Von Hinterpommern nach irgendwo …



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durch seinen ganzen Aufsichtsbezirk gezogen, ohne 
eine weitere richtige Antwort zu erhalten.  
Schulzeit und Krieg verbinden sich mir auch mit 
mehreren Einsätzen zum Sammeln von Kartoffelkä-
fern, die angeblich von alliierten Flugzeugen abge-
worfen worden waren.  
 
Katoffel-
käfer 
sammeln 


95 
Lehrstellen gab es im Dorf nicht. Während ich im 
April 1944 als „Jungmann“ in die Lehrerbildungsan-
stalt (LBA) Köslin einzog, verblieben die vier Mäd-
chen und zwei von vier Jungen meines Schuljahr-
ganges im Dorf und in ihren Familien. Ein Mitschü-
ler trat zwar in einem etwas weiter entfernten Dorf 
eine Tischlerlehre an, aber großes Heimweh trieb ihn 
nach einiger Zeit dann doch täglich mit dem Fahrrad 
zurück nach Klein Nossin.  
Die LBA glich mehr einer ideologischen Zurich-
tung und vormilitärischen Ausbildung als einer 
Bildungsstätte. Die jeweiligen Jahrgänge waren statt 
in Klassen oder Jahrgänge in Züge eingeteilt. Militä-
Aus Familie und dörflicher  
Gemeinschaft nach Köslin 
LBA-
Drill 
Keine 
Lehrstel-
len weit 
und breit 


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rischer Drill bestimmte den Tagesablauf, in meiner 
Erinnerung so: Morgens das Wecken mit der Triller-
pfeife und die Rufe „Alles aufstehen!“, „Raustreten 
zum Frühsport!“ und eine halbe Stunde später 
„Fertigmachen zum Stubenappell!“. Im Schlafraum 
mit den zehn Doppelbetten baute sich jeder mit den 
Händen an der Hosennaht, geschlossenen Hacken 
und an das Brustbein gezogenem Kinn vor seinem 
Bett auf, wenn der „Zugführer vom Dienst“ den 
Schlafraum zur Inspektion betrat und der Stubenäl-
teste laut „Achtung!“ rief. Wenn nach dem ebenso 
laut ausgerufenen „Rühren!“ beim Rundgang die auf 
Kante gebauten Betten und die Uniformen der 
Jungmannen für in Ordnung befunden wurden, 
erschallte wiederum ein lautes „Achtung!“, wenn 
der Zugführer den Schlafraum verließ.  
Die Kommandos „Fertigmachen zum Morgenap-
pell!“ und „Raustreten zum Morgenappell!“ wurden 
ebenfalls mit der Trillerpfeife angekündigt. Mit 
militärischem Zeremoniell wurde dazu die Haken-
kreuzfahne gehisst. Der Direktor der LBA verkünde-
te als Bannführer der Hitlerjugend die Tagesbefehle. 
In den Unterrichtsräumen lief nach dem Frühstück 
das gleiche Zeremoniell ab wie in den Schlafräumen, 
wenn die Lehrer, Erzieher genannt, mit Beginn und 
Ende der Stunde den Unterrichtsraum betraten oder 
verließen. Möglicherweise habe ich einige Komman-
dos vergessen und den organisatorischen Ablauf 


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auch nicht mehr ganz genau schildern können. 
Wurde während des Unterrichts zur Beantwortung 
einer Frage aufgerufen, hieß es: raustreten aus der 
Sitzreihe, Haltung annehmen, Hacken hörbar zu-
sammenschlagen, rühren – und dann antworten. 
Danach musste wieder Haltung angenommnen 
werden usw.  
Der Geschichts- und Englischlehrer Dr. Vogel 
belegte Befehle dieser Art mit einem besonders 
schnarrenden Ton und eigenem stets besonders 
zackig wirkendem Auftreten. Er war Reserveoffizier 
und wohl in einer Kadettenanstalt getrimmt worden.  
Unsere vielen Uniformen mussten im Schrank mit 
der zugehörigen Ausrüstung stets in Ordnung 
gehalten werden. Dafür sorgten Appelle, bei denen 
wir uns vor unseren geöffneten Schränken aufbauen 
mussten, am Abend auch vor dem Schlafengehen im 
Schuhputzraum zur Besichtigung der geputzten 
Schuhe.  
Schulische Aufgaben wurden verrichtet, wenn 
„Stille Zeit“ die Tagesordnung bestimmte. Zu den 
Mahlzeiten nahm an allen Tischen ein Erzieher Platz, 
über den auch die Tischgespräche liefen. Vor Beginn 
des Essens sagten die Jungmannen umlaufend einen 
Tischspruch auf. An folgende kann ich mich noch 
erinnern: „Der Teller ist kein Untergrund für Pyra-
midenbauten! Drum hüte dich vor jeder Masse, nicht 
immer zahlt die Krankenkasse! Haut rein!“ und „Es 


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Die Lehrerbildungsanstalt (LBA) in Köslin um 1940
 


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trinkt der Mensch, es säuft das Pferd, doch manch-
mal ist es umgekehrt! Guten Appetit!“  
Mängel der Pflege von Uniformen und Schuhen 
wurden geahndet, manchmal durch „Kostümfeste“ 
vor dem Schlafengehen. Dazu mussten die unter-
schiedlichen Uniformen jeweils von der Belegschaft 
eines Schlafraumes mit größter Geschwindigkeit im 
Foyer vorgeführt werden. Wurden Ordnungsmängel 
festgestellt, wurden wir manchmal zur Strafe in 
unseren Nachthemden auch um das große Gebäude 
der Lehrerbildungsanstalt gescheucht, mussten zum 
Schluss die an dem Gebäude existente Treppe auf 
allen Vieren hochkriechen und dabei singen „Horch, 
was kommt von draußen rein, hollahi, hollaho! Wird 
wohl mein Feinsliebchen sein, …!“  
Die Nachmittage waren oft mit Übungen auf dem 
unmittelbar anschließenden Sportplatzgelände ver-
bunden, auch mit allerlei Ausmärschen, bei denen 
das ganze Liedgut der Soldaten abgesungen oder 
nur stumm zu den Klängen des Musikzuges mar-
schiert wurde, in dem ich eine Marschtrommel 
spielte. Mehr Freude bereitete mir aber das Blasen 
einer Fanfare auf einem Hügel des Sportplatzgelän-
des.  
Ausgehuniformen wiesen uns an silbern paspelier-
ten Ärmelstreifen als Angehörige der Lehrerbil-
dungsanstalt aus, an schwarzen Schulterklappen 
außerdem auch durch die in Silber gefassten Buch-


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