Niederrhein-Magazin



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und sich darüber hinaus gegenüber den Neusser Bürgern zu verpflichten in Zukunft 

keine neuen Fortifikationen innerhalb der Stadt anlegen zu wollen, als Verweis auf 

ein zeitgenössisches Bewusstsein für die Befestigungsanlagen als Machtspeicher zu 

interpretieren.

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  Immerhin verbirgt sich dahinter der bewusste Verzicht auf eine 



Infrastruktur, die ggf. als militärisches Moment für die Machtausübung über sein 

Territorium insgesamt und über die Stadtherrschaft relevant sein konnte. Aus welcher 

Motivation heraus der Erzbischof die Entscheidung getroffen hat, bleibt fraglich.

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 Es 



ist aber denkbar, dass der Erzbischof den ihm weitestgehend treu ergebenen Neussern 

auf diesem Wege seine Dankbarkeit symbolisch auszudrücken beabsichtigte.  Die 

Liste von Beispielen, welche die städtischen Befestigungsanlagen des Mittelalters in 

ihrer Funktion als Machtspeicher bestätigen, ließe sich beliebig erweitern.  

Abschließend sei darauf hingewiesen, und dies gilt sowohl für die mittelalterliche 

Stadtmauer als konkreten Forschungsgegenstand als auch für die Erforschung von In-

frastrukturen allgemein, dass die ISG einen interdisziplinären Forschungsansatz dar-

stellen sollte. Der Ansatz, verschiedene wissenschaftliche Fächer und Teildisziplinen 

der Geschichtswissenschaft unter dem Dach der ISG zusammenzuführen,  scheint 

besonders vielversprechend. Rainer Christoph Schwinges hat sich im Vorwort des 

von ihm veröffentlichen Sammelbandes für den Dialog zwischen Straßen-  und Ver-

kehrsgeschichte mit der „Historischen Kultur- und Wirtschaftsgeographie, der Tech-

nikgeschichte, der Landes-, Regional-  und Stadtgeschichte, aber auch der Wirt-

schafts- und Umweltgeschichte, wie überhaupt mit Ökonomie-, Finanz-, Sozial- und 

Rechtswissenschaften“

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, sowie der Sozial-, Kultur-  und Ideengeschichte ausge-



sprochen. Dieser Dialog sollte genauso auch von der ISG forciert werden.  

Die ISG könnte meines Erachtens auch dezidiert der mittelalterlichen Geschichtswis-

senschaft neue Impulse geben. Immerhin erfasst die ISG Infrastrukturen nicht nur 

von einer ereignisgeschichtlichen Perspektive aus und begnügt sich nicht  damit, 

Funktionalitäten isoliert zu betrachten. Vielmehr stellen infrastruktur-geschichtliche 

Forschungsvorhaben eine Möglichkeit dar, Infrastrukturen als raumordnendes und 

raumprägendes Moment in den Fokus zu nehmen, die es stets in einem Inter-

dependenzverhältnis zur jeweiligen Gesellschaft und den jeweiligen Zeitumstände zu 

                                                 

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 Kauder, Martin: Die rheinische Stadt: Lebensraum im Wandel der Jahrhunderte (Veröffentlichungen der 



Staatlichen Archive des Landes Nordrhein-Westfalen. Reihe G: Lehr-  und Arbeitsmaterialien, Bd. 1). S. 

57-59. 


31

 Ebd.: S. 57. 

32

  Schwinges, Rainer Christoph: Strassen-  und Verkehrswesen im hohen und späten Mittelalter –  eine 



Einführung. In: ders. (Hg.): Strassen- und Verkehrswesen im hohen und späten Mittelalter. S. 17. 


  

 

31 



verstehen gilt. Vor diesem Hintergrund erscheint der Ansatz plausibel, Infrastruk-

turen nicht nur als  Macht-  sondern auch als Kulturspeicher zu untersuchen.

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  Die 


Analyse von zeitgenössischen Rezeptionszeugnissen stellt hierbei einen ent-

scheidenden Zugang dar. Im Hinblick auf das Mittelalter kann die Auseinander-

setzung mit Rezeptionszeugnissen, etwa in Form von Bildmedien, Reliefs, Skulp-

turen und (Mikro-)Architektur, einen Eindruck vom soziokulturellen Stellenwert von 

Infrastrukturen gewähren. So ist beispielsweise die Stadtmauer in den Bildmedien 

des Mittelalters äußerst facettenreich rezipiert worden. Sie erscheint als zeitloser 

Symbolspender, tritt etwa auf den Stadtsiegeln als Indikator einer politisch orga-

nisierten und autonomen Bürgerschaft in Erscheinung.

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 In vielen Fällen, so auch in 



Bezug auf das Beispiel Köln, hängt dies in nicht unerheblichem Maße damit zu-

sammen, dass die Stadtmauer im Laufe des Mittelalters zu einem Fixpunkt der Auto-

nomiebestrebungen der Kommune, die auf ein politisches Mitsprache-  und Selbst-

verwirklichungsrecht hinzuarbeiten versuchte, avanciert ist.  

Anhand der medialen Rezeptionsgeschichte der Stadtmauer lässt sich der kulturelle 

Wandel der mittelalterlichen Gesellschaft dokumentieren. Die Abbildung von Städ-

ten erfolgte auf Karten oder in Buchilluminationen des frühen und hohen Mittelalters 

in der Regel durch die Darstellung von Stadtmauern in rechteckiger, runder oder 

ovaler Form.

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  Die Stadtmauer hatte sich, sämtliche bereits aufgezeigten 



soziokulturellen Symboliken eingeschlossen, zum visuellen Stellvertreter der Stadt 

schlechthin entwickelt. Kontinuierlich vollzog sich in dieser Hinsicht jedoch ein 

Wandel, der letztlich mit Beginn der Frühen Neuzeit eine Neuakzentuierung der 

symbolischen Beanspruchung der Stadtbefestigung zum Ergebnis hatte. Die 

Stadtansichten eines Matthäus Merian, Georg Braun und Frans Hogenberg aus dem 

16. und 17. Jahrhundert inszenieren die Stadtmauer als zentralen Indikator einer 

wohlgeordneten und gut regierten Stadt.

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 Die städtische Befestigung ist dabei nach 



                                                 

33

  Zum Konzept des Kulturspeichers siehe: Schröder, Lina: S. 12 und Engels, Jens Ivo/Schenk, Gerrit 



Jasper: S. 50-56. 

34

  Bandmann, Günter:  Mittelalterliche Architektur als Bedeutungsträger. Berlin 1994, 10. Aufl., S. 97; 



Stieldorf, Andrea: Zur Funktion von Stadtbefestigungen auf Siegeln und Münzen. In: Olaf Wagener (Hg.): 

„Vmbringt mit starcken turnen, murn“. Ortsbefestigungen im Mittelalter, Frankfurt am Main 2010, S. 80f. 

35

  Stieldorf, Andrea: S. 79; Braunfels, Wolfgang: Mittelalterliche Stadtbaukunst in der Toskana. Berlin 



2012, 7. Aufl., S. 48; Johanek, Peter: Bild und Wahrnehmung der Stadt. Annäherung an ein Forschungs-

problem, in: ders. (Hg.): Bild und Wahrnehmung der Stadt (Städteforschung Reihe A, Darstellungen 63). 

Wien 2012, S. 11; Schneider, Ute: Die Macht der Karten. Eine Geschichte der Kartographie vom 

Mittelalter bis heute, Darmstadt 2004, S. 26-32. 

36

  Jaritz, Gerhard: Zum Image der  spätmittelalterlichen Stadt. Zur Konstruktion und Vermittlung ihres 



äußeren Erscheinungsbildes, in: Bräuer, Helmut/Schlenkrich Elke (Hg.): Die Stadt als Kommunikations-


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