Rudolf steiner



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sind. Und indem wir in geistigen Wesen drinnenstehen, empfangen
wir von diesen auch die Kräfte, die uns dann wiederum weiterleiten
auf unserer Lebensbahn zwischen dem Tode und einer neuen Geburt.
So daß wir sagen können, das eigene Kräftewesen entwickelt sich auf
diese Weise. Das ist die Metamorphose des Geistig-Seelischen, indem
wir durch die Pforte des Todes hindurchgehen.

Der Wille als solcher ist nicht etwa so, wie die Gedankenwelt, daß


er mit dem Tode verschwände, sondern er ist ja der Quell für den
Inhalt unserer Selbstgefühle. Denken Sie einmal, Sie wollen etwas, das
Sie befriedigt, dann gibt dieses Wollen schon etwas, das Sie befriedigt,
gibt Ihrem Selbstgefühl eine bestimmte Nuance. Wenn Sie etwas getan
haben, was Sie nicht befriedigt, gibt das auch Ihrem Selbstgefühl eine
bestimmte Nuance. Der Wille ist nicht nur etwas, das nach außen die
Tätigkeit vollzieht, sondern er strebt auch kraftvoll in unser Inneres
zurück. Wir wissen, was wir sind, aus dem heraus, was wir können.
Und diese Nuance des Selbstgefühles, dieses in uns selbst wiederum
Zurückstrahlen des Willenselementes, das nehmen wir mit dem Selbst-
gefühl eben mit in die geistige Welt. Also der Wille, das heißt eigent-
lich die Zurückstrahlung des Willens in unser Selbstgefühl ist es, was
wir hineintragen, indem wir untertauchen in die Wesenheiten der
höheren Hierarchien. Und dadurch, daß wir das mitnehmen, was un-
ser Selbstgefühl erhöht oder geschwächt hat, findet sich die Kraft un-
seres Karma, unseres Schicksals. Wenn man diese Dinge überblickt,
kann man hineinschauen in das, was der Mensch eigentlich ist. Und
man lernt auch auf diese Art insbesondere gewisse Begleiterscheinun-
gen des irdischen Lebens kennen. Im irdischen Leben tritt die Furcht
gewiß da oder dort auf; aber niemals darf sie die ganze Seele aus-
füllen, und es wäre traurig, wenn es so wäre. Bevor wir dagegen ins
irdische Leben heruntersteigen, ist die ganze Seele von Furcht aus-
gefüllt, und diese Furcht ist die Kraft, die wir in diesem Zustande
haben müssen, damit wir ins physische irdische Leben wirklich herun-
tersteigen.

Das Selbstgefühl wiederum ist etwas, das im irdischen Leben nicht


über eine gewisse Höhe hinaus gesteigert werden darf, was überhaupt
eigentlich im irdischen Leben gar nicht selbständig empfunden wer-
den sollte. Ein Mensch, der mit zu starker Selbständigkeit das Selbst-
gefühl entwickelt, der kennt eben nur sich. Das Selbstgefühl ist im
irdischen Leben eigentlich nur dazu da, damit wir an unserer Leib-
lichkeit bis zum Tode festhalten, damit wir an jedem Morgen, wenn
wir geschlafen haben, wiederum zurückkehren in unsere Leiblichkeit.
Denn würden wir dieses Selbstgefühl nicht haben während unseres
irdischen Lebens, so würden wir nicht wieder zurückkehren. Aber
nach dem Tode brauchen wir es, wenn wir in die Welt der geistigen
Wesenheiten untertauchen, denn wir würden uns sonst jederzeit ver-
lieren. Wir müssen ja dort in reale geistige Wesenheiten untertauchen.
Die Erde macht nicht diesen Anspruch an uns. Wenn Sie durch
einen Wald gehen, dann bleiben Sie eben auf Ihrem Wege, und die
Bäume sind links und rechts und vorne und hinten. Sie sehen die
Bäume, aber die Bäume machen nicht den Anspruch, daß Sie in sie
hineingehen, daß Sie fortwährend zur Baumnymphe werden und in
die Bäume untertauchen. Aber die geistigen Wesenheiten der höheren
Hierarchien, deren Welt Sie nach dem Tode betreten, die machen den
Anspruch, daß wir in sie untertauchen. Wir müssen sie alle werden,
diese Wesenheiten der geistigen Welt. Würden wir da nicht mit dem
Selbstgefühl in diese geistige Welt hineingehen, wenn wir durch die
Pforte des Todes treten, dann würden wir uns verlieren. Da brauchen
wir das Selbstgefühl, einfach um uns zu erhalten. Und gerade auch
die moralischen Dinge, die wir im Erdenleben verrichtet haben, die
unser Selbstgefühl in berechtigter Weise erhöhen, die schützen uns
davor, uns nach dem Tode als unser Selbst zu verlieren.

Das sind Vorstellungen, die eigentlich wiederum eintreten müßten


in das menschliche Bewußtsein von der Gegenwart ab nach der näch-
sten Zukunft der Erdenentwickelung hin. Diese Vorstellungen sind
gewissermaßen der Menschheit in ältesten Zeiten während des instink-
tiven hellseherischen Erfassens schon zugeflossen. Die Menschen hat-
ten einmal ein starkes Gefühl von dem, was sie waren, bevor sie zum
irdischen Leben heruntergestiegen waren. Das war besonders stark

entwickelt in den irdischen Urzeiten. Weniger entwickelt war in irdi-


schen Urzeiten die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tode. Das war
etwas, das wie selbstverständlich hingenommen wurde. Geradeso aber,
wie jetzt die Menschen sich hauptsächlich für ihr Erleben nach dem
Tode interessieren, so interessierten sich die Menschen der irdischen
Urzeit, die Menschen vor Jahrtausenden, für ihr Leben, bevor sie her-
untergestiegen waren auf die Erde.

Dann kam die Zeit, mit der sich dieses ursprünglich instinktive


Hellsehen verlor, in der sich auch verlor das intensive Zusammenhän-
gen der Seele mit ihrem vorirdischen Dasein. Und dann entsprangen
die zwei Geistesströmungen, welche das vorbereitet haben, was eigent-
lich sich jetzt in der Menschheitszivilisation entwickeln mußte. Wir
haben zwei deutlich voneinander verschiedene Strömungen, die wir
von den verschiedensten Gesichtspunkten aus charakterisiert haben,
und auf die wir heute von einem bestimmten Gesichtspunkte aus, der
uns morgen und übermorgen bei unseren Betrachtungen wird dienen
können, wiederum eingehen wollen.

Nehmen Sie die irdische Entwickelung, bevor das Mysterium von


Golgatha über die Erde hinging, dann haben Sie gewissermaßen aus-
gebreitet über die Erde die heidnische Kultur, und in einer gewissen
Absonderung diejenige Kultur, die man die alttestamentliche nennen
könnte. Was war denn dieser heidnischen Kultur besonders eigentüm-
lich? Sie hatte durchaus noch ein Bewußtsein davon, daß in allem,
was physisch den Menschen umgibt, auch Geistiges enthalten ist. Die
heidnische Kultur hatte ein starkes Bewußtsein von dem, was leben-
dige Gedanken sind, die dann in uns zu toten Gedanken werden. Sie
sah überall in den Wesen der verschiedenen Naturreiche das leben-
dige Element für das, wofür die menschlichen Gedanken das tote
Element sind. Die heidnische Welt nahm also die lebendigen Gedan-
ken der Welt wahr, sie betrachtete den Menschen auch als angehörig
diesen lebendigen Gedanken der Welt.

Nun war ein besonders lebensvoll entwickelter Teil dieser heid-


nischen Welt die des alten Griechenvolkes. Sie wissen ja, daß die
Welt des alten Griechenvolkes stark durchdrungen war von dem
Schicksalsgedanken. Und - erinnern Sie sich an gewisse griechische

Dramen - dieser Schicksalsgedanke durchstrahlt das menschliche Le-


ben mit einer Gesetzmäßigkeit, ich möchte sagen wie die Natur-
gesetze die Natur. Der Grieche fühlte sich in der Natur durchaus so
drinnenstehend, daß in ihn herein das Schicksal spielte, wie in die
Naturtatsachen die Naturgesetze spielen. Das Schicksal trifft den
Menschen innerhalb der griechischen Anschauung mit Naturgewalt.
Das war aber die Eigentümlichkeit jeder heidnischen Vorstellung; sie
kam nur bei den Griechen in ganz bedeutsamer Weise zum Ausdruck.
Die heidnische Welt sah den Geist in allem Naturdasein. Sie hatte
keine besondere Naturwissenschaft, die so gewesen wäre wie die uns-
rige, aber sie hatte eine ausgebreitete Naturwissenschaft. Sie redete
überall, wo sie die Natur erblickte, von Geistigem. Das war die Na-
turwissenschaft, die zu gleicher Zeit eine Geisteswissenschaft war. Der
Heide sah weniger auf das menschliche Innere. Er sah den Menschen
auch wie ein Naturwesen von außen an; aber er konnte das, weil er
auch die übrigen Naturwesen nicht seelenlos dachte. Er dachte den
Baum, die Pflanzen, die Wolken nicht seelenlos. So brauchte er auch
den Menschen nur von außen anzuschauen und ihn doch nicht seelen-
los zu denken. Der alte Heide konnte also, indem er die Natur be-
seelte, auch den Menschen als Naturwesen betrachten, und so war das
alte Heidentum ein Element, das von vorneherein ein Spirituelles in
sich hatte, das zum Geiste hinneigte. Dem stand schroff entgegen als
der andere Pol das Bekenntnis, das dann im Alten Testament sich aus-
gelebt hat.

Das Alte Testament kannte die Natur eigentlich weder in dem


Sinne, wie wir die Natur kennen - ich meine, indem wir wiederum
zur Geisteswissenschaft zurückkehren -, noch in dem Sinne, wie das
Heidentum die Natur gekannt hat. Das Alte Testament kannte eigent-
lich nur eine moralische Weltordnung, und Jahve ist der Herrscher
über diese moralische Weltordnung, und es geschieht das, was Jahve
will. So daß innerhalb dieser Welt des Alten Testamentes eigentlich
in ganz selbstverständlicher Weise die Anschauung entstand, man soll
sich gar kein Bild machen von dem, was seelisch-geistig ist; eine An-
schauung, die das Heidentum nie hätte haben können, denn das Hei-
dentum hat in jedem Baume, in jeder Pflanze Bilder gesehen von dem

Geistigen. Der Bekenner des Alten Testamentes hat nirgends Bilder


gesehen, dagegen überall das Walten des unsichtbaren, bildlosen Gei-
stigen.

Im Neuen Testamente sollte man eigentlich einen Zusammenschluß


dieser beiden Geistesströmungen erkennen. Es ist immer so gewesen,
daß in den Anschauungen der Menschen das eine oder das andere
Element vorwiegend war. So ist zum Beispiel das heidnische Element
immer vorwiegend gewesen da, wo mehr anschauliche religiöse Be-
kenntnisse gepflogen worden sind. Da machte man sich Bilder von
geistigen Wesenheiten, die Naturbildungen nachgeahmt waren. Da-
gegen bildete sich das alttestamentliche Element überall da aus, wo
die neuere Wissenschaftlichkeit heraufkam, wo man auf das Bildlose
hinstrebte. Und in der neueren materialistischen Wissenschaft lebt in
vieler Beziehung ein Nachklang gerade des Alten Testamentes, des
unbildhaften Alten Testamentes. Man möchte sagen, der Materialis-
mus der Wissenschaft, der will streng sondern das Materielle, dem er
nun gar keinen Geist mehr läßt, und das Geistige, das nur im Mora-
lischen leben soll, von dem man sich gar kein Bild machen darf, das
also auch nicht gesehen werden darf in dem Irdischen.

Diese besondere Charakteristik des Wissenschaftlichen, der wir


heute in der materialistischen Form der Wissenschaft begegnen, ist
eigentlich noch ein in unsere Zeit hereinragender Impuls des Alten
Testamentes. Die Wissenschaft ist noch gar nicht christlich geworden.
Die Wissenschaft als Materialismus ist im Grunde genommen heute
noch alttestamentlich. Und das wird eine der Hauptaufgaben der
fortschreitenden Zivilisation sein, beides zu überwinden, aber auch
beides synthetisch in eine höhere Einheit auflösen zu können. Wir
müssen uns schon klar darüber sein, daß sowohl das Heidentum wie
das Judentum Einseitigkeiten darstellen, und daß sie, indem sie viel-
fach hereinragen in die neuere Zeit, ein zu Überwindendes darstellen.

Die Wissenschaft wird zum Geiste kommen müssen. Die Kunst,


die vielfach etwas Heidnisches hat, die verschiedene Ansätze gemacht
hat zum Christlichwerden, Ansätze, die aber meistens ins Luziferisch-
Heidnische ausgeschlagen sind, die Kunst wird einlaufen müssen in ein
christliches Element. Wir haben heute eigentlich noch immer die

Nachwirkungen des heidnischen und des alttestamentlichen Elemen-


tes, und haben noch nicht ein voll ausgebildetes christliches Bewußt-
sein. Das ist es, was wir insbesondere fühlen müssen, wenn wir uns
auf diese konkreten Durchgänge des Menschen durch Geburt und
Tod besinnen, so wie sie uns von der Geisteswissenschaft gegeben
werden.

NEUNTER VORTRAG


Dornach, 18. Februar 1922

Wenn wir uns erinnern an das gestern Gesagte, so tritt vor unsere


Seele als das Wesentliche hin, daß aus geistig-seelischen Gebieten
durch Konzeption und Geburt gewissermaßen heruntersteigt in die
physisch-sinnliche Welt einerseits das, was innerlich noch lebendige
Geistwelt hat, die sich dann abschattet, abdämpft zu der Gedanken-
welt, die der Mensch dann in sich trägt; und andererseits das, was das
Seelisch-Geistige durchzieht, und was ich im wesentlichen als einen
Furchtzustand charakterisiert habe. Ich habe dann auseinandergesetzt,
wie das noch in sich lebendige Geistige sich eben zu Gedankenhaftem
metamorphosiert, aber gewissermaßen wie einen lebendigen Rest des
vorgeburtlichen Lebens etwas in dieses Erdenleben hereinschickt, was
im menschlichen Mitgefühl lebt; so daß wir im menschlichen Mit-
gefühl tatsächlich etwas haben, das die Lebendigkeit des Vorgeburt-
lichen in unserer Seele in sich enthält.

Was dann diese Seele als Furchtgefühl durchzieht vor dem Herab-


steigen in die physische Welt, das metamorphosiert sich auf der einen
Seite als Selbstgefühl hier im irdischen Leben und dann als Wille. Was
also in der menschlichen Seele gedankenhaft lebt, ist gegenüber dem
Lebendigen in der Geistwelt vor der Geburt im Grunde genommen
ein geistig-seelisch Totes. Wir erleben tatsächlich in unseren Gedan-
ken oder wenigstens in der Kraft, die unser Denken durchzieht, ge-
wissermaßen den Leichnam unseres geistig-seelischen Daseins, wie wir
es zwischen dem Tode und einer neuen Geburt haben. Aber dieses
heutige Erleben der gewissermaßen getöteten Seele während des phy-
sischen Erdenlebens war nicht immer in demselben Maße vorhanden.
Je weiter wir zurückgehen in der Menschheitsentwickelung, desto
mehr spielt das, was ich gestern als Mitgefühl bezeichnet habe - Mit-
gefühl nicht nur mit den Menschen, sondern zum Beispiel auch mit
der gesamten Natur -, noch eine gewisse Rolle hier im irdischen
Leben. Solche abstrakte Erkenntnis, wie sie heute angestrebt wird,
und mit Recht, wenigstens mit einem gewissen relativen Recht, war

in der Menschheitsentwickelung nicht immer vorhanden. Eine solche


abstrakte innerliche Bewußtheit kam im Grunde genommen im voll-
sten extremsten Sinne erst im 15. Jahrhundert, also mit dem Beginn
des fünften nachatlantischen Zeitraumes herauf. Was da der Mensch
erlebt in seinen Gedanken, das ist früher durchzogen gewesen von
lebendigem Fühlen. In den alten Erkenntnissen, zum Beispiel der grie-
chischen Welt, gab es diese abstrakten Begriffe, die wir heute haben,
überhaupt nicht. Da waren alle Begriffe durchzogen von lebendigem
Fühlen. Da empfand der Mensch die Welt; er dachte sie nicht bloß.
Dieses Denken der Welt und die Beschränkung des Mitgefühls auf
das, was im eigentlichen Sinne schließlich nur soziales Dasein ist, das
kam eben erst mit dem Beginn des fünften nachatlantischen Zeitrau-
mes herauf.

Nun, wenn sich das Mitgefühl im irdischen Leben noch betätigen


soll, wie es zum Beispiel im alten Indien so stark vorhanden war für
die ganze Natur, wie es angestrebt wurde für alle Wesen der Natur,
dann hat der Mensch eben noch ein starkes Erleben in sich von dem,
was sich um ihn herum abspielt zwischen dem Tode und einer neuen
Geburt. In dem Denken ist dieses Leben erstorben. Im Mitfühlen mit
der uns umgebenden Welt ist durchaus ein Nacherleben unserer Wahr-
nehmungen zwischen dem Tode und einer neuen Geburt vorhanden.
Es spielte in dem Leben der Menschen in älteren Zeiten, wenn sie in
die Natur hinaussahen, dieses Mitgefühl eine große Rolle, und da-
durch sahen diese Menschen alles, was in der Natur war, jede Wolke,
jeden Baum, jede Pflanze durchgeistigt. Wenn man bloß in Gedan-
ken lebt, dann entgeistigt sich die Natur, weil eben der Gedanke der
Leichnam des Geistig-Seelischen ist. Da sieht man die Natur eben als
ein totes Gebilde, weil sie sich nur in toten Gedanken spiegeln kann.
Daher das Verschwinden aller elementarischen Wesenheiten aus der
Anschauung der Natur, als die neuere Zeit heraufrückte.

Was ist es denn also, was der Mensch trotzdem in sich als eine ge-


wisse Geistigkeit noch fühlt, als eine lebendige Geistigkeit, während er
eigentlich in dem Denken doch nur ein totes Geistiges erleben sollte?
Wenn man diese Frage beantworten will, dann muß man Rücksicht
nehmen auf das, was ich mit Bezug auf die physische Menschheits-

Organisation als den dreigliedrigen menschlichen Organismus angege-


ben habe. (Zeichnung) Da haben wir den Nerven-Sinnesorganismus,
der im wesentlichen im Haupte lokalisiert ist. Wir haben den rhyth-
mischen Organismus im wesentlichen in den oberen Brustorganen
lokalisiert, aber natürlich füllen beide Organismenglieder wiederum
den ganzen Organismus aus. Und wir haben den Gliedmaßen-Stoff-
wechselorganismus, der im wesentlichen in den Gliedmaßen und in
den unteren Teilen des Rumpfes lokalisiert ist.

Wenn wir auf diese physische Organisation des Menschen Rück-


sicht nehmen, dann können wir zuerst den Blick lenken auf die
Hauptesorganisation, die also hauptsächlich, aber nicht einzig, der
Träger des Nerven-Sinneslebens ist. Diese Hauptesorganisation ist
im wesentlichen nur zu verstehen, wenn man sie bildhaft erfaßt, und
zwar so, daß man weiß, daß sie im wesentlichen die metamorpho-
sische Umbildung ist - nicht dem Stoff, aber der Form nach — des

übrigen Menschen, namentlich des Gliedmaßen-Stoffwechselorganis-


mus, von der vorigen Inkarnation, vom vorigen Erdenleben.

Der Gliedmaßen-Stoffwechselorganismus vom vorigen Erdenleben,


natürlich nicht in seinem Stoff, sondern in seiner Form, wird Kopf-
organisation in diesem, also dem folgenden Erdenleben. So daß man
sagen kann: Hier im Haupte haben wir gewissermaßen ein Gehäuse zu
sehen, das in seinem Bau sich herangebildet hat durch eine Umgestal-
tung des Gliedmaßen-Stoffwechselorganismus von der vorigen Inkar-
nation, und in diesem Haupte wohnen hauptsächlich die abstrakten
Gedanken, also diejenigen Gedanken (siehe Zeichnung, rot), die der
Leichnam des seelisch-geistigen Lebens vor der Geburt sind.

Wir tragen also in unserem Haupte gewissermaßen die lebendigen


Erinnerungen an unser voriges Erdenleben in uns; und das macht, daß
wir uns in diesem Erdenleben als ein Ich fühlen, als ein lebendiges
Ich, denn dieses lebendige Ich ist gar nicht innerlich vorhanden.
Innerlich sind die toten Gedanken da. Aber diese toten Gedanken
wohnen in einem Gehäuse, das nur seiner Bildhaftigkeit nach zu ver-
stehen ist, und in seiner Bildhaftigkeit die metamorphosische Umbil-
dung des Gliedmaßen-Stoffwechselorganismus vom vorigen Erden-
leben ist.

Dasjenige, was nun schon belebter herüberkommt aus dem geistig-


seelischen Leben, wenn die Seele heruntersteigt ins physische Erden-
leben, das schlägt sogleich seinen Wohnsitz nicht im Kopfe, sondern
im rhythmischen Organismus auf. In diesem rhythmischen Organis-
mus haben wir alles das in uns, was hereinspielt aus unserer Umge-
bung, die wir um uns gehabt haben zwischen dem Tode und einer
neuen Geburt. Und während in seinem Kopfe der Mensch etwas hat,
das nur ein Bild seines vorigen Erdenlebens ist mit dem toten Gedan-
kenorganismus, hat er in seiner rhythmischen, in seiner oberen Brust-
organisation etwas viel Lebendigeres. Da spielt der Nachklang alles
dessen hinein, was die Seele erlebt hat, als sie sich frei im Geistig-
Seelischen zwischen dem Tode und der Geburt bewegte. Indem wir
atmen, indem wir unsere Blutzirkulation haben, vibriert in dieses
Atmen, in diese Blutzirkulation dasjenige hinein, was Kräfte waren
zwischen dem Tode und der Geburt. Und was wir als unsere geistig-

seelische Wesenheit für diese irdische Inkarnation haben, das haben


wir weder im Kopfe noch haben wir es in der Brust, sondern das ha-
ben wir, so sonderbar das für den heutigen Menschen klingt, in der
Gliedmaßen-Stoffwechselorganisation. Unser gegenwärtiges Erden-Ich
haben wir in der Gliedmaßen-Stoffwechselorganisation (grün).

Die toten Gedanken, die müssen Sie sich ja doch lebend denken;


diese toten Gedanken leben - wenn ich mich jetzt bildlich ausdrücke,
ist es natürlich nur approximativ gemeint - in den Windungen des Ge-
hirns drinnen, und das Gehirn wiederum ist eine Umbildung des Orga-
nismus der vorigen Inkarnation. Dieses Leben, dieses Hausen der toten
Gedanken im Kopfe, das nimmt dann der Eingeweihte wahr als eine
Wirklichkeitserinnerung an die vorige Inkarnation. Es ist wirklich
gerade so mit dieser Erinnerung an die vorige Inkarnation, wie wenn
Sie in einem finsteren Zimmer sind und haben auf Ihrem Kleider-
rechen Ihre verschiedenen Kleider aufgehängt, und Sie können durch

das Befühlen wählen, wo Sie, sagen wir, zum Beispiel Ihren Samtrock


haben, und dabei geht Ihnen nun auf, wann Sie diesen Samtrock ge-
kauft haben. So ist es, wenn da die toten Gedanken überall anstoßen.
Erfühlen dasjenige, was in der Hauptesorganisation ist, das ist alles
Erinnerung an das vorige Erdenleben.

Was im Brustorganismus erlebt wird, das ist Erinnerung an das


Leben zwischen dem Tode und neuer Geburt; und dasjenige, was im
Gliedmaßen-Stoffwechsel erlebt wird, das ist jetziges Erdenleben. Nur
dadurch, daß der Gliedmaßen-Stoffwechselorganismus heraufwirkt
in die Gedanken hinein, hat der Mensch in seinen Gedanken das
Erlebnis des Ich. Aber das ist ein trügerisches Erlebnis. In den Ge-
danken selbst ist das Ich gar nicht enthalten. Es ist ebensowenig in
den Gedanken enthalten, wie Sie hinter dem Spiegel stehen, wenn Sie
sich in ihm spiegeln. Das Ich ist gar nicht drinnen in dem Gedanken-
leben. Da ist dadurch, daß sich das Gedankenleben nach dem Kopfe
formt, die Erinnerung an das vorige Erdenleben enthalten. Also im
Kopfe haben Sie eigentlich Ihren Menschen aus dem vorigen Erden-
leben. In Ihrer Brust haben Sie den Menschen, wie er lebte zwischen
dem Tode und einer neuen Geburt, und in Ihrem Gliedmaßen-Stoff-
wechselorganismus und namentlich in Ihren Finger- und Zehenspit-
zen haben Sie im Grunde genommen den Menschen, wie er hier auf
der Erde ist. Und nur weil Sie im Gehirn miterleben Ihre Finger- und
Zehenspitzen, haben Sie auch durch Gedanken ein Bewußtsein von
diesem Ich in Ihrem Erdenleben. So grotesk sind die Dinge in der
Wirklichkeit gegenüber manchem, was sich der Mensch gewöhnlich
heute vorstellt.

So mit dem Kopfe vorzustellen, wie das heute geschieht, das trat


eigentlich regulär erst ein mit dem Beginn des fünften nachatlan-
tischen Zeitraumes, mit dem 15. Jahrhundert. Aber alle Dinge gehen
in gewissem Sinne ahrimanisch voran, sie werden vorausgenommen.
Das Luziferische ist das, was später eintritt, als es in der Entwicke-
lung berechtigt ist; das Ahrimanische tritt früher ein. Und so haben
wir die Möglichkeit, auf eine Erscheinung in der Geschichte hinzuwei-
sen, wo in ganz entschiedener Weise etwas zu früh eintritt, was

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