Die deutsche Gelehrtenrepublik. Ihre Einrichtung. Ihre Geseze. Geschichte des lezten Landtags. Auf Befehl der Aldermänner durch Salogast und Wlemar. Herausgegeben von Klopstock. Erster Theil



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Zehnter Morgen.

Die Berliner und Manheimer Academien werden angeklagt. Der Müncher Academie wird gedankt. Französische Botschafter kommen an. Die Zunft der Naturforscher erhält einen Vorzug.


Schon seit dem Anfange des Landtages hatte ein geheimes Feuer in der Asche geglommen, dessen nahen Ausbruch man nun beynah mit Gewisheit voraussehen konte. Wir haben mit Vorsaz noch nichts davon erwähnt, weil wir die Geschichtschreiber eben nicht sehr bewundern, welche, nachdem die Sachen nun geschehen sind, bis zu dem frühesten Vorhergange zurük spüren, und in demselben das Geschehne, als notwendig künftig, bisweilen zwar wol recht gut, aber doch immer zu spät entdecken. Dieß verleitet oft scharfsichtige, und sogar tiefsinnige Männer zu Geschwäz; und vornämlich bringt es sie von ihrem Hauptzwecke ab, welcher kein andrer seyn kann, als die wirklichen Begebenheiten nach ihrer wahren Beschaffenheit zu erzählen. Sobald aber der Vorhergang schon einen Theil der Begebenheiten selbst ausmacht, ob er gleich, wegen noch fehlender Folge, nicht mit völliger Gewisheit dafür gehalten werden kann; so darf ihn der Geschichtschreiber, als einen solchen, anführen. Die meisten Mitglieder der Berliner und Manheimer Academien hatten sich, ob wol verschiedne von ihnen auch auf ändern Zünften hätten seyn können, auf die Zünfte der Naturforscher, der Mathematiker, und der Weltweisen begeben. Die Absicht, warum sie vornämlich auf diesen Zünften Einflüsse zu haben gesucht hatten, war gestern, durch gewisse Erklärungen wider einige Geseze vom Hochverrathe, sehr kenbar geworden. Die übrigen Academisten waren so auf etlichen andern Zünften vertheilt, daß die Art der Vertheilung nur durch die Absicht, auch hier nicht ohne Einflüsse zu seyn, gut erklärt werden konte. Auch diese hatten sich seit einem Paar Tagen immer lebhafter bemüht, sich ihrem vorgesezten Ziele zu nähern. Die Zunft der Naturforscher hatte sich bestrebt, zwey Stimmen zu bekommen; und dieß würd ihr auch, wegen ihrer Grosse, und wegen ihrer Vortreflichkeit, gelungen seyn, wenn die andern Zünfte nicht entdekt hätten, daß die Academisten die Veranlasser dazu gewesen wären. Die Aldermänner hatten mit ihrer gewönlichen Festigkeit, aber lebhafter, als sonst erklärt, daß die Beratschlagungen über das Ansuchen der Naturforscher noch müsten aufgeschoben werden. Dieß hatte die Zunft der Dichter auf die Vermutung gebracht, daß es die Aldermänner wider die Academisten auszuführen vorhätten. So sehr sie dieses auch freute; so branten sie gleichwol auch vor Begierde, es selbst auszuführen. Aber sie hielten dafür, der wahre Zeitpunkt der Ausführung wäre noch nicht da; und dieß unter anderm auch deswegen, weil sich die Academisten mit sehr gutem Erfolge bemüht hatten, auch das Volk für sich einzunehmen. Dieß müste, meinten sie, ausser dem, was sonst noch zu thun wäre, erst wieder zurükgebracht werden, eh man es unternehmen könte. So standen die Sachen diesen Morgen, als es schien, daß die Aldermänner der Bilder wegen Verhör halten würden. Aber unvermutet ging ein Aldermann auf seinen Hügel. Die Stille war gleich allgemein, weil man deswegen, daß er den halben Kreis verlassen hatte, etwas ungewönliches erwartete. Er redete die Landgemeine so an: So oft bisher bey uns ist angefragt worden, ob wir Vortrag halten wolten; so haben wir es allezeit ausgesezt, um den Zünften die Verehrung, mit der wir immer an sie denken, zu zeigen, und dem, was sie etwa zum Besten der Republik zu sagen hätten, auf keine Weise im Wege zu stehn. Wir würden dieß unser Betragen auch jezo noch nicht ändern, wenn wir nicht wichtige Gründe dazu hätten. Wir sind gerührt, daß wir streng seyn müssen. Dieß sey genung. Denn ihr verlangt gewiß nicht von uns, daß wir heute das erstemal weitläuftig sagen, was wir zu sagen haben. Jeder weiß, daß die Academisten zu Berlin, und zu Manheim nicht in unsrer Sprache schreiben. (Den Müncher Academisten werden wir hernach unsern Dank öffentlich dafür abstatten, daß sie wissen, daß sie Deutsche sind!) Die Republik hat den vorigen Landtag beschlossen, daß, wenn ganze Geselschaften in einer fremden Sprache schrieben, ihre Mitglieder als Hochverräther selten angesehen werden. Es ist, wie ich hoffe, überfliessig, daß ich die Rolle von der notwendigen grossen Säuberung, wenn in hellen Haufen, Schaaren, und Heeren bringen lasse. Diejenigen Academisten, deren meiste Schriften nicht academisch, und zugleich deutsch sind, entfernen sich von den übrigen. Sie haben zwar in den Hochverrath gewilligt; aber wir müssen ihrentwegen gleichwol einen zweyten Vortrag halten. Herold, samle die Stimmen wegen der Angeklagten.

Die Academisten hatten einen so schnellen Ausbruch nicht gefürchtet. Auf eine Vertheidigung konten sie sich nicht einlassen. Das Gesez wider sie war zu klar. Es kam also jezt allein darauf an, zu erwarten, ob ihre vielfachen Bemühungen bey ihren Mitzünftern und dem Volke die Wirkung haben würden, daß das Gesez schweigen müste. Hätten sie die Abschaffung desselben in Vorschlag bringen wollen; so wären sie desto gewisser verloren gewesen. Und gleichwol war ihnen, wenn sie ja was unternehmen wolten, nichts anders als dieses übrig. Einer von ihnen redete zwar viel von seiner Verwunderung, daß die Göttinger Academie nicht auch angeklagt würde; aber er muste bald davon abstehn. Denn die Aldermänner erklärten ihm, daß sie keine Rechenschaft darüber zu geben hätten, wen sie anklagten, und wen sie nicht anklagten. Andre machten ihm deutlich, daß man sich heute gewiß nicht in Schwierigkeiten verwickeln würde. Und dazu würde man doch gezwungen seyn, wenn man die Sache der Göttinger Academisten auch untersuchen wolte. Denn sie hätten nicht nur in der lateinischen Sprache, sondern auch in unsrer geschrieben. Übrigens wäre der jezige Aufschub dieser Untersuchung kein Beweis, daß sie diesen Landtag nicht noch vor sich gehen könte.

Die Angeklagten hätten nicht einmal so ruhig scheinen können, als sie noch schienen; wenn sie ihren Entschluß auf den Fall, der sich jezt zutrug, nicht schon hätten gefast gehabt. Aber ihre scheinbare Ruhe war nicht ohne Verdruß, und auch nicht ohne Kummer. Denn einige liebten ihr Vaterland gleichwol doch ein wenig. Die Stimmensamlung ging deswegen etwas langsam vor sich, weil viele Zünfte während derselben beständig an einander schikten. Dieß vermehrte die Unruh bey Erwartung des Ausgangs nicht wenig. Den alten Herold hatte es so angegriffen, daß er nicht im Stande war, den Ausruf zu thun. Ein Unterherold muste daher sein Amt verrichten. Endlich wurde der Ausgang, den die Sache genommen hatte, bekant. Die Zunft der Drittler erklärte beynah mit allen Stimmen; der Rechtsgelehrten mit zwey Stimmen Mehrheit; der Mathematiker durch den Ausschlag des Anwaldes; die gemischte Zunft durch sieben Stimmen Mehrheit, und das Volk mit drey Stimmen, daß die Entscheidung bis gegen das Ende des Landtages solte ausgesezt bleiben. Aber alle übrigen Zünfte, und unter ihnen die Zünfte der Naturforscher, der Dichter, der Redner, und der Geschichtschreiber mit allen Stimmen, waren für Urtheil und Recht nach den Gesezen.

Drey Aldermänner verliessen den halben Kreis, und gingen nach derjenigen Zunft zu, auf welcher sie die meisten Mitglieder der Müncher Academie sahen. Einige Academisten kamen ihnen entgegen. Wir kommen, euch unsern Dank abzustatten, sagten die Aldermänner.

Wir würden erröthen, deswegen Dank anzunehmen, weil wir thun, wir sagen nicht, was wir zu thun schuldig sind, denn an die Schuldigkeit hatten wir nicht nötig zu denken, sondern was wir gern thun.

Wohlan denn, ihr wehrt uns, euch zu danken; aber euch unsre Freude zu bezeugen, solt ihr uns nicht wehren. Wir freuen uns, daß ihr wist, wer ihr seyd! und daß ihr unsern Dank ausschlagt! Die Aldermänner, und die Academisten gingen hierauf nach ihren Pläzen zurük.

Niemals ist solche Freude, und solche Betrübnis an so Vielen zugleich gesehen worden, als diesen Tag. Überall wurde Abschied genommen, und beklagt, daß die Republik so viele verdienstvolle Männer auf Einmal verlöre; aber es wurden auch beynah von allen Zünften, selbst von denen, welche den Aufschub der Entscheidung verlangt hatten, die Anwalde an die Aldermänner geschikt, ihnen zu ihrer mänlichen und patriotischen That Glük zu wünschen. Der Anwald der Dichter endigte seine Anrede so: Wir haben es auch thun wollen; aber ihr seyd uns zuvor gekommen. Ihr habt den wahren Zeitpunkt besser, als wir gekant. Keiner andern Zunft hätten wir es verziehn; euch verzeihn wir's, weil ihr die Aldermänner, und es heute mehr als jemals seyd: allein uns selbst können wir kaum verzeihen, daß wir durch allerhand Vorstellungen von noch fortwährender Unreife der Sache unsre Entschlossenheit unwirksam gemacht haben. Damit wir aber heute doch auch etwas Bidermännisches thun, so schlagen wir vor, daß, so bald sich die Verwiesenen werden entfernet haben, der Zunft der Naturforscher die zwey Stimmen gegeben werden, doch unter der Einschränkung, daß sie dieselben nur dann habe, wenn die Stimmen der Zünfter über zwey Drittheil gehn. Denn wie sehr wir die Zunft der Naturforscher auch verehren; so dürfen wir sie doch den Aldermännern nicht völlig gleich machen.

Da den Academisten die weissen Stäbe schon waren gereicht worden, und sie wol sahen, daß man geneigt war, jezo gleich zu der Stimmensamlung, der Naturforscher wegen, zu schreiten; so brachen sie auf. Die vorseyende Stimmensamlung war die einzige Ursach, daß sie unbegleitet weggingen.



Der Herold war bey seinem heutigen Geschäfte so hinfällig geworden, daß er sich noch immer nicht erholen konte. Dieß verzögerte die Stimmensamlung wegen der Naturforscher. Endlich ging sie vor sich. Sie war kaum halb vollendet, als Nachricht bey den Aldermännern ankam, daß Botschafter der französischen Gelehrtenrepublik, die sich auch versammelt hätte, in der Nähe wären. Die Aldermänner hiessen den Herold inne halten. Dieß geschah deswegen, weil die Botschafter gleich bey ihrer Ankunft eine wichtige Entscheidung der Republik mit ansehn solten. Bald darauf schikten die Franzosen ihren Dolmetscher, liessen von ihrer Ankunft Nachricht geben, und zugleich anfragen: Ob, eh sie erschienen, ein Ceremoniel solte festgesezt werden? Die Aldermänner (die Zünfte erlaubten ihnen zu verfahren, wie es ihnen gefiele) schikten einen Dolmetscher zurük, und liessen den Botschaftern sagen: Die deutschen Gelehrten hasten alles Ceremoniel, so sehr es auch viele Altfranken noch liebten. Sie würden aus freyer Neigung so gleich drey Anwalde losen, und sie ihnen, so weit sie nur kommen könten, entgegen gehn lassen. Ein Aldermann solte sie bey Leibnizens Eiche empfangen, und das nicht deswegen, weil sie nahe, sondern weil es Leibnizens Eiche wäre. Das einzige, was etwa vorher festzusezen wäre, bestünde darinn, daß bey den Unterredungen Dolmetscher gebraucht würden. Das Loos traf die Anwalde der Kundigen, der Mathematiker, und der Drittler. Der Anwald der Geschichtschreiber erhielt es von diesem, seine Stelle zu vertreten. Unser Dolmetscher kam zurük, und berichtete, wo die Anwalde, und die Botschafter sich angetroffen hätten, und daß diesen zuvor etliche unsrer Verwiesenen begegnet wären. Die Botschafter hätten's ihnen abgeschlagen, sich bey ihrer Republik dortiger Aufname halben zu bemühen, weil sie sich jezo, da sie an die Deutschen gesandt würden, ganz und gar nicht auf solche Empfehle einlassen könten. Und überdieß müsten sie gestehn, die Ursach der gewünschten Verpflanzung wäre von einer Art, daß sie nirgends so wenig, als in Frankreich, würde bewundert werden. Die Botschafter kamen an. Der Aldermann, die Anwalde, und einige Franzosen, die vor ihnen auf den Landtag gekommen waren, begleiteten sie. Sie gingen, weil sie den Weg von den Ahornwäldchen her genommen hatten, zwischen dem Volke, und den Zünften der Kenner, der Wisser, dem Zunftplaze mit dem Denksteine, den Zünften der Geschichtschreiber, der Weltweisen, der Mathematiker, und der Astronomen nach dem halben Kreise hinauf. Die Aldermänner empfingen sie mit Hochachtung, und deutscher Offenherzigkeit; und weil die Franzosen das Ceremoniel auch verachteten; so verschonte man sich so gar mit feyerlichen Anreden, und Antworten. Die Botschafter entdekten die Ursach ihrer Absendung ohne alle Umschweife. Sie wären, sagten sie, gekommen, unsre Geseze, von denen man bey ihnen gehört hätte, genauer kennen zu lernen, und einige davon ihrer Republik zu überbringen. Sie bäten also um die Mittheilung derselben. Sie hätten, der Wahl halben, keine gemesnere Befehle, als bey Dingen, von denen man nicht genung unterrichtet wäre, könten gegeben werden. Wolte ihnen die Republik vergönnen, ihre Jahrbücher zu sehn; so würden sie dadurch desto mehr in den Stand gesezt werden, von dem Sinne der Geseze ein richtiges Urtheil zu fällen. Ausser dem würde dieses auch ihr Vergnügen einige Zeit auf dem Landtage zuzubringen vermehren. Die Aldermänner bezeigten den Botschaftern ihre Freude über die Absicht ihrer Ankunft, und erboten sich, ihnen die Kentnis der Geseze auf alle Weise zu erleichtern. Was die Jahrbücher beträfe, so könten sie darüber nichts entscheiden; sondern sie müsten deswegen bey den Zünften und dem Volke anfragen. Dieses würden sie so bald thun, als es ihnen die Geschäfte des Landtages zuliessen, deren einige so beschaffen wären, daß ihre rechte Zeit nicht dürfte verabsäumt werden. Nachdem sie mir hierauf (Wlemar schreibt dieses) noch den Befehl gegeben hatten, die Botschafter so bald sie es verlangten, in die grosse Halle zu führen, und ihnen aus den Rollen zu übersezen; so hiessen sie den Herold mit der Stimmensamlung fortfahren. Die Naturforscher erhielten ihren Zwek, den sie durch alle Stimmen zu erhalten, so sehr verdienten, doch nur durch Eine-Stimme-Mehrheit. Aber von den Zünften, die einwilligten, war auch beynah keine, die es nicht mit allen einzelnen Stimmen gethan hätte.


Der Abend.

Von einer alten Felsenschrift.


Man unterhielt sich von nichts anderm, als von einer alten deutschen Aufschrift, die an einem Felsen war gefunden worden. Hiermit war es so zugegangen.

Am Ausgange des kühlen Thals liegt ein abgesonderter Fels. Seine Lage, und die von vielen geglaubte Erzählung, daß in den ältesten Zeiten bey ihm der Genossam zusammengekommen wäre, machen ihn merkwürdig. Diesen Nachmittag hielten sich einige bey dem Felsen auf, weil ein verdorter Baum, der aus einer Spalte desselben hervorgewachsen war, weggenommen wurde. Sie wolten den lieben Baum noch einmal sehen, der ihnen durch seine Schönheit, und durch seinen Schatten so oft Vergnügen gemacht, und der nun diesen Frühling nicht wieder geblühet hatte. Indem bey dem Wegnehmen des Baumes unter seinen Zweigen das Moos hier und da von dem Felsen losging, so wurden sie in diesem alte Schrift gewahr, die sie desto aufmerksamer machte, je mehr sie davon entdekten. Sie sahen bald etliche Worte, die sie für deutsche hielten. Einer unter ihnen behauptete dieß mit noch mehr Zuversicht, als die übrigen, weil er mit dem alten Deutschen, wofür er die Schrift erklärte, nicht unbekant war. Ein andrer rief Freunde herzu, von denen er glaubte, daß sie über die Sache noch entscheidender urtheilen könten. Es währte gar nicht lange, so war eine nicht kleine Anzahl bey einander, die belehrten, lernten, und widersprachen. Jezo kam auch derjenige, der unsre alte Sprache genau wüste, und der zulezt die andern Ausleger überzeugt hat, daß sie seiner Beyhülfe bedürften, um zur völligen Gewisheit zu kommen. Damals war das Moos hier und da noch nicht genung weg; aber man bemerkte dieß nicht, und glaubte schon alles zu lesen; und es fehlte nicht viel, daß man nicht auch alles zu verstehn glaubte. Hier folgt das, was man damals las, und beynah ohne überbleibende Zweifel erklärte. Denn der erwähnte Sprachkenner konte bey der Hize, in der man war, mit seiner Bemerkung, daß hier und da noch ein wenig Moos vorhanden wäre, kein Gehör finden. Man las:

Ena furi alliu di alliu furi eno. So wher s birit fra themo farborgenode endi is libbia sagit efto singit then aldon frankonon hesare ist elline endi skal obarreckeanne helithos litheodono imo burit blado fram them helag Ek joh thaz her sittea in samninge undar louthi endi bi idiseo thero skonista. Si is thesan anblekit thie gramo her infengit tweena blado fram them lag Eek. Hail was joh skimo in hageno themo biderbe ther tha horit sang in wordo wittena. Ena furi alliu endi alliu furi eno.

Dieß übersezte man wörtlich so, und verstand es auch, wie man meinte. Das Moos hatte dabey nicht alle Schuld.

Einer für alle, die alle für Einen. So sey es! Wer es nimt von dem Verborgnen, und seine Lippe es sagt oder singt den alten Franken, sehr ist er es allen. Er wird es (nur diese Stelle hielt man für etwas schwer) den Helden des kleinen Eigenthums überreichen. Ihm gebührt das Blatt von der heiligen Ecke, (von dem Druiden nämlich. Denn die Druiden trugen fünfeckichte Schuhe) ja, daß er size in der Versandung unter den Männern, und bey dieser Schönsten. Sie ist es! Diesen blekt der Höllenhund an. (Gramo, durch die Versezung, für: garmo. Hela's Hund hieß Garm) Er empfängt zwey Blätter von der Eiche des Gesezes. Heil sey, ja Schatten im Haine dem Bidermanne, der Gesang hört in den Worten der Richter.

Indem man schon alles zu lesen glaubte, und auf die angeführte Weise getrost übersezte, ließ der Sprachkenner das übrige dünne Moos mit Sorgfalt abnehmen, damit die vermutlich noch fehlenden Buchstaben nicht beschädigt würden. Unterdeß hatte sich die Nachricht von der entdekten Felsenschrift auch ausser dem kühlen Thale ausgebreitet. Man könte sie, wurde gesagt, schon ganz lesen, schon erklären. Sie wäre von eisgrauen Zeiten her, und enthielte viel Merkwürdiges. Die Druiden kämen darinn vor; auch eine unbekante Heldin. Man hätte damals eine Eiche gehabt, die hätte die Eiche der Geseze geheissen. Der Schreyer lief unter seinen ausgesuchtesten Busenfreunden ganz athemlos umher, und machte bekant: Ja an dem Felsen des kühlen Thales ist sie gefunden worden. Dort sind sonst die Genossame zusammen gewesen; und dort soll künftig das grosse Volk auch zusammen kommen, und nirgends anders! Wist ihrs schon? In dieser Schrift steht ein langes und breites von verborgnen Schäzen! Sie haben auch einen Druidenschuh in der Kluft wo gefunden. Es fält auch eine Liebesgeschichte von einer Prinzessin in dieser alten Nachricht vor, Garm (das ist der Höllenhund!) reist sich los, und verfolgt die Prinzessin; sie kann aber ein Paar Äste einer bezauberten Eiche erwischen, und damit schläfert sie den Höllenhund ein. Indem er nun liegt, und schnarcht; so entkömt die Prinzessin glüklich!

Einige Aldermänner, die eben bey einander waren, schikten, ob sie gleich von der ganzen Sache beynah noch gar nichts glaubten, Jemanden ins kühle Thal, der selber sehen, und Nachricht bringen solte. Der Abgeschikte kam mit dem Sprachkenner, dessen wir erwähnt haben, zurük. Dieser überbrachte den Aldermännern seine Abschrift, von der er, nach Erzählung des ganzen Hergangs, sagte, daß sie genau, und daß nun kein Buchstaben mehr unter Moose verborgen wäre. Weil die Aldermänner ihren Mann kanten, so erhielt die Sache auf Einmal ihre Aufmerksamkeit. Sie liessen noch drey andre kommen, denen sie gleiche Kentnis der alten Sprache zutrauten. Diesen solte die Abschrift, und die Übersezung nebst den Gründen derselben vorgelegt werden. Dieß geschah. Man glaubte zu bemerken, daß die Aldermänner während der Untersuchung sehr vergnügt über die Entdeckung würden. Dieß breitete unter denen, welche sich um sie versammelt hatten, gleiches Vergnügen aus, nur daß es durch die Ungeduld, die Sache auch zu wissen, ein wenig unterbrochen wurde. Nachdem der Abschreiber die ihm gemachten Einwürfe so beantwortet hatte, daß kein Zweifel mehr übrig zu seyn schien; so waren die Aldermänner gleichwol noch nicht zufrieden. Sie schikten die Drey nach dem kühlen Thale, daß sie die Abschrift mit dem, was sie an dem Felsen lesen würden, vergleichen sollen. Diese kamen endlich zurük, und nun wurde die allgemeine Neubegierde durch die Ablesung der Übersezung befriedigt. Diese war mit Fleiß wörtlicher gemacht, als man sonst bey Übersezungen seyn darf. Um der wenigen Leser willen, die etwa von der Urschrift miturtheilen können, lassen wir dieselbe vorangehn. Sie werden dann am besten sehen, ob dem Sprachkenner, und seinen Gehülfen ihre Arbeit schwer, oder leicht gewesen sey, wenn sie mit Lesung der Übersezung warten, bis sie die Urschrift selbst heraus gebracht haben.

Ena furi alliu endi alliu furi eno. So wher s birit fra themo farborgenode endi is libbiand sagit efto singit then aldon frankonon thesare ist elline endi skae obarreckeanne helithos elitheodono imo burit blado fram them helag Ek joh thaz her sittea in samninge undar blouthi endi bi idiseo thero skonista. Si is thesan anblekit thie gramo her infengit tweena blado fram them helag Eek. Haie was joh skimo in hageno themo biderbe ther tha horit sang in wordo Wittena. Ena furi alliu endi alliu furi eno.

Einer für Alle, und Alle für Einen. Wer es aus der Verborgenheit hervorbringt, und es den alten Franken lebendig sagt, oder singt, der ist vortreflich, und er wird über verehrte Ausländer hervorragen. Ihm gebührt das Blatt von der heiligen Eiche, und daß er in der Zusammenkunft unter Blüthe, und bey dem schönsten Mädchen sitze. Geschieht es ihm, daß ihn der Neidische anblekt;so empfängt er zwey Blätter von der heiligen Eiche. Heil sey, und Schatten im Haine dem Guten, der Gesang hört in dem Worte der Weisen: Einer für Alle, und Alle für Einen.

Diejenigen, welche über das eigentliche Alter der Felsenschrift, und darüber, ob man damals unter alten Franken eben das verstanden hätte, was wir jezt unter Altfranken verstünden, viel vorzubringen anfingen, wurden bald unterbrochen. Man ließ sich allein auf die Untersuchung der Fragen ein: Ob die entdekte Schrift nicht ein Gesez wäre? und ob die Republik dieses Gesez nicht von neuem annehmen solle? Alles war in Bewegung. Man ging, den ganzen Abend über, zwischen den Ulmen, der Laube, und dem Thale hin und wieder, und theilte sich seine Gedanken und Entschliessungen mit.




Elfter Morgen.
Die alte Aufschrift wird für ein Gesez gehalten, und als ein solches von neuem eingeführt. Wozu das Ekharden veranlast. Zwey Zünfte, und das Volk drohn ihn zu verklagen.
Die Aldermänner erklärten die Felsenschrift für unser ältestes Gesez, und indem sie dem Herolde winkten, die Stimmen zu sammeln: ob dasselbe erneuert werden solte? riefen wir uns aus allen Zünften mit Einem lauten Glükauf! zu, daß wir das alte Gesez wieder annähmen.

Ekhard stieg auf seinen Hügel. Der eisgraue Mann hatte Blatt und Eichel in der Hand, indem er die Landgemeine auf folgende Art anredete: Daß ich ein ächter wahrer Abkömling des treu'n Ekhards bin, das fühl ich heute so sehr, als ich es kaum noch gefühlt habe. Daß ich's Vaterland liebe, wist ihr schon; aber, wie sehr ich es liebe, wist ihr wol noch nicht so recht. Ich kann mich noch immer der Thränen nicht enthalten, und will mich ihrer auch nicht enthalten! daß wir das alte liebe Gesez von der brüderlichen Eintracht der Gelehrten unter einander wiedergefunden haben. Der gute Genius Deutschlands wache über euch, liebe rechtschafne Biderleute, und erhalte diese brüderliche Eintracht unter euch! Wisset ihr denn auch, was in einer deutschen Seele vorgeht? Überm Rheine flamt's auf, und dampft's; überm Meere brent's, und sprüht's Funken: aber diesseits glüht's! Bey meinem grauen Haare, eurer etliche wusten das noch nicht; ich must es ihnen also sagen. Wenn wir die liebe, deutschartige, alte Felsenschrift uns recht durch Mark und Bein gehn lassen; wenn wir sie mit dem Anhalten, mit der Ausdauer, die wir haben, und die kein anderes Volk hat, in Ausübung bringen: so sind wir's, denen es kein anderes Volk rings um uns her künftig mehr bieten wird. Wozu wir uns, laut des alten wiedergefundnen, und wieder aufgenomnen Gesezes, (es ist dieß zwar nicht den Worten nach drinn enthalten; aber es liegt doch drinn) wozu wir uns auf recht gut deutsch vereinigen sollen? Etwa zu Erhaltung kleiner Zwecke? Auf den blicke der Genius des Vaterlands, nicht mit Zorne, denn wie war er Zornes werth? aber mit Verachtung herunter, dessen kleine Seele an der Sucht der Kleinigkeiten siechet, an dieser Lust und Liebe zur Nachahmerey, zur Nachpinseley, zur Nachschwäzerey, zur Nachsophisterey, zur .. doch wer mag solchen Alfanz und Firlfanz weiter fortnennen? Dazu sollen wir uns, laut der alten Felsenschrift, vereinigen, daß wir die andern Nationen übertreffen. Damit ich von dem Feuer, in dem ich jezo bin, in dem ihr auch seyd! zum kalten Blute wiederkehre; so muß ich euch schon jezo sagen, ob ich es gleich erst hernach sagen wolte, daß, wenn wir uns auf recht gut deutsch vereinigen, die andern Nationen zu übertreffen, wir sie auch übertreffen werden. Das thun wir zwar schon jezo in Vielem; aber wir müssen es in noch Mehrem thun, damit es unsre Bescheidenheit, und ihr Stolz so ganz durchaus fühlen, daß wir es thun! Dieses euch einmal recht heraus sagen zu können, hat mir schon lange, wie eine Last, auf der Seele gelegen; und nun ist endlich die Zeit gekommen, daß ich sie vor euch so gerade zu habe hinwerfen können die schwere liebe Bürde. Es würde mir dünken, als wäre die Landgemeine nicht bey einander gewesen, wenn wir nicht von diesem Augenblik an, da ich rede, darauf sännen, recht tief darauf sännen, Weg und Steg zu finden, auf dem wir bey unserm grossen Ziele ankommen können. Also dahin gilt's! Geseze müssen seyn; gute Sitte muß auch seyn. Gute Sitte ist mehr, denn Geseze; aber Geseze müssen seyn! Weil denn auch diese seyn müssen; so bitt ich die ehrenvollen Zünfte, und das gute Volk, daß sie sich besonders auch darinn recht brüderlich fest vereinigen, noch auf diesem Landtage ein Gesez zu geben, das mit der guten Sitte in einen festen ewigen Bund trete, und uns mit ihr zugleich zu dem grossen Ziele hinführe. Viel ist's, zu sagen, daß man übertreffen wolle; und thöricht war's, wenn man nicht schon oft übertroffen hätte: aber hat man's gesagt; so muß man auch Grundfesten zum Worthalten legen, die nichts erschüttern kann. Ich fürchte nicht, daß es Noth thue, euch die Art und Beschaffenheit der guten Sitte bekant zu machen. Sie arbeitet, wie eine Feuerflamme, die volle Nahrung hat, immer vor sich hin, wenn auch kein Wind nicht wehet. Das ist die gute Sitte; und ihr wisset es so gut als ich, daß sie das sey: aber kont ich gänzlich von ihr schweigen, da ich an sie dachte ? Etliche der Unsern haben nicht erst auf Geseze geharret, um zu lernen, was sie thun, und was sie lassen solten; sie sind ohne weiteres der guten Sitte gefolgt. Aber Geseze gehören doch auch zur Sache, wie wir mit einander ausgemacht haben. Am besten segelt sich's mit Strom und Winde zugleich. Die Aldermänner sollen, bey der Gebung des Gesezes vom Übertreffen, eine Schäzung von den Verdiensten der Ausländer machen, nach ihrem Werthe nämlich, nicht dem scheinbaren, sondern dem wirklichen, und das mit deutscher Gerechtigkeit. Versteht mich nur recht, das heisset für diesesmal nicht, mit deutscher Ungerechtigkeit gegen uns selbst. Sie sollen diese Schäzung auf eine grosse Tafel eingraben lassen, und sie dort an eine der vordersten Bildsäulen des halben Kreises hinstellen. Sie soll mit grossen Buchstaben geschrieben werden, damit sie jeder, wer da will, auch von weitem lesen könne. Mag die Tafel doch die Bildsäule ganz bedecken, auch die Symmetrie verderben, das thut ihm alles nichts. Ihr habt, wie ich, von dem Zurufe gehört, den im Jahre 1769 Alt und Jung bey einer brüderlichen Zusammenkunft beschlossen haben. Diesen Zuruf hab ich mir gesagt seyn lassen. Gute Jünglinge, und Männer, da hört ihr's, daß es der alte, auch treu' Ekhard nicht verhehlen will, daß ihr ihm den ersten Stoß gegeben habt, eine Schäzung der Ausländer in Vorschlag zu bringen. Die Schäzung werden die Aldermänner machen; das Gesez hab ich gemacht. Ihr könt es nun verwerfen, oder geben. Ich hab es, unsrer ehmaligen Gewonheit nach, nur auf eine Rolle geschrieben. Ich wolte lieber diesen Fehltrit thun, als auf die Langsamkeit des Griffels warten. Der kann schon noch gebraucht werden.

Indem winkte er einem der Jünglinge, die ihn auf den Hügel begleitet hatten; und dieser brachte ihm die Rolle. Ich habe, sagte er noch, indem er die Rolle aufmachte, diesesmal mehr gethan, als mein Stamvater. Ihr wisset durch das Sprichwort: Der treu' Ekkard warnt, was dieser that. Ich habe in dem Geseze zwar auch vor einem gewissen Wege gewarnt; ich habe aber darinn auch einen andern gewiesen. Hört jezo die Rolle:

»Will einer irgend einen Weg auf dem weiten Felde der Wissenschaften gehn, so zieh er zuvor genaue Erkundigung ein von dieses Weges Beschaffenheit. Sind ihn andre schon gegangen, und sind diese auf selbigem berühmt worden; so frag er sich dreymal, und das ja nicht mit Liebkosung seiner selbst: Ob er auch, ohne Nachahmung der Vorgänger, ja selbst ohne den Schein derselben, auf diesem Wege gehen, und gut gehen könne? Kann er nicht; so kehr er straks um, und meide, so lieb ihm seine und seiner Mitbürger Ehre ist, solchen Weg, als war er unten hohl, und als kröchen oben darauf Schlangen herum. Findet er dann einen andern Weg, der des Betretens werth ist, und Vorgänger darauf des Ubertreffens werth; und kann er ihn gehen, nicht nur ohne hin und her zu wanken, sondern mit festem Schritt: so kies er ihn sich aus, und walle auf selbigem frisch und fröhlich einher. Jünglingskühnheit, und Mut und Kälte der Männer geleiten ihn, wenn nun bey Anbruche der Nacht sein Weg schmäler wird, und die Wasser unten am Felsen brausen. Wer das erste last, und das andre rechtschaffen thut, der hat der Ansprüche auf die Belonungen der Republik nicht wenige. Denn er weis, was Verdienst ist.

Also urtheilte, nach reifer und kalter Erwägung, Aldermann Ekhard auf dem Landtage zwey und siebzig, achtzehntes Jahrhundert.

Auf dem Landtage angezeigtes Jahrs angenommen, in der Halle aufgestelt, und mit vollgeltender Obergewalt versehn von der versammelten Landgemeine; verworfen von dem Volke, von den Gemischten, und den Drittlern, mit welchen samt und sonders der Schuzgeist deutscher Nation dergestalt schalten und walten wolle, daß es ihnen nimmer, wie nicht an Helle des Kopfes, also auch nicht an Wärme des Herzens, gebrechen möge.«

Ekhard war der Liebling von Vielen; aber das neue Gesez würd auch ohne diese Neigung gegen ihn durchgegangen seyn. Selbst das Volk, und dieß zwar mit den drey Stimmen, die gemischte Zunft, und die Zunft der Drittler nahmen es an; aber die beyden Anwalde, und der Rathfrager drohten Ekharden auch, ihn morgen, der zugefügten Beleidigung halben, öffentlich anzuklagen.




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