Kirchengeschichte (Historia Ecclesiastica), Eusebius von Cesarea



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Sechstes Buch



1. Kap. Die Verfolgung unter Severus.


. Als auch Severus die Kirchen verfolgte, bestanden die christlichen Kämpfer an allen Orten herrliche Martyrien. Besonders zahlreich waren diese in Alexandrien, Aus ganz Ägypten und der Thebais wurden Gottesstreiter dorthin, als dem Hauptkampfplatze, geschickt und erwarben so durch das gar standhafte Ausharren in den verschiedenen Foltern und Todesarten die Siegeskrone bei Gott. Unter ihnen befand sich auch Leonides, bekannt als der Vater des Origenes. Als er enthauptet wurde, war sein Sohn, den er hinterließ, noch im zarten [[@Page:264]] Alter. Welch große Liebe der letztere schon damals zum göttlichen Werke hegte, dies kurz anzuführen, dürfte am Platze sein, da er überall im größten Ansehen steht.

2. Kap. Des Origenes jugendlicher Eifer.


. Wollte es jemand unternehmen, das Leben dieses Mannes in Muße zu beschreiben, dann hätte er viel zu sagen, und die Darstellung würde ein eigenes Werk erfordern. Doch wollen wir jetzt das meiste so kurz wie möglich zusammenfassen und nur einiges wenige über ihn berichten, indem wir das erzählen, was uns aus Briefen und aus Mitteilungen seiner noch jetzt lebenden Schüler bekannt geworden ist. Das Leben des Origenes scheint mir sozusagen schon von den Windeln an erwähnenswert zu sein. Als Severus im zehnten Jahre seiner Regierung stand, Latus Statthalter von Alexandrien und dem übrigen Ägypten war und Demetrius eben erst nach Julian das bischöfliche Amt über die dortigen Gemeinden übernommen hatte, erhob sich mächtig die Flamme der Verfolgung und erwarben sich Unzählige die Krone des Martyriums. Da erfaßte auch die Seele des noch jugendlichen Origenes die Begeisterung für das Martyrium, so daß er sich geradewegs in die Gefahren begeben und in den Kampf stürzen wollte. Es hätte nun nicht viel gefehlt, und er hätte sein Leben eingebüßt, wenn nicht die göttliche, himmlische Vorsehung zum Nutzen vieler durch seine Mutter seinem Vorhaben entgegengetreten wäre. Zunächst bestürmte ihn die Mutter mit Worten und bat ihn, Rücksicht auf ihre mütterliche Liebe zu nehmen. Als sie aber sah, daß er auf die Nachricht von der Gefangennahme und Einkerkerung des Vaters ganz im Verlangen nach dem Martyrium aufging und sich noch leidenschaftlicher darnach sehnte, versteckte sie alle seine Kleider und nötigte ihn so, zu Hause zu bleiben. Doch da ihn das für sein Alter ungewöhnlich große Sehnen nicht in Ruhe ließ, tat er, was er nicht lassen wollte, und schickte an den Vater einen Brief mit der dringlichen Aufforderung zum Martyrium. [[@Page:265]] Wörtlich mahnte er ihn darin: „Hab acht, daß du nicht unsertwegen deine Gesinnung änderst!“ Dieses Verhalten des Origenes möge als erste Probe seiner jugendlichen Verständigkeit und seiner aufrichtigen religiösen Gesinnung aufgezeichnet sein. Da er schon als Knabe in den göttlichen Schriften geschult wurde, hatte er bereits einen guten Grund zur Glaubenswissenschaft gelegt. In außergewöhnlicher Weise hatte er sich dem Studium der Schrift hingegeben, da der Vater zu der gewöhnlichen Schulbildung hin gerade hierauf das Hauptaugenmerk gerichtet. Dieser hielt ihn vor allem dazu an, sich vor dem Studium der heidnischen Wissenschaften in der heiligen Weisheit zu üben. Täglich verlangte er von ihm, daß er (Stellen der Schrift) auswendig lerne und hersage. Dies war dem Knaben nicht zuwider. Er verlegte sich vielmehr mit größter Freude darauf. Ja mit dem einfachen und oberflächlichen Lesen der Heiligen Schrift war er nicht zufrieden, er suchte mehr und befaßte sich bereits damals mit dem tieferen Sinn, so daß er dem Vater zu schaffen machte mit der Frage, was der hinter der inspirierten Schrift stehende Wille auszudrücken wünsche. Dem Scheine nach wies ihn der Vater zurecht und warnte ihn davor, nach etwas zu forschen, was er in seinem Alter nicht verstehen könne und was über den Wortsinn hinausgehe; im geheimen aber war er aufs höchste erfreut und dankte von ganzem Herzen Gott, dem Urheber alles Guten, daß er ihn gewürdigt hatte, Vater eines solchen Sohnes zu sein. Wie man erzählt, trat er oft an den schlafenden Knaben heran, ihm die Brust, den Tempel des Heiligen Geistes, zu entblößen, sie ehrfurchtsvoll zu küssen und sich wegen des guten Kindes glücklich zu preisen. Dieses und Ähnliches wird aus der Jugendzeit des Origenes erzählt. Als sein Vater den Märtyrertod gestorben war, blieb er, noch nicht siebzehn Jahre alt, mit seiner Mutter und seinen sechs jün-[[@Page:266]]geren Geschwistern als Waise zurück. Da das Vermögen des Vaters der kaiserlichen Schatzkammer zufiel, mußte er mit seinen Angehörigen an den lebensnotwendigen Dingen Mangel leiden. Allein Gott würdigte ihn seiner Fürsorge. Er fand Aufnahme und Unterhalt bei einer sehr reichen und vornehmen Frau. Diese nahm sich auch eines berühmten Mannes an, welcher zu den damals in Alexandrien lebenden Häretikern gehörte und aus Alexandrien stammte. Die genannte Frau hatte ihn als Adoptivsohn bei sich und sorgte aufs beste für ihn. Obwohl Origenes nun gezwungen war, mit diesem Manne zusammenzuleben, gab er von da ab deutliche Proben seiner Rechtgläubigkeit. Denn trotzdem bei Paulus — dies war der Name des Mannes — eine sehr große Menge nicht nur von Häretikern, sondern auch von den Unsrigen wegen seiner bekannten Gelehrsamkeit zusammenkam, ließ sich Origenes niemals dazu bewegen, gemeinsam mit ihm zu beten. Schon von Knabenjahren an beobachtete er die Vorschrift der Kirche und „verabscheute“ — dieses Wort hat er selbst einmal gebraucht — die häretischen Lehren. Da er von seinem Vater bereits in die Wissenschaften der Griechen eingeführt worden war und sich auch nach dessen Tode ganz und gar ihrem Studium hingab, verfügte er über ein gutes Maß von Kenntnissen. Damit erwarb er sich bald nach dem Tode des Vaters einen mit Rücksicht auf seine Jugend recht reichlichen Unterhalt.

3. Kap. Schon in seiner Jugend verkündet Origenes das Wort Christi.


. Während dieser seiner Tätigkeit kamen, wie er selbst irgendwo in seinen Schriften erzählt, einige Heiden zu ihm, um das Wort Gottes zu hören. Denn da alle vor der drohenden Verfolgung geflohen waren, war sonst niemand in Alexandrien, der (christlichen) Unterricht erteilt hätte. Der erste von ihnen war, wie er berichtet, Plutarch, der nach einem tugendhaften Leben auch mit herrlichem Martyrium ausgezeichnet wurde, der zweite Heraklas, der [[@Page:267]] ein Bruder Plutarchs war und, nachdem er ebenfalls im Verkehr mit ihm reichliche Beweise eines philosophischen Lebens und Entsagens gegeben hatte, gewürdigt wurde, nach Demetrius Bischof von Alexandrien zu werden. Origenes stand im 18. Lebensjahre, als er Vorsteher der Katechetenschule wurde. Hier erzielte er zur Zeit der Verfolgungen des Aquilas, des Statthalters von Alexandrien, große Erfolge und erwarb sich durch seine Freundlichkeit und seine Gefälligkeit, die er gegen alle heiligen Märtyrer, unbekannte und bekannte, bewies, bei allen Gläubigen einen sehr gefeierten Namen. Er stand nämlich den heiligen Märtyrern nicht nur zur Seite, solange sie noch im Gefängnis waren und das Endurteil noch nicht über sie gesprochen war, sondern auch nachher, wenn sie zum Tode geführt wurden, freimütig und geradewegs den Gefahren entgegengehend. Er wäre auch, wenn er so mutig zu den Märtyrern trat und sie offen und frei mit einem Kusse begrüßte, oftmals von dem herumstehenden wütenden Pöbel fast gesteinigt worden, wenn er nicht ein für allemal unter dem Schutze der göttlichen Rechten gestanden und so stets auf wunderbare Weise entkommen wäre. Dieselbe göttliche und himmlische Gnade beschützte ihn auch sonst, wenn man ihm wegen seines großen Eifers für die Lehre Christi und seiner Freimütigkeit damals nachstellte, immer und immer wieder in den vielen Fällen, die nicht aufgezählt werden können. Die Ungläubigen setzten ihm in einer Weise zu, daß sie sich zusammenrotteten und mit Soldaten das Haus umstellten, in dem er wohnte, wegen der Menge, die von ihm in der heiligen Religion unterrichtet wurde. Die Verfolgung entbrannte gegen ihn von Tag zu Tag mehr, so daß er in der ganzen Stadt keinen Platz mehr fand, immer wieder die Wohnung wechseln mußte und überall vertrieben wurde wegen der Zahl derer, die durch ihn der göttlichen Lehre zugeführt wurden. Vor allem deshalb, weil sein sittliches Leben die herrlichsten Früchte echtester Philosophie zeitigte, sein Leben, wie [[@Page:268]] man sagt, der Lehre und seine Lehre dem Leben entsprach, veranlaßte er mit Hilfe der göttlichen Kraft Unzählige, ihm nachzueifern. Wie Origenes sah, daß ihm immer mehr Schüler zuströmten, da er allein mit der religiösen Unterweisung von Demetrius, dem Vorsteher der Kirche, betraut war, und erkannte, daß sich mit der Pflege göttlicher Wissenschaften der grammatikalische Unterricht nicht verbinden lasse, gab er unbedenklich den Unterricht in der Grammatik als wertlos und der heiligen Wissenschaft widersprechend auf und verkaufte in weiser Berechnung, um nicht von fremden Händen unterstützt werden zu müssen, alle Werke alter Schriftsteller, mit welchen er sich früher eifrig beschäftigt hatte, und war zufrieden damit, täglich von dem Käufer der Werke vier Obolen zu erhalten. Sehr viele Jahre führte er so das Leben des Philosophen, jeglichen Reiz zu jugendlicher Ausschweifung von sich ferne haltend. Den ganzen Tag nahm er die nicht geringen Mühen des Unterrichtes auf sich, den größeren Teil der Nacht widmete er dem Studium der göttlichen Schriften. Er führte ein möglichst entsagungsvolles Leben bald durch Fastenübungen, bald durch Beschränkung des Schlafes, dem er sich absichtlich keineswegs in einem Bette, sondern auf bloßer Erde hingab. Vor allem glaubte er jene evangelischen Worte des Erlösers651 beachten zu müssen, die da fordern, nicht zwei Röcke zu haben und keine Schuhe zu benützen und sich nicht von Sorgen für die Zukunft beängstigen zu lassen. Mit einem Eifer, den man bei seinem Alter nicht hätte erwarten mögen, hielt er in Kälte und Entblößung aus und ging in seiner übertriebenen Anspruchslosigkeit bis zum Äußersten, wodurch er seine Umgebung in Staunen setzte. Mochte er auch Unzählige beleidigen, die den Wunsch gehabt hätten, ihm etwas von ihrem Besitze mitzuteilen, weil sie sahen, welche Mühen ihm der Unterricht kostete, er blieb gleichwohl fest. Wie erzählt wird, ging er mehrere [[@Page:269]] Jahre barfuß, ohne je einen Schuh zu tragen, und enthielt sich während sehr vieler Jahre auch vom Genuß des Weines und der übrigen zum Leben nicht notwendigen Speisen, so daß er schließlich in Gefahr kam, zu erschlaffen und krank zu werden. Bei solchen Proben philosophischen Lebens, wie sie Origenes vor seiner Umgebung ablegte, versteht es sich, daß sich sehr viele Schüler zu ähnlichem Streben angespornt fühlten. Es kamen daher selbst Gebildete und Gelehrte von den ungläubigen Heiden zu seinem Unterricht. Auch diese haben sich, wenn sie aufrichtig in der Tiefe ihres Herzens den Glauben an das göttliche Wort von Origenes entgegennahmen, in der damaligen Verfolgung ausgezeichnet, so daß manche von ihnen gefangengenommen und gemartert wurden.

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