Zur Sprachgeschichte des Mittelhochdeutschen Zur Periodisierung des mhd 2



Yüklə 1,48 Mb.
səhifə10/14
tarix30.10.2018
ölçüsü1,48 Mb.
#76490
1   ...   6   7   8   9   10   11   12   13   14

2.3. Adjektive und Adverbien

2.3.1. Starke Deklination der Adjektive


Maskulina und Neutra folgen der a-Deklination der Substantive, Feminina der ô-Deklination.

Es stehen nominale und pronominale Formen nebeneinander (jeweilige Endungen nach der Flexion des Nomens bzw. der Pronomina).






Maskulinum

Neutrum

Femininum

Sg.Nom.

blinder, blint

blindez, blint

blindiu, -e, blint

Gen.

blindes

blindes

blinder(e)

Dat.

blindem(e)

blindem(e)

blinder(e)

Akk.

blinden

blindez, blint

blinde

Pl.Nom.

blinde

blindiu, (-e)

blinde

Gen.

blinder(e)

blinder(e)

blinder(e)

Dat.

blinden

blinden

blinden

Akk.

blinde

blindiu, (-e)

blinde

*Die fettgedruckten Formen sind auf die nominale (substantivische) Flexion zurückzuführen. Die fettgedruckten Formen im Nom.Sg.Mask./Neutr./Fem. und im Akk.Sg.Neutr. (= blint) werden auch als unflektiert bezeichnet. Diese sog. unflektierten Formen sind durch lautgesetzlichen Schwund der Endungen entstanden.

  • 1. endungslose Formen: = a-(ô-)Deklination: blint = tac, wort

  • 2. pronominale Formen: blinder, blindiu, blindez = der diu daz

2.3.2. Schwache Deklination der Adjektive


Die schwache Deklination des mhd. Adjektivs stimmt ganz mit der des schwachen Substantivs überein.

  • Einziger Unterschied zum Nhd.:

  • Akk.Sg.Fem. auf -en (wie beim sw. Substantiv)  Nhd. auf -e:

mhd. ich sah die kleinen swalwen  nhd. Sg. oder Pl.: ich sah die kleine Schwalbe oder die kleinen Schwalben.




Maskulinum

Neutrum

Femininum

Sg.Nom.

blinde

blinde

blinde

Gen.

blinden

blinden

blinden

Dat.

blinden

blinden

blinden

Akk.

blinden

blinde

blinden

Pl.Nom.

blinden

blinden

blinden

Gen.

blinden

blinden

blinden

Dat.

blinden

blinden

blinden

Akk.

blinden

blinden

blinden



2.3.3. Zum Gebrauch der Adjektivformen


Die starken und schwachen Formen des Adjektivs werden im Mhd. im allgemeinen in gleicher Weise verwendet wie im Nhd.:

attributiv stark oder schwach

prädikativ im allgemeinen endungslos

1. schwache Formen nach

stark flektierten Formen aller guoten vrouwen, eines (des, dises, mînes) lieben sunes

best. Artikel der guote ritter

Demonstrativpronomen disiu edele vrouwe

Plural des Pers.pron. wir guoten ritter

2. starke Formen nach

(endungslosem) unbest. Artikel ein guoter ritter

(endungslosem) Possessivpron. mîn guoter ritter

Sg. d. Pers.Pron. ich tumber mensche

ohne Artikel guoter man

Jedoch können Abweichungen von der zu erwartenden Form auftreten:



In attributiver Stellung:

  • Die starke nominale (sog. unflektierte) Form des Adjektivs kann neben der st. pronominalen Form im Nom.Sg.Mask./Neutr./Fem. und im Akk.Sg.Neutr. verwendet werden:

ein guot man ‘ein guter Mann’; lieht gesteine, ein junc man, ein guot frouwe.

  • Nach dem bestimmten Artikel kann neben der allgemein gebräuchlichen sw. Adjektivform auch das pronominal flektierte Adjektiv stehen:

ûz dem betouwetem grase.

  • In der Anrede sind st. und sw. Formen möglich:

zieren helde, aber auch: guote liute.

  • Ist das attributive Adjektiv nachgestellt, so wird meistens die nominale (sog. unflektierte) Form benutzt,

z.B. den dëgen guot, von dirre maget guot, ein ritter gemeit

  • seltener die pronominale,

z.B. ein wolken sô trüebez.

In prädikativer Stellung:

  • Neben der gebräuchlicheren nominalen (sog. unflektierten) Form kann auch die pronominale verwendet werden:

sîn jâmer wart sô vester, ich sach in tôten, er kom gesunder in daz lant.

  • Selten erscheint hier die sw. Form:

er lît ze tôde erslagene.

2.3.4. Komparation


1. Bildungsweise von Komparativ und Superlativ

Mhd. stehen im Komparativ und Superlativ umgelautete und umlautlose Formen nebeneinander:

z.B.: alt - alter/elter, junc - junger(e)/jünger(e) -; lanc - langer/lenger.



Der Komparativ konnte im Ahd. mit -iro/-ôro und der Superlativ mit -isto/-ôsto gebildet werden: Die Formen mit i riefen Umlaut des Wurzelvokals hervor.

Bildungssuffixe

Komparativ

Superlativ

ahd.

mhd.

ahd.

mhd.

ahd.

mhd.

-iro/-isto

-er / -est

jung-iro

jünger(e)

jung-isto

jüng(e)ste

-oro/-ôsto




jung-ôro

junger(e)

jung-ôsto

jung(e)ste

2. Suppletivsteigerung

guot

bezzer(e)

bezzest, beste

übel

wirser(e)

wirsest, wir(se)ste

michel ‘groß’

mêre, mêrer(e), mêrre

meiste

lützel ‘klein’

minner(e), minre

min(ne)ste, minnest

2.3.5. Adverbien


a) Bildungsweise mit Morphem -e (ahd. -o):




ahd.

mhd.

nhd.

Adjektiv

ubil

übel

übel

Adverb

ubilô/ubilo

übele

übel

b) Adjektiv und Adverb auf -e: Adjektiv mit Umlaut / Adverb ohne Umlaut:

Bei den ja/jô-Stämmen enden im Mhd. sowohl die unflektierte Adjektivform als auch das Adjektivadverb auf -e. Der Stammvokal des Adverbs ist im Gegensatz zum unflektierten Adjektiv nicht umgelautet, da beim Adverb im Ahd. anstelle des Themas i das Morphem -o auftrat.






ahd.

mhd.

nhd

Adjektiv

skôni

schœne

schön

Adverb

skôno

schône

schon

z.B.: herte-harte, spaete-spâte, süeze-suoze, veste-vaste.

c) Adverbbildung mit -lîche/-lîchen:

Vor allem bei Adjektiven auf -ec/-ic und -isch:

z.B.: trûrec - trûreclîche; aber auch: ganz - ganzlîche.

d) Suppletivbildung: guot - wol

Aus einem anderen Stamm wird das regelmäßige Adverb zu guot gebildet: wol.

Daneben allmählich auch: guote.

Komparation. In der Regel werden die einsilbigen Adjektivadverbien ohne Umlautung des Stammvokals gesteigert:

hôhe - hôher - hôhest.

Einige Sonderfälle der Steigerung des Adjektivadverbs sind



baz ‘besser’ - beste

ê ‘früher’ - êrs(e)

mê/mêr(e) ‘mehr’ - meist(e)

min/minner/minre ‘weniger’ - minn(e)ste

sît/sider/sint/sînt ‘später’

wirs ‘schlechter’ - wirs(e)st(e).

  • Mhd. - Nhd.:

Schon im Spätmhd. wird die Endung der Adjektivadverbien mehr und mehr aufgegeben und der Umlaut ausgeglichen, so daß im Nhd. Adjektiv und Adjektivadverb nicht mehr formal unterschieden sind, abgesehen von lang - lange. Allerdings gibt es Formen, bei denen infolge Bedeutungsdifferezierung von Adjektiv und Adjektivadverb der Umlaut auch im Nhd. nicht ausgeglichen ist (fest und fast, schön und schon).

2.3.6. Übungen: Adjektive und Adverbien


1) Wie erklären Sie sich das Nebeneinander der Formen mhd. enge und ange ‘eng’?

2) Wie lautet das mhd. Adverb zum Adjektiv süeze ‘süß’?

3) Wie lauten die Adverbformen der folgenden Adjektiva?


  1. kleine

  1. schœne

  1. trûrec

  1. spæte

  1. veste

  1. guot

  1. küene

  1. senfte

  1. swære

  1. trüebe

4) Zu welchen Adjektiven stellen Sie die folgenden Adverbformen?

ganzlîche

harte

suoze

baz

5) Welche Möglichkeiten der Adverbbildung gibt es im Mhd.?

6) Erklären Sie das Nebeneinander von Formen wie blâ - blâwer, grâ - grâwer.

7) Erklären Sie das Nebeneinander von Formen

alt - alter/elter, junc - junger(e)/jünger(e) - jung(e)ste/jüng(e)ste; lanc - langer/lenger.

8) Wie lautet der Positiv der folgenden Steigerungsformen:



bezzer(e)

wirsest

meiste

minner

9) Bilden Sie den Komparativ und Superlativ zu folgenden Adjektivformen:

lützel

michel

übel

10) Erläutern Sie die folgenden Beispiele zur Adjektivflexion!

er sah den dëgen guot

sîn jâmer wart sô vester

ein junc man

11) Wann wird im Mhd. im allgemeinen die starke, wann die schwache Adjektivflexion verwendet?



Yüklə 1,48 Mb.

Dostları ilə paylaş:
1   ...   6   7   8   9   10   11   12   13   14




Verilənlər bazası müəlliflik hüququ ilə müdafiə olunur ©genderi.org 2024
rəhbərliyinə müraciət

    Ana səhifə