Cornelia wird die enge Verflechtung von Frauenleben im Umfeld politischer Macht der römischen Republik deutlich. Trotz vermeintlicher Beeinflussung aktueller politischer Entscheidungen ihrer Söhne Gaius und Tiberius, die in ihrer Funktion als Volkstribunen agrarpolitische Reformen durchzusetzen versuchten, zeigt eine genauere Betrachtung der zweifelhaften Überlieferung (vgl. vor allem die zwei ihr zugeschriebenen Brieffragmente bei Cornelius Nepos) die fragliche Rolle Cornelias in diesem Kontext. Vielmehr erscheint Cornelia selbst instrumentalisiert für politische Zwecke ihrer Söhne, für nachhaltige „Familienproganda“ der „Popularen“ durch wiederholte rhetorische Topik ihres jüngeren Sohnes Caius Gracchus: „Sie wird nämlich bereits von ihm als Idealtypus einer römischen Matrona dargestellt: mit der Geburt von Kindern erfüllte sie die Aufgabe, die den Frauen natürlicherweise in erster Linie oblag; mit der Geburt von Söhnen, die sich für das Vaterland einsetzten und aufopferten, erwies sie sich als würdige Vertreterin ihrer Gens wie der Nobilität allgemein. Mit der Behauptung, Cornelia sei den Männern ferngeblieben, rühmt er ihre Keuschheit und spielt auf ihre vorbildiche Haltung als Witwe an, die noch dem toten Gatten die Treue hält“ (Burckhardt/Ungern-Sternberg 1994: 118).

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