Das kapital, Band



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dienen. Diese ihre kapitalistische Seele ist aber im Kopfe des politischen Ökonomen so innig mit ihrer



stofflichen Substanz vermählt, daß er sie unter allen Umständen Kapital tauft, auch wo sie das grade Ge-

genteil sind. So bei Wakefield. Ferner: die Zersplitterung der Produktionsmittel als individuelles Eigen-

tum vieler voneinander unabhängigen, selbstwirtschaftenden Arbeiter nennt er gleiche Teilung des Kapi-

tals. Es geht dem politischen Ökonomen wie dem feudalen Juristen. Letzterer klebte auch auf reine Geld-

verhältnisse seine feudalen Rechtsetiketten.

"Wäre", sagt Wakefield, "das Kapital unter alle Mitglieder der Gesellschaft in gleiche Portionen verteilt,

so hätte kein Mensch ein Interesse, mehr Kapital zu akkumulieren, als er mit seinen eignen Händen an-

wenden kann. Dies ist in gewissem Grad der Fall in neuen amerikanischen Kolonien, wo die Leidenschaft

für Grundeigentum die Existenz einer Klasse von Lohnarbeitern verhindert."

Solange also der Arbeiter für sich selbst akkumulieren kann, und das kann er, solange er Eigentümer sei-

ner Produktionsmittel bleibt, ist die kapitalistische Akkumulation und die kapitalistische Produktionswei-

se unmöglich. Die dazu unentbehrliche Klasse der Lohnarbeiter fehlt. Wie wurde nun im alten Europa die

Expropriation des Arbeiters von seinen Arbeitsbedingungen, daher Kapital und Lehnarbeit, hergestellt?

Durch einen contrat social ganz origineller Art.



<795> "Die Menschheit ... adoptierte eine einfache Methode zur Förderung der Akkumulation des Kapi-

tals", die ihr natürlich seit Adams Zeiten als letzter und einziger Zweck ihres Daseins vorschwebte; "sie

teilte sich in Eigner von Kapital und Eigner von Arbeit ... diese Teilung war das Resultat freiwilliger Ver-

ständigung und Kombination."

Mit einem Wort: die Masse der Menschheit expropriierte sich selbst zu Ehren der "Akkumulation des

Kapitals". Nun sollte man glauben, der Instinkt dieses selbstentsagenden Fanatismus müsse sich nament-

lich in Kolonien den Zügel frei schießen lassen, wo allein Menschen und Umstände existieren, welche

einen contrat social aus dem Traumreich in das der Wirklichkeit übersetzen könnten. Aber wozu dann

überhaupt die "systematische Kolonisation" im Gegensatz zur naturwüchsigen Kolonisation? Aber, aber:

"in den nördlichen Staaten der amerikanischen Union ist es zweifelhaft, ob ein Zehntel der Bevölkerung

der Kategorie der Lohnarbeiter angehört ... In England ... besteht die große Volksmasse aus Lohnarbei-

tern."


Ja, der Selbstexpropriationstrieb der arbeitenden Menschheit zu Ehren des Kapitals existiert so wenig, daß

Sklaverei, selbst nach Wakefield, die einzige naturwüchsige Grundlage des Kolonialreichtums ist. Seine

systematische Kolonisation ist ein bloßes pis aller , da er nun einmal mit Freien statt mit

Sklaven zu tun hat.

"Die ersten spanischen Ansiedler in Santo Domingo erhielten keine Arbeiter aus Spanien. Aber ohne Ar-

beiter" (d.h. ohne Sklaverei) "wäre des Kapital kaputt gegangen oder wenigstens auf die kleinen Massen

zusammengeschrumpft, worin jedes Individuum es mit seinen eignen Händen anwenden kann. Dies fand

wirklich statt in der letzten von den Engländern gegründeten Kolonie, wo ein großes Kapital in Samen,

Vieh und Instrumenten unterging am Mangel von Lohnarbeitern und wo kein Ansiedler viel mehr Kapital

besitzt, als er mit seinen eignen Händen anwenden kann."

Man sah: die Expropriation der Volksmasse von Grund und Boden bildet die Grundlage der kapitalisti-

schen Produktionsweise. Das Wesen einer freien Kolonie besteht umgekehrt darin, daß die Masse des

Bodens noch Volkseigentum ist und jeder Ansiedler daher einen Teil davon in sein Privateigentum und

individuelles Produktionsmittel verwandeln kann, ohne <796> den spätren Ansiedler an derselben Opera-

tion zu verhindern. Dies ist das Geheimnis sowohl der Blüte der Kolonien als ihres Krebsschadens – ihres

Widerstands wider die Ansiedlung des Kapitals.




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"Wo Land sehr wohlfeil ist und alle Menschen frei sind, wo jeder nach Wunsch ein Stück Land für sich



selbst erhalten kann, ist Arbeit nicht nur sehr teuer, was den Anteil des Arbeiters an seinem Produkt an-

geht, sondern die Schwierigkeit ist, kombinierte Arbeit zu irgendeinem Preis zu erhalten."

Da in den Kolonien die Scheidung des Arbeiters von den Arbeitsbedingungen und ihrer Wurzel, dem

Grund und Boden, noch nicht existiert oder nur sporadisch oder auf zu beschränktem Spielraum, existiert

auch noch nicht die Losscheidung der Agrikultur von der Industrie, noch nicht die Vernichtung der länd-

lich häuslichen Industrie, und wo soll da der innere Markt für das Kapital herkommen?

"Kein Teil der Bevölkerung Amerikas ist ausschließlich agrikol, mit Ausnahme der Sklaven und ihrer

Anwender, die Kapital und Arbeit für große Werke kombinieren. Freie Amerikaner, die den Boden selbst

bauen, treiben zugleich viele andre Beschäftigungen. Ein Teil der von ihnen gebrauchten Möbel und

Werkzeuge wird gewöhnlich von ihnen selbst gemacht. Sie bauen häufig ihre eignen Häuser und bringen

das Produkt ihrer eignen Industrie zu noch so fernem Markt. Sie sind Spinner und Weber, sie fabrizieren

Seife und Kerzen, Schuhe und Kleider für ihren eignen Gebrauch. In Amerika bildet der Landbau oft das

Nebengeschäft eines Grobschmieds, Müllers oder Krämers."

Wo bleibt unter solchen Käuzen das "Entsagungsfeld" für den Kapitalisten?

Die große Schönheit der kapitalistischen Produktion besteht darin, daß sie nicht nur beständig den Lohn-

arbeiter als Lohnarbeiter reproduziert, sondern im Verhältnis zur Akkumulation des Kapitals stets eine

relative Übervölkerung von Lohnarbeitern produziert. So wird das Gesetz von Arbeitsnachfrage und Zu-

fuhr in richtigem Gleis gehalten, die Lohnschwankung innerhalb der kapitalistischen Exploitation zusa-

gende Schranken gebannt und endlich die so unentbehrliche soziale Abhängigkeit des Arbeiters vom Ka-

pitalisten verbürgt, ein absolutes Abhängigkeitsverhältnis, das der politische Ökonom zu Haus, im Mut-

terland, breimäulig umlügen <797> kann in ein freies Kontraktverhältnis von Käufer und Verkäufer, von

gleich unabhängigen Warenbesitzern, Besitzern der Ware Kapital und der Ware Arbeit. Aber in den Ko-

lonien reißt der schöne Wahn entzwei. Die absolute Bevölkerung wächst hier viel rascher als im Mutter-

land, indem viele Arbeiter erwachsen auf die Welt kommen, und dennoch ist der Arbeitsmarkt stets un-

tervoll. Das Gesetz der Arbeitsnachfrage und Zufuhr gerät in die Brüche. Einerseits wirft die alte Welt

fortwährend exploitationslustiges, entsagungebedürftiges Kapital ein; andrerseits stößt die regelmäßige

Reproduktion der Lohnarbeiter als Lohnarbeiter auf die unartigsten und teilweis unüberwindliche Hinder-

nisse. Und nun gar die Produktion von überzähligen Lohnarbeitern im Verhältnis zur Akkumulation des

Kapitals! Der Lohnarbeiter von heute wird morgen unabhängiger, selbstwirtschaftender Bauer oder

Handwerker. Er verschwindet vom Arbeitsmarkt, aber – nicht ins Workehouse. Diese beständige Ver-

wandlung der Lohnarbeiter in unabhängige Produzenten, die statt für das Kapital, für sich selbst arbeiten,

und statt den Herrn Kapitalisten sich selbst bereichern, wirkt ihrerseits durchaus schadhaft auf die Zu-

stände des Arbeitsmarkts zurück. Nicht nur bleibt der Exploitationsgrad des Lohnarbeiters unanständig

niedrig. Der letztre verliert obendrein mit dem Abhängigkeitsverhältnis auch das Abhängigkeitsgefühl

vom entsagenden Kapitalisten. Daher alle Mißstände, die unser E. G. Wakefield so brav, so beredt und so

rührend schildert.

Die Zufuhr von Lohnarbeit, klagt er, ist weder beständig noch regelmäßig, noch genügend. Sie "ist stets

nicht nur zu klein, sondern unsicher".

"Obgleich das zwischen Arbeiter und Kapitalist zu teilende Produkt groß ist, nimmt der Arbeiter einen so

großen Teil, daß er rasch ein Kapitalist wird ... Dagegen können wenige, selbst wenn sie ungewöhnlich

lang leben, große Reichtumsmassen akkumulieren."

Die Arbeiter erlauben den Kapitalisten platterdings nicht, auf Zahlung des größten Teils ihrer Arbeit zu

entsagen. Es hilft ihm nichts, wenn er so schlau ist, mit seinem eignen Kapital auch seine eignen Lohnar-

beiter aus Europa zu importieren.




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