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außerordentlichen Steuerabschreibungen unterlassen haben, ergeben sich beim Vergleich
der beiden Konzepte nach der außerordentlichen Steuerabschreibung extreme Effekte.
Hier handelt es sich aber auch um ein extremes Szenario (welches in dieser Form bei einem
Simulationslauf mit 20.000 Simulationen nur dreimal vorkam),
wo jedes Modell an seine
Grenzen kommt. Kein Unternehmen wird ein freies Defizit in Höhe von 46.557 T€ nach-
schießen, um anschließend einen MCEV in Höhe von 31.526 T€ zu realisieren, da der Un-
ternehmensruin in diesem Fall die „günstigere“ Alternative ist. Es war aber keineswegs der
Fokus der Analysen, auch derart komplexe Managementregeln korrekt nachzubilden.
4.2
Sensivitätsanalysen
In diesem Abschnitt werden nicht die Variationen innerhalb der unterschiedlichen Simula-
tionsszenarien analysiert, sondern verschiedene Modelle
mit unterschiedlicher Parame-
terwahl. Die dargestellten Ergebnisse wurden aus [14] entnommen.
4.2.1 Variation der Best Estimate Schadenquote
Die Auswirkungen der Veränderung der Best Estimate Schadenquote für das aktuelle Jahr
(vor Run Off) sind in der nachfolgenden Abbildung illustriert.
Abbildung 35: Variation der Best Estimate Schadenquote.
Ungeachtet der teilweise sehr gravierenden Auswirkungen auf die absoluten Werte beo-
bachtet man auch einen fast linearen degressiven Effekt in Bezug auf den mittleren Abrieb
zwischen dem ökonomischen Kapital und dem MCEV. Je niedriger die mittlere Schaden-
quote ist, umso weniger spielt es eine Rolle, mit welchem Unternehmenswertmodell man
arbeitet, da man aufgrund eines im Schnitt hohen Free Surplus eine geringe Belastung mit
friktionalen Kosten hat. Dies korrespondiert zu den Beispielen im vorherigen Abschnitt im
Hinblick auf die Szenarien mit geringem bzw. hohem Abrieb.
97,0%
97,5%
98,0%
98,5%
99,0%
60%
65%
70%
75%
80%
85%
90%
95%
100%
BE Schadenquote
MCEV in % von
ökonom.
- 35 -
4.2.2 Variation des mittleren Zinses
Die Auswirkungen der Veränderung des mittleren Zinses über den gesamten Projektions-
zeitraum sind in der nachfolgenden Abbildung illustriert.
Abbildung 36: Variation des mittleren Zinses.
Ungeachtet der teilweise sehr gravierenden Auswirkungen auf die absoluten Werte beo-
bachtet man auch hier einen fast linearen degressiven Effekt in Bezug auf den mittleren
Abrieb zwischen dem ökonomischen Kapital und dem MCEV. Je niedriger der mittlere Zins
ist, umso weniger spielt es eine Rolle, mit welchem Unternehmenswertmodell man arbei-
tet. Bei hohen Zinsen benötigt man hohe Zinserträge zur Reproduktion des Required Capi-
tals, die aber auch entsprechend hoch besteuert werden; insofern beobachtet man einen
höheren Abrieb durch friktionale Kosten.
96,5%
97,0%
97,5%
98,0%
98,5%
99,0%
99,5%
2,0%
2,5%
3,0%
3,5%
4,0%
4,5%
5,0%
5,5%
6,0%
Mittlerer Zins
MCEV in % von
ökonom.
- 36 -
5
Fazit & Ausblick
Im Hinblick auf den MCEV für die Schadenversicherung können folgende Aspekte zusam-
mengefasst werden:
1.
Der MCEV inkl. Renewals ist normalerweise deutlich höher als das ökonomische
Kapital.
2.
Die Annahmen sind ggf. kritisch zu bewerten, insbesondere im Hinblick auf zukünf-
tiges Storno.
3.
Der MCEV inkl. Renewals entspricht in der Schadenversicherung nicht den Solvency
II Anforderungen, da die in der Modellierung zugrunde gelegten Neugeschäfts-
prämien nicht rechtsverbindlich sind.
4.
Der MCEV für den Run Off Bestand (nach einem Jahr) liefert ein Solvency II kompa-
tibles Unternehmensbewertungsmodell, da hier ja gerade keine weiteren (nicht
rechtsverbindliche) Prämieneinnahmen zugrunde gelegt werden.
5.
Dieses Modell ist
deutlich realistischer als
a)
das ökonomische Kapital, da dieses keine Abschläge aufweist, bzw.
b)
das reine Liquidationsmodell, da hier die Abschläge zu hoch sind . (Das Li-
quidationsmodell führt i. d. R. zum kleinsten Unterwert.)
6.
Der MCEV ohne Renewals ist (unter gemäßigten Kostenannahmen im Hinblick auf
das modellierte Run Off Szenario) geringer als das ökonomische Kapital,
a)
im Schnitt etwa um 2 – 3%,
b)
bei geringem Free Surplus auch etwas mehr (da das Kapital später heraus-
gezogen werden kann) bzw.
c)
bei hohem Free Surplus auch etwas weniger (da das Kapital dann früh her-
ausgezogen werden kann).
7.
Der Eigenkapitalbedarf fällt aufgrund des Abriebs etwas höher aus; im vorliegen-
den Beispiel mit moderaten Modellannahmen aber nicht deutlich.
Der MCEV ohne Renewals ist ein sehr realitätsnahes Modell zur Ermittlung des Unterneh-
menswertes; einige der Schwierigkeiten bei einer reinen Marktwertbetrachtung (wie die
Liquiditätsprämie) ergeben sich hier nicht oder deutlich geringer ausgeprägt. Da der „Ab-
rieb“ gegenüber dem aktuellen Ansatz auf Basis des ökonomischen Kapitals „überschau-
bar“ ausfällt, ist dieser Ansatz durchaus eine diskussionsfähige Alternative.