Rudolf steiner



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ten, und zwar so, wie sich dieses Geistig-Seelische zunächst anschickt
für die physische Inkarnation, indem es herunterkommt von den gei-
stigen Welten, und dann, wie es wiederum hinausgeht durch die
Pforte des Todes aus der physisch-sinnlichen Inkarnation in die gei-
stige Welt. Und insbesondere wollen wir heute Rücksicht nehmen auf
die seelischen Eigentümlichkeiten dieses Vorganges. Wir müssen uns
klar darüber sein, daß beim Eintreten in die physische Organisation,
und zwar schon bei der Konzeption, eine gewaltige Veränderung vor
sich geht, und daß wiederum eine gewaltige Veränderung eintritt,
wenn der Mensch durch die Pforte des Todes die physische Inkar-
nation verläßt.

Nun haben wir das ja schon von den verschiedensten Gesichtspunk-


ten aus charakterisiert; heute aber wollen wir gewissermaßen auf das
innere Erlebnis der Seele als solche unseren Blick lenken. Wir wollen
uns fragen: Welches sind die letzten Erlebnisse des Seelischen, bevor
es heruntersteigt in das physische Erdenleben?

Wenn wir das Seelische beobachten zwischen der Geburt und dem


Tode, so finden wir es in der mannigfaltigsten Weise durchwebt von
Gedanken, von Gefühlen, von Willensimpulsen. All das wirkt inein-
ander zu einem seelischen Gesamtbilde. Und wir haben ja auch für
die einzelnen Gedankenformen, für die Formen des Gefühls, für die
Formen der Willensimpulse besondere Sprachbezeichnungen und wis-
sen aus dem, was im physischen Erdenleben seelisch erlebt wird, ge-
wisse Arten von Gefühlen zu charakterisieren. Wir können, indem
wir von mehr unterbewußten Gefühlserlebnissen und von Seelen-
erlebnissen überhaupt ausgehen, wenigstens einigermaßen ein Licht
werfen auf das, was in der Seele lebt, bevor sie ins irdische Leben
eintritt.

Zunächst muß uns ja klar sein, daß das gedankliche Element als

solches während des physischen Erdendaseins in der Seele wie ein
Schattenhaftes lebt. Die Gedanken werden mit Recht blaß, abstrakt
genannt. Das meiste, was der Mensch während des Erdenlebens an
Gedanken, an Vorstellungen aufbringt, ist schließlich nichts weiter
als Spiegelbild der Außenwelt. Der Mensch stellt sich vor, was er in
der Außenwelt durch seine Sinne wahrgenommen hat, und Sie werden
ja wissen, daß, sobald Sie alles, was durch die Sinne wahrgenommen
worden ist, oder was im Laufe des physischen Erdenlebens sonst im
Beisein der Sinne erlebt worden ist, von dem Gedankenleben abzie-
hen, im Grunde genommen sehr wenig übrigbleibt, wenn nicht gerade
ein Studium der Geisteswissenschaft dazu geführt hat, ändern Ge-
dankeninhalt zu bekommen als den, der aus der Sinneswelt heraus-
gezogen ist. Aber diese schattenhafte Gedankenwelt ist eben aus dem
Grunde schattenhaft, weil sie ihre innere Lebendigkeit verloren hat
beim Herabsteigen in die physisch-sinnliche Welt. Man kann sagen,
wie sich irgendeine volle irdische Gestalt zu dem Schatten verhält,
den sie an die Wand wirft, so verhält sich das, was in den Gedanken
eigentlich lebt, zu dem, was als Gedanken während unseres Erden-
daseins auftritt. Und wenn wir von den irdischen Gedanken, wie wir
sie zwischen Geburt und Tod haben, zu der wahren Gestalt des Ge-
dankenlebens gehen, so sind sie doch eigentlich nur im rein geistigen
Leben vor der Konzeption vorhanden. Es ist gerade so, wenn wir von
einem Wandschattenbild zu dem gehen, was es darstellt. Es ist ein
reges inneres, voll lebendiges Dasein gerade in dem, was später ab-
geschattete Gedanken sind, vor der Geburt oder vor der Konzeption
vorhanden. Wir können durchaus als das eigentliche geistige Dasein,
als die eigentliche geistige Wesenhaftigkeit bezeichnen, was von der
Gedankenwelt vor der Konzeption als inneres seelisches Weben und
Leben vorhanden ist. Dieses innerlich-seelische Weben und Leben ist
natürlich vor der Konzeption etwas, was das ganze uns bekannte
Weltenall durchdringt. Wir leben eigentlich vor der Konzeption im
Ganzen der Welt, die uns sonst umgibt, und was als Gedanke im
Menschen dann während des Erdenlebens vorhanden ist, das ist das
Schattenbild im kleinen Raum, im menschlichen physischen Organis-
mus, von dem, was eigentlich kosmisches Leben hat vor der Konzeption.

Damit bezeichnen wir das eine Element des Seelischen vor der Ge-


burt oder vor der Konzeption. Was im Irdischen also Gedankenhaftes,
im Außerirdischen bei der menschlichen Wesenheit eigentlich Gei-
stiges ist, das finden wir, bevor der Mensch heruntersteigt in die phy-
sische Welt, als Inhalt der Seele. Das andere, was Inhalt der Seele ist,
das ist nicht anders zu bezeichnen, wenn wir die Begriffe von dem
irdischen Leben hernehmen wollen, als indem wir sagen: es ist Furcht.
In der Seele lebt in der Zeit, die dem physischen Erdenleben voran-
geht, etwas, was sie ganz durchdringt als Furcht. Nur natürlich, wenn
so etwas gesagt wird, müssen Sie sich klar darüber sein, daß Furcht als
Erlebnis außerhalb des physischen Leibes etwas ganz anderes ist als
im physischen Menschenleibe.

Der Mensch ist also, bevor er zur Erde heruntersteigt, ein Geistig-


Seelisches, durchzogen von einem Gefühlselemente, das man nur
mit etwas, was der Mensch im Erdenleben als Furcht erfährt, verglei-
chen kann. Diese Furcht hat ihre gute Berechtigung für die Zeit des
Menschenlebens, von der ich eben spreche. Der Mensch hat in dem
Leben zwischen dem Tode und einer neuen Geburt alle möglichen
Erfahrungen gemacht, die sich eben in diesem kosmischen Verbunden-
sein mit dem All machen lassen. Der Mensch ist gewissermaßen müde
geworden dieses kosmischen Lebens am Ende seines Daseins zwischen
dem Tod und einer neuen Geburt, wie der Mensch durch das Ver-
trocknen, durch das Abgelähmtwerden seiner Leibesorganisation am
Ende seines Erdenlebens für das irdische Leben müde ist. Der Mensch
ist gewissermaßen müde geworden des außerirdischen Lebens. Und
dieses Müdewerden drückt sich eben nicht als Müdewerden aus, son-
dern es drückt sich aus als Furcht vor dem All. Der Mensch flieht
gewissermaßen das All. Er empfindet das, was die Grundeigenschaft
des Alls ist, als etwas ihm nunmehr Fremdgewordenes, das ihm nichts
mehr gibt; er empfindet eine Art von Scheu, die mit Furcht zu ver-
gleichen ist, vor dem Elemente, in dem der Mensch darinnen ist. Er
will sich herausziehen aus diesem Allgefühl, und er will sich zusam-
menziehen in das, was menschliche Leiblichkeit ist.

Nun ist ja das, was sich von der Erde aus dem Menschen entgegen-


bietet, etwas, was in gewissem Sinne diesem Furchtzustande gegen-

über, in dem der Mensch sich befindet, wenn er sich wiederum dem


Erdendasein nähert, eine Art Anziehungskraft ausübt. Wenn ich
schematisch die Sache zeichnen soll, so müßte ich das in der folgenden
Weise tun. Denken Sie sich die Schädeldecke mit dem Gehirn darin-
nen. Das ist der Boden der Schädeldecke. Nun, dasjenige, was da in
den Formen des Gehirnes sich ausbildet, was so merkwürdige Win-
dungen darstellt, das ist beim menschlichen Organismus, wie ich ver-
schiedentlich schon angedeutet habe, eine Art Nachbildung des Ster-
nenhimmels, des Weltenalls. Dadrinnen in diesem zelligen Gebilde des
Gehirns ist wirklich der Sternenhimmel nachgebildet (siehe Zeich-
nung). Und indem der Mensch vor dem Herunterkommen ins Irdische
in dem All draußen, in der Sternenwelt gelebt hat, hat er ja in seiner
Geistigkeit dieses Sternenall umfaßt. Aber jetzt fürchtet er sich vor
demselben. Er zieht sich zusammen nach dem, was wie ein irdisches
Abbild dieses Sternenraumes im menschlichen Gehirn ist.

Und da kommen wir zu dem, was man bezeichnen könnte als die


Wahl, die das Geistig-Seelische trifft. Es geht die Seele eben zu dem-
jenigen in Bildung begriffenen Gehirn hin, welches die meiste Ähn-
lichkeit hat mit der Sternkonstellation, in der die Seele vor dem Her-

absteigen in das Irdische drinnengestanden hat. Es ist ja natürlich,


daß das Gehirn des einen Embryos in anderer Weise als das eines än-
dern Embryos ein Abbild des Sternenhimmels ist. Nach demjenigen
Gehirn hin aber fühlt sich das Seelische angezogen, das am meisten
Ähnlichkeit mit der Sternkonstellation hat, in der die Seele war,
bevor sie auf die Erde heruntergestiegen ist.

Es ist also im wesentlichen eine Art Furchtgefühl, was die Seele in


den engen menschlichen Raum herunterführt, ein Furchtgefühl vor
dem Unendlichen, könnte man sagen. Dieses Furchtgefühl ist das
mehr Seelische. Die Gedankenwelt, die dann nach und nach von der
Kindheit bis zur Erwachsenheit entfaltet wird, ist das Geistige. Dabei
gehen dann sowohl dieses Furchtgefühl wie auch das Geistige, das
dann zu den Gedankenschatten wird, eine wesentliche Metamorphose
durch. Diese Metamorphose möchte ich Ihnen charakterisieren. Man
kann sich da nur der Ausdrücke bedienen, welche für das gewöhn-
liche Vorstellen ungewohnt sind; allein das heutige gewöhnliche Vor-
stellen hat ja auch durchaus keine Anhaltspunkte, um diese Dinge zu
bezeichnen. Es liegt ab von alledem, was in diese Region hineingehört,
und daher müssen wir uns schon ungewohnter Ausdrücke bedienen,
wenn wir diese den heutigen Vorstellungen abliegenden Dinge ad-
äquat bezeichnen wollen.

Wir haben also zunächst das geistige Element, das da lebt im All,


das sich gewissermaßen hineinbegibt in die enge Wohnung des mensch-
lichen Leibes, sich namentlich durch das Nervensystem, durch das
Gehirn entfaltet und sich dabei metamorphosieren muß. Dabei gliedert
es sich in zwei Regionen. Man kann wirklich davon sprechen, daß
das, was der Mensch vor der Konzeption in der geistig-seelischen Welt
ist, beim Übergehen in die physische Leiblichkeit stirbt. Die Geburt
in der physischen Leiblichkeit ist ein Absterben für das geistig-see-
lische Leben des Menschen. Beim Absterben bleibt immer ein Leich-
nam übrig. Wie, wenn der Mensch für die Erde stirbt, der Leichnam
übrigbleibt, so bleibt auch ein Leichnam übrig, wenn das Geistig-
Seelische, indem es durch die Konzeption zur Erde hingeht, wenn ich
mich des Ausdrucks bedienen darf, für das Himmlische abstirbt. Von
dem, was nun da als ein Leichnam übrigbleibt, von dem leben wir

eigentlich gedanklich unser ganzes Erdenleben hindurch. Der Leich-


nam ist nämlich die Gedankenwelt; das Tote, das ist diese Schatten-
welt. So daß wir sagen können: indem das Geistige des Menschen
durch die Konzeption ins Erdenleben heruntersteigt, stirbt es für die
geistig-seelische Welt ab, und läßt diesen Leichnam zurück.

Geradeso wie der Leichnam des physischen Menschen in die ir-


dischen Elemente sich auflöst, so löst sich für die geistige Welt das
Geistig-Seelische auf und wird zu der Kraft, die in den physischen
Gedanken entfaltet wird. Die Gedankenwelt ist der Leichnam unse-
res Geistig-Seelischen. So, wie die Erde den Leichnam verarbeitet,
wenn wir ihn in die Erde legen, oder wie ihn das Feuer verarbeitet,
wenn wir ihn verbrennen, so verarbeiten wir unser ganzes Leben hin-
durch den Leichnam unseres Geistig-Seelischen in unserer physischen
Gedankenwelt. Also die physische Gedankenwelt ist im Grunde ge-
nommen das fortgehende Tote dessen, was als Wirkliches, als geistiges
Leben vorhanden ist, bevor der Mensch in die physische Irdischheit
heruntersteigt.

Das andere, was in den Menschen als Lebendes einkehrt von seinem


vorirdischen Dasein, das kommt im physischen Menschen nicht durch
die Gedankenwelt zur Geltung, sondern im weitesten Umfange durch
alles das, was wir Gefühl nennen können, sowohl Gefühl mit den
Menschen, wie auch Gefühl mit der Natur. Also alles das, wodurch
Sie sich fühlend, empfindend in die Außenwelt verbreiten (siehe
Schema Seite 120), das ist ein Element, das die lebendige Nachwirkung
des vorirdischen Daseins darstellt.

Nicht in Ihren Gedanken erleben Sie auf lebendige Art Ihr vor-


irdisches Dasein, sondern in dem Gefühle mit den ändern Wesen.
Wenn wir eine Blume liebhaben, wenn wir einen Menschen liebhaben,
so ist das im wesentlichen eine Kraft, die uns aus dem vorirdischen
Dasein gegeben ist, aber in einer lebendigen Weise. So daß wir auch
sagen können: Wenn wir zum Beispiel einen Menschen liebhaben, so
haben wir ihn nicht bloß aus Erfahrungen im Erdenleben lieb, son-
dern auch aus dem Karma heraus, aus der Verbundenheit in früheren
Erdenleben. Es wird etwas Lebendiges hinübergetragen aus dem vor-
irdischen Dasein, wenn die mitfühlende Sphäre des Menschen in Be-

tracht kommt. Dagegen stirbt das, was lebendiges Geistelement zwi-


schen dem Tod und einer neuen Geburt ist, in die Gedankenwelt hin-
ein. Deshalb hat die Gedankenwelt während des irdischen Daseins
dieses Blasse, Schattenhafte, dieses Tote an sich, weil es eigentlich
den abgestorbenen Teil der vorirdischen Erlebnisse des Menschen dar-
stellt.

Das zweite ist dann das, was man als Furcht bezeichnen muß, und


auch das metamorphosiert sich so, daß es in zwei Elemente zerfällt.
Das eine, also dasjenige, was wir vor dem Heruntersteigen in die ir-
dische Welt als Furcht erleben, was die Seele ganz durchzieht und
wobei sie die geistige Welt fliehen will, das wird etwas anderes, wenn
es in den Leib einzieht, und das äußert sich zunächst im Inneren des
Menschen als etwas, was ich bezeichnen möchte als das Selbstgefühl.
Das Selbstgefühl ist wirklich die umgewandelte Furcht. Daß Sie sich
als ein Selbst fühlen, daß Sie sich in sich selbst halten, das ist umge-
wandelte Furcht aus dem vorirdischen Leben.

Und der andere Teil, in den sich die Furcht verwandelt, das ist der


Wille. Alles, was als Willensimpulse auftritt, was unserer Betätigung
in der Welt zugrunde liegt, all das ist vor dem Heruntersteigen ins
irdische Leben als Furcht vorhanden.

Sie sehen, hier ist wiederum dem Menschen ein Gutes für das


irdische Leben erwiesen dadurch, daß er im gewöhnlichen Bewußtsein

nicht an dem Hüter der Schwelle vorüberschrcitet. Ich sagte ja oft-


mals: Das, was der Wille eigentlich da unten darstellt im mensch-
lichen Organismus, das verschläft der Mensch. Der Mensch hat die
Intention seines Wollens, dann führt er das Wollen aus; dann hat er
wiederum die Vorstellung von den Ergebnissen. Was aber zwischen
diesen beiden Vorstellungswelten liegt, zwischen der Absicht, eine
Handlung auszuführen und der vollendeten Handlung, also das, was
eigentlich im Willen lebt, das wird von dem Menschen zunächst so
verschlafen, wie er die Zustände zwischen dem Einschlafen und dem
Aufwachen verschläft. Wenn der Mensch hinunterschauen würde in
das, was seinem Willen zugrunde liegt, er würde heraufkraften fühlen
aus seinem Organismus die aus dem vorirdischen Leben hereinkom-
mende Furcht.

Das ist es auch, was bei der Einweihung überwunden werden muß.


Wenn man in sich selbst hineinschaut, sieht man zuerst allerdings das
Selbstgefühl. Das ist ja schon etwas, was durch die Erziehung nicht
zu sehr gesteigert werden darf, damit der Mensch, wenn er in die gei-
stige Welt eintritt, nicht eben in Größenwahn verfällt. Aber auf dem
Grunde seiner Willensimpulse findet er überall die Furcht, und er
muß gestärkt sein gegen diese Furcht.

Im wesentlichen werden Sie daher sehen, daß überall in den Übun-


gen, die angegeben sind in meinem Buche «Wie erlangt man Erkennt-
nisse höherer Welten?», darauf hingezielt ist, die Furcht, die man in
der eben bezeichneten Weise gewahr wird, zu ertragen. Diese Furcht
ist etwas, was unter den Entwickelungskräften da sein muß, sonst
würde der Mensch gar nicht in das irdische Dasein herunterkommen
aus der geistigen Welt. Er würde die geistige Welt nicht fliehen. Er
würde nicht den Impuls entwickeln, in einen begrenzten physischen
Menschenleib einzuziehen. Daß er es tut, hängt eben damit zusammen,
daß er die Furcht vor der geistigen Welt als eine ganz natürliche
Eigenschaft der Seele hat, wenn er eine Zeitlang zwischen dem Tode
und einer neuen Geburt gelebt hat.

Wir haben also die Gedanken als einen Leichnam an uns, das heißt,


eigentlich ist es die Kraft der Gedanken, nicht die Gedanken selbst,
die wir haben. Wir können das noch genauer beschreiben. Allerdings,

wenn Sie auf diese genauere Beschreibung eingehen wollen, werden


Sie sehr exakte Vorstellungen entwickeln müssen. Diese geistige Kraft,
die da in den Gedanken erstirbt und zum Leichnam wird, wenn der
Mensch ins physische Erdendasein heruntersteigt, diese Kraft ist die-
selbe, die aus dem Kosmos heraus unsere Organe bildet. Was wir als
Lunge, Herz, Magen, also als die geformten Organe in uns tragen, das
wird aus dieser Gedankenkraft des Weltenalls heraus gebildet.

Wenn wir nun ins irdische Leben eintreten, dann geht in unseren


engbegrenzten Organismus diese Gedankenkraft ein. Was will nun die
Erde mit ihrer Umgebung von uns? Ja, die Erde mit ihrer Umgebung
will eigentlich von uns, daß wir sie in uns nachbilden. Wenn wir das
Irdische nachbilden würden, dann würden allmählich im Verlaufe
unseres Lebens unsere inneren Organe, wie Lunge und vor allen Din-
gen die verschiedensten Windungen des Gehirns und so weiter, in
kristallartige Gestalten verwandelt werden. Wir würden alle Bild-
säulen werden, die aber nicht dem Menschen ähnlich wären, sondern
die so wie Kristalle, die gegeneinander gruppiert sind, aussehen wür-
den. Wir würden aus unorganischen, aus leblosen Gestalten allmählich
zusammengesetzt sein und eine Art von Bildsäule werden.

Dagegen stemmt sich der menschliche Organismus. Er bleibt bei


der Form seiner inneren Organe. Er läßt zum Beispiel seine Lunge
nicht umbilden zu einer Art von, sagen wir, Gebirgszügen. Er läßt
sein Herz nicht umbilden zu einer Art Kristallgruppe. Er stemmt sich
dagegen. Und in diesem Sich-dagegen-Stemmen liegt der Anlaß dazu,
daß wir, statt mit unseren Organen diese irdische Umgebung nachzu-
formen, sie bloß in Schattenbildern in unseren Gedanken nachbilden.
Also die Gedankenkraft ist eigentlich immer auf dem Wege, von uns
ein Abbild unserer physischen Erde, unserer physischen Erdenform
zu machen. Wir möchten fortwährend zu einem System von Kristal-
len werden. Aber das läßt unsere Organisation nicht zu. So viel hat
sie in dem Lebendigen, in dem Mitfühlen, in dem Selbstgefühle, in den
Willensimpulsen zu entfalten, daß sie das nicht zuläßt. Sie läßt unsere
Lunge nicht umbilden, so daß sie aussieht wie Kristalle, die aus der
Erde herauswachsen. Sie stemmt sich gegen dieses irdische Gestaltet-
werden, und so kommen die Bilder der irdischen Gestalten dann nur

in der Geometrie, und was wir sonst uns an Gedanken bilden von


unserer Erdenumgebung, zustande. Wie gesagt, es muß sehr exakt ge-
dacht werden, wenn man zu dieser Vorstellung vorschreiten will.

Eigentlich ist aber immerfort die Tendenz vorhanden, daß wir un-


serem Gedankensystem ähnlich werden. Wir müssen fortwährend da-
gegen kämpfen, daß wir ihm nicht ähnlich werden. Wir streben
eigentlich fortwährend dahin, so eine Art Kunstwerk zu werden, das
allerdings bei der Art der Gedanken, wie sie die Menschen meistens
haben, nicht gerade ein sehr schönes Kunstwerk zum Anschauen gäbe.
Aber wir streben dahin, der äußeren Gestalt nach dasselbe zu wirken,
was unsere Gedanken eben im bloßen Bilde, im bloßen Schatten sind.
Wir werden es nicht, sondern wir lassen es gewissermaßen zurückspie-
geln, und dadurch wird es unser Gedanke. Es ist ein Prozeß, der sich
wirklich vergleichen läßt mit dem Entstehen von Spiegelbildern.

Wenn Sie hier einen Spiegel haben, davor einen Gegenstand, so


wird dieser Gegenstand eben abgespiegelt. Er ist nicht da drinnen.
Alles, was vor unserem Auge steht, will eigentlich in uns fortwährend
ein wirkliches Gebilde veranlassen. Aber wir stemmen uns dagegen,
wir behalten unser Gehirn. Dadurch wird es zurückgespiegelt und
wird das Gedankenbild. Ein Tisch will in Ihnen Ihr Gehirn selber
zum Tisch machen; Sie lassen das nicht zu. Dadurch entsteht das Bild
des Tisches in Ihnen. Das ist das Spiegeln, dieses Zurückwerfen der
Tätigkeit. Dadurch aber stehen wir eben im Denken so da, daß unsere
Gedanken nur die Schattenbilder der Außenwelt sind. Aber in unse-
rem Gefühl, da haben wir schon etwas anderes gegeben. Versu-
chen Sie nur einmal, sich richtig vorzustellen, was Sie mit Ihrem
Fühlen haben. Sie fühlen anders einen runden Tisch als einen eckigen.
Sie fühlen die Ecken. Der Gedanke des eckigen Dinges macht Ihnen
nichts Besonderes aus, aber das Erfühlen der Ecken, das tut schon
mehr weh, als wenn man nur in aller Ruhe die Rundung eines Tisches
verfolgt. Also mit dem Fühlen leben wir in unserem Inneren schon
mehr die äußere Form nach als mit den Gedanken.

Damit ist hingedeutet auf die Metamorphose, die das Seelisch-Gei-


stige durchmacht, wenn es vom vorirdischen Dasein ins irdische Da-
sein kommt. Wie ist es nun, wenn wir durch die Pforte des Todes

gehen? Die Gedankenwelt, die wir haben, ist ja ihrer Kraft nach bloß


der Leichnam des vorirdischen Daseins. Die hat eigentlich keine Be-
deutung. Geradeso wie, wenn wir uns in einem Spiegel sehen und dann
den Spiegel wegnehmen, das Bild fort ist, so ist unser Gedankenleben
fort, indem wir durch die Pforte des Todes gehen. Also, wenn der
Mensch von Unsterblichkeit spricht, so soll er nur ja nicht auf diese
irdische Gedankenkraft reflektieren. Die ist es nicht, die mit ihm
durch die Pforte des Todes geht. Dagegen alles das, was er als Mit-
gefühl, als Nachgefühl, als Nachempfindung des Irdischen entwickelt
hat, das geht durch die Pforte des Todes. Also Mitgefühl geht durch
die Pforte des Todes hindurch. Und dadurch, daß wir Mitgefühl ha-
ben mit der Umwelt, entwickeln wir die Kraft (siehe Schema), jetzt
in der geistigen Welt in den Wesenheiten darinnenzustehen, in dem
Element, das Geistesgedankenelement ist. Das Mitfühlen, das durch
unsere Körperlichkeit abgetrennt ist von der irdischen Umgebung,
strömt jetzt nach dem Tode hinaus in die geistige Umgebung und ver-
bindet sich mit dem Gedanklich-Geistigen der Welt, in die wir ein-
treten, wenn wir durch die Pforte des Todes gehen.

Und dadurch, daß wir gewissermaßen hinüberfließen mit unserem


Mitfühlen m das Gedanklich-Geistige, entwickeln wir selber wie-
derum eine Art Gedankenleib, einen lebendigen Gedankenleib, der
uns dann eigen ist zwischen dem Tode und der nächsten Geburt.
Denn das, was im Leben Selbstgefühl ist, das entwickelt sich zum
Drinnenstehen in ändern Wesenheiten. Während wir durch unser

Selbstgefühl im irdischen Leben uns nur innerhalb unserer Leiblichkeit


wissen, lernen wir uns wissen in ändern Wesen, in den Wesen der
höheren Hierarchien, wenn wir durch die Pforte des Todes gegangen

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