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• Die beste Möglichkeit, stabile Kooperation zu fördern, besteht darin,
Interaktionen (Begegnungen) dauerhafter zu gestalten.
Die Staatengründung könnte man unter diesem Aspekt als Versuch, dauerhafte
Kooperation zu etablieren, interpretieren. Niemand will freiwillig Steuern zahlen, weil
die Vorteile daraus so verschwommen erscheinen. Andererseits können alle von
der Kooperation der Steuerzahler profitieren (öffentliche Einrichtungen ver-
schiedenster Art). „Das wollte Rousseau im wesentlichen ausdrücken, als er sagte,
daß die Rolle der Regierung darin liegt, jede/n BürgerIn zu zwingen, frei zu sein“ -
also zu kooperieren“!
Die erweiterte Fähigkeit, Individuen wiederzuerkennen, mit denen bereits interagiert
wurde, erlaubt es Menschen, eine viel umfangreichere Menge kooperativer Be-
ziehungen aufzubauen.
Je dichter das Netz kooperativer Beziehungen ist, desto eher gelingt es, zentrale
Herrschaft obsolet zu machen.
• Kooperation erfordert keine Rationalität.
Der Evolutionsprozess der Kooperation erlaubt es den erfolgreichen Strategien,
sich zu entwickeln, selbst wenn die Individuen nicht wissen, warum oder wie das
geschieht. Die jeweiligen Taten sprechen für sich.
• Kooperation erfordert kein persönliches Vertrauen.
Statt Vertrauen kann einfache Gegenseitigkeit ausreichen, um Kooperation zu
etablieren. Die Erfahrung, durch Defektion bzw. Destruktion auf längere Sicht
isoliert und auf verlorenem Posten zu stehen, erhöht die Kooperationsbereitschaft.
„Grundlage der Kooperation ist in Wirklichkeit nicht Vertrauen, son-
dern die Dauerhaftigkeit der Beziehung.“
(Axelrod)
Vertrauen muß man nur in Regeln setzen.
• Kooperation kommt ohne zentrale Herrschaftsinstanz aus.
Diamantenmärkte z.B. sind für die Art und Weise berühmt, in der ihre Mitglieder
Werte in Millionenhöhe nur mit einer mündlichen Absprache und einem Handschlag
austauschen. Der Schlüsselfaktor ist dabei das Wissen der Beteiligten, daß man
immer wieder und wieder miteinander umgehen wird. Deshalb wird sich der Versuch
der Ausbeutung in dieser Situation einfach nicht auszahlen. Die Gruppe ahndet
nun ein Vergehen gegen diesen Kooperationsindex mit lebenslangem Verstoß aus
dem Marktgeschehen.
„Der Schlüssel zum Erfolgt liegt nicht darin, andere zu bezwingen,
sondern sie zur Kooperation zu bewegen.“
(Axelrod)
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10.4.
Verhaltensgrundsätze zur Entwicklung von
Kooperation
Lynch und Kordis: Durchbruchsstrategie
Der Politikwissenschaftler Robert Axelrod hat uns besser als jeder andere bisher
dabei geholfen zu verstehen, wie wirkungsvolle Prinzipien der Kooperation (und
Konfliktlösung) funktionieren (vgl. Axelrod: Die Evolution der Kooperation; 2. Auflage,
München: Oldenburg-Verlag 1991).
Axelrod kam nach Forschungen in Zusammenarbeit mit fähigen SpieltheoretikerInnen
auf der ganzen Welt zu der Ansicht, dass die strategisch begrenzte Vergeltung der
Strategien nach dem Muster "Wie Du mir, so ich Dir" ("Tit for tat") erfolgreich ist, indem
der/die andere zur Kooperation gebracht, und nicht geschlagen wird.
Er fügt hinzu: "Auf Erwiderung beruhende Kooperation kann in einer Welt beginnen, in
der meistens nicht kooperiert wird, sie kann in einer vielseitigen Umwelt gedeihen und
sie kann sich verteidigen, wenn sie sich einmal etabliert hat."
Lynch und Kordis haben diese wissenschaftlichen Ergebnisse aufgegriffen und in
eine handlungsorientierte "Durchbruchs-Strategie" nach dem Verhaltens-Muster der
Delphine ausgewertet (
D. Lynch / P. Kordis: Delphin-Strategien; Fulda: Paidia-Verlag 1991).
Diese Strategie hat die Entwicklung einer Kooperation zum Ziel in der es zu einer
Lösung ohne Verlierer kommt.
Einige Verhaltensgrundsätze daraus:
• Entwickle Vertrauen und Harmonie.
• Sage die Wahrheit, damit Du die Bedürfnisse von allen explizit klären kannst.
• Das gewünschte Ergebnis muss festgelegt, geklärt und definiert werden.
• Verpflichte Dich darauf und beobachte, wie Du es erreichst.
• Bleibe bei Konflikten in der Gegenwart verankert. Das hilft anderen zu
vermeiden, dass sie von Schuld und dem Bedauern der Vergangenheit und
Ängsten vor der Zukunft gefangen werden.
• Konzentriere Dich auf das, was jetzt geschieht. An diesem Punkt zeigen sich
Lösungen.
• Bleibe flexibel und reaktionsfähig.
• Gib alle Schuld (und Schuldzuschreibungen) auf und konzentriere Dich auf
das, was funktioniert.
• Wenn starke Emotionen auftauchen, erkenne die Gefühle an und frage: "Was
muß jetzt geschehen? Was muss geändert werden? Was kann ich tun, um
diese Energie konstruktiv einzusetzen?"
• Wenn ein Widerstand auftaucht, erforsche ihn und nutze ihn, statt die Kräfte
mit ihm zu messen.
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• Entwickle den Glauben, dass Du die Macht hast, Dein Leben direkt zu
beeinflussen, und dass man dich letztlich unterstützen wird.
• Hebe Dir Urteile für später auf.
• Sei bereit, unlogisch zu handeln.
• Konzentriere Dich darauf, über das "Gewinnen" hinauszugehen, im
Gegensatz zum bloßen "nicht verlieren".
• Gestatte jedem zu gewinnen.
• Sprich über die Handlungen, die bei Dir nicht funktionieren.
• Suche alternative Bedeutungen, die produktiver zur Situation und den
Bedürfnissen jedes einzelnen passen.
• Frage: „Was wäre wenn ...?“
• Benutze Metaphern, Analogien und Geschichten, die zu der Situation
passen, in der Du Dich befindest.
• Setze Humor ein. Wenn diese Situation lustig wäre, worüber würdest Du
lachen?
• Sei bereit, eine Gewohnheit zu erkennen und sie zu durchbrechen.
• Suche das Unerwartete.
• Nimm Dir Zeit unbewusste Nachrichten aufzunehmen.
• Suche die zweite, dritte oder vierte „richtige“ Lösung.
• Akzeptiere den Stress, der notwendig ist, damit Du auf eine höhere Ebene
der Verarbeitung gelangst.
Obwohl die Durchbruchs-Strategie „vorweg“ mehr Zeit und Energie benötigt, ist
diese Strategie bei weitem die wirksamste verfügbare Strategie für die Schaffung und
Durchführung neuartiger, innovativer, machtvoller, langfristiger Lösungen, die lang-
fristig Kräfte spart.
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