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Benjamins, der größte Teil ihrer Korrespondenz dreht sich um dessen Nach-
lass, Fragen der Herausgabe, Datierung und Kommentierung. Die von Asaf
Angermann heraus gearbeitete „Dreidimensionalität“ (BW 8, 541) ihrer Bezie-
hung in Bezug auf Benjamin wird in dieser Arbeit vielfach zutage treten.
62
Dafür ist der Umstand nicht zu unterschätzen, dass die Korrespondenz
Adornos mit Benjamin 1923 beginnt, also genau in dem Jahr, in dem Scholem
nach Palästina ging. Einiges spricht dafür, Scholem und Adorno damit den
zwei kontrovers diskutierten Phasen in Benjamins Leben zuzuordnen:
theologisch-metaphysischem Früh- und marxistischem Spätwerk.
63
Yossef
Schwartz spricht daher von einer „incommensurability of these two intel-
lectual relationships.“
64
Diese Zuordnung
ist wichtig,
da auch Scholem und
Adorno sich für die jeweilige Phase zuständig sahen, etwa in der Bearbeitung
des Editionsmaterials. Sie ist aber für unser Thema ebenso hinderlich. Adorno
erhoffte sich nämlich von Benjamins
Passagenwerk, wie er ihm im August 1935
schrieb, „eine Restitution der Theologie oder lieber
eine Radikalisierung der
Dialektik bis in ihren theologischen Glutkern hinein“, was „zugleich eine
äußerste Schärfung des gesellschaftlich-dialektischen, ja des ökonomischen
Motives bedeuten“ müsse. (BW 1, 143) An und mit Benjamin wird so Ador-
nos Suche nach einer materialistischen Konkretion
von Theologie deutlich,
die nicht minder eine theologische Schärfung des Materialismus sein soll.
65
Diese Verschlingung von Materialismus und Theologie wird in jedem Kapi-
tel dieser Studie wiederkehren. Dabei tauschen beide jedoch gelegentlich die
Rollen wie der „bucklige“ Zwerg (die Theologie) und die von ihm heimlich
gesteuerte Schachpuppe (der historische Materialismus) in Benjamins erster
Geschichtsthese. (vgl. GS I.2, 693) Auch Scholem bestätigt Adornos Interesse
am theologischen Benjamin: „Zu dem guten Geiste, der über den Begegnun-
gen von Adorno und mir waltete, trug mehr als die Herzlichkeit der Aufnahme
die nicht geringe Über raschung bei, die sein Verständnis für das fortwirkende
theologische Element in Benjamin in mir auslöste.“
66
Die Quelle dieses „Ele-
62
Vgl. auch Matz.
Mystik und Geschichte.
63
Nach diesem für Benjamin biographisch sinnvollen Muster verfahren etwa die Kapitel „Scho-
lem und die Theologie“ bzw. „Adorno und die Dialektik“ in: Kramer.
Walter Benjamin zur Ein-
führung. S. 35–40 bzw. 124–130. Freilich hat die weitere Forschung diese Teilung in vielfältiger
Weise aufgelöst. Vgl. Küpper/Skandries.
Rezeptionsgeschichte. S. 36.
64
Vgl. Schwartz.
From Broken Speculation to Accounts of Eternity. S. 132.
65
Vgl. Claussen.
Theodor W. Adorno. S. 119.
66
Scholem.
Walter Benjamin – die Geschichte einer Freundschaft. S. 267 f.