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- eine stochastische HGB Bilanz sowie
- eine ökonomische Bilanz.
Auf Basis der stochastischen HGB Bilanz wird dann beginnend vom Zeitpunkt t = 1 ein sto-
chastischer MCEV gerechnet (analog zum deterministischen Vorgehensmodell), wobei
über den Zeitpunkt t = 1 hinaus keine weitere Stochastik angesetzt wird. Dies ist in der
Schadenversicherung möglich, da es normalerweise keine vom Kapitalmarkt abhängigen
Optionen gibt und man somit keine Stochastik in der Stochastik berücksichtigen muss.
An dieser Stelle wird zunächst kurz auf das zugrunde gelegte stochastische Basismodell
eingegangen, welches als vereinfachte Reproduktion des internen Modells der Feldafinger
Brandkasse konzipiert ist. Für das im Anschluss durchgerechnete Beispiel für den Zeit-
punkt t = 1 wurde bewusst ein „schlechtes“ Szenario mit einer hohe Schadenquote inkl.
Schadenregulierungskosten gewählt, bei dem gemäß des skizzierten Vorgehensmodells
eine Drohverlustrückstellung für operationelles Risiko auftritt.
Das den Simulationen zugrunde gelegte stochastische Basismodell ist dabei wie folgt auf-
gebaut:
- Lognormal verteilte Forwardrate für die zweite Periode (= erste Periode ab t = 1)
mit anschließender Justierung der gesamten Zinsstrukturkurve auf die Struktur in t
= 0. Der Erwartungswert ergibt sich dabei aus dem deterministischen Wert, der Va-
riationskoeffizient kann ggf. auf Basis der Informationen aus einem ESG angesetzt
werden. Für das gewählte Beispielszenario ergab sich hier ein Wert von 3,08%.
- Lognormal verteilte Altreserve mit dem deterministischen Wert als Erwartungswert
und der Reproduktion des SCR (vor Steuer) für das Reserverisiko gemäß internem
Modell – im durchgerechneten Szenario in Höhe von 99.600 T€.
- Lognormal verteilte Neugeschäftsprämie mit erwarteter Veränderungsrate und Va-
riationskoeffizient auf den Gesamtwert gemäß Vorgabe. Für das Beispiel wurde ein
Wert von 131.853 T€ simuliert.
- Lognormal verteilter Neugeschäftsaufwand mit der deterministischen Schaden-
quote bezogen auf die realisierte Neugeschäftsprämie als Erwartungswert und der
Reproduktion des um den Volumeneffekt adjustierten SCR (vor Steuer) für das
Prämienrisiko gemäß internem Modell, (Rang) korreliert mit dem Reserverisiko ent-
sprechend der Vorgaben aus dem internen Modell. Im konkreten (extrem schlech-
ten!) Szenario ergab sich hier ein Wert von 154.090 T€.
- Customized verteilte Drohverlustrückstellung für das operationale Risiko mit Re-
produktion des um den Volumeneffekt adjustierten SCR (vor Steuer) für das opera-
tionelle Risiko bei möglichst geringem Erwartungswert und einer (Rang) Korrelation
nahe bei Eins mit dem BSCR (gemäß dem Vorgehensmodell in der QIS 5). Um diese
Korrelation approximativ zu gewährleisten, wurde für jedes Simulationsszenario
das Quantil einer Lognormalverteilung bezogen auf den Gesamtaufwand aus Altre-
serven und Neugeschäft für die Ziehung der Drohverlustrückstellung zugrunde ge-
legt. Im Beispielszenario ergab sich ein Wert in Höhe von 400 T€.
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In der nachfolgenden Abbildung sind die stochastischen Bilanzprojektionen für das be-
wusst gewählte „schlechte“ Szenario mit einer hohe Schadenquote inkl. Schadenregulie-
rungskosten illustriert, bei dem gemäß des skizzierten Vorgehensmodells eine Drohver-
lustrückstellung für operationelles Risiko auftritt.
Abbildung 16: Stochastische Bestandsprojektion für t = 1.
Da bei diesem Szenario in t = 1 eine hohe Best Estimate Reserve in Höhe von 121.430 T€
auftritt, wurde bei der HGB Reserve gemäß einer einfachen Managementregel der Überre-
servierungsgrad drastisch auf 10,2 % reduziert, was in den Folgeprojektionen dann auch
beibehalten wird. Es wurden also frühzeitig stille Reserven freigesetzt, um die schlechte
versicherungstechnische Entwicklung zu kompensieren.
Diese Managementregel soll reflektieren, dass realistischerweise keine hohen versiche-
rungstechnischen Verluste produziert werden, indem künstlich hohe Überreservierungs-
grade aus der Vergangenheit beibehalten werden. Eine Anrechnung des im vorliegenden
Beispiel günstigen NVT Ergebnisses wurde bei dieser sehr vereinfachten Managementregel
nicht vorgenommen, so dass in diesem Szenario sogar noch ein (vergleichsweise hoher)
HGB Gewinn gezeigt wird – anders als es in der ökonomischen Sichtweise der Fall ist.
Auf dieses stochastische Basismodell können – wie bereits erläutert - verschiedene Aus-
wertungen zum Periodenende angesetzt werden, nämlich
- die stochastische HGB Bilanz zum Periodenende (basierend auf einer HGB Gewinn-
und Verlustrechnung) und damit einhergehend die stochastischen MCEV Projekti-
onen zum Periodenende (ohne weitere Renewals im Anschluss) sowie
- das stochastische ökonomische Eigenkapital zum Periodenende (basierend auf ei-
ner ökonomischen Gewinn- und Verlustrechnung).
Somit können das ökonomische Kapital und der MCEV ohne Renewals auch zum Perioden-
ende miteinander verglichen werden und man erhält eine Verteilung für den „Abrieb“ des
MCEV ohne Erneuerungsgeschäft gegenüber dem ökonomischen Kapital.
Position
Berechnung
0
1
2
3
(1) Forward Rate
gemäß Simulationsmodell
4,70%
3,08%
3,17%
(2) Prämie
gemäß Simulationsmodell
131.853
0
0
(3) VW Kosten
simulierte KQ * (2)
19.778
0
0
(4) Ultimates
simulierte SQ * (2)
154.090
0
0
(5) CF Gesamt
gemäß Dreieck
132.260
36.299
25.344
(6) BE Reserve Gesamt
gemäß Dreieck
95.374
121.430
85.130
59.787
(7) HGB Reserve
Faktor * (6)
153.951
133.766
93.779
65.861
(8) SchwaRü
Faktor * (6)
33.951
34.514
20.681
14.525
(9) BE Reserve diskont. Gesamt
Aus CF BE Reserve & (1)
111.301
77.879
54.605
(10) FV Reserve Gesamt
= (9) + CoC
115.338
80.705
56.586
in der bzw. zum Ende der Periode