Die Kapitel 2 bis 7 vertiefen die in Kapitel 1 als Übersicht knapp dargestellten
Gesichtspunkte:
1
Was ist Informatik? Eine Darstellung der Informatik als Wissenschaft
2
Die Bildungsziele: Die Stellung der Informatik im Hinblick auf die allgemeinen
Ziele des Maturitätsanerkennungsreglements (MAR)
3
Informatikdenken in anderen Disziplinen: Die Rolle der Informatik in der heu
tigen wissenschaftlichen und technischen Welt
4
Informatik und Mathematik: Die privilegierte Beziehung zwischen diesen beiden
eigenständigen Wissenschaften
5
Konzepte und Inhalte eines Fachs Informatik: Die Bildungselemente der Infor
matik
6
Informatik, ICT und Medienbildung: Die Beziehung der Informatik zu ihren An
wendungen und zum Computer als Medium, mit Blick auf alle Schulstufen
Jedes dieser Kapitel beginnt mit einem zusammenfassenden Lead. Am Schluss jedes
Kapitels werden dessen wesentliche Botschaften als Thesen zusammengefasst.
Die Hasler Stiftung startete das Projekt «Informatik in der Bildung» im Januar
2010. Nach einer Vorarbeit der Herausgeber wurden in einem Workshop mit Fach
vertretern der Informatik im Herbst 2010 die Argumentationslinien erarbeitet.
Sechs Arbeitsgruppen, deren Mitglieder als Autoren für die Kapitel 2 bis 7 zeichnen,
vertieften diese anschliessend. In einem zweiten Workshop in der Romandie wurde
die Argumentationskette nochmals diskutiert und verifiziert, sodass das vorliegen
de Dokument mit der Informatikfachwelt abgestimmt ist.
Die Herausgeber danken der Hasler Stiftung für die umfassende Unterstützung
dieses Projekts und der Geschäftsstelle, dem Geschäftsleiter Paul Kleiner und der
Projektleiterin Beate Kuhnt für die stetige Beratung und Hilfe in allen inhaltlichen
und administrativen Belangen. Sie danken ferner den Kollegen, die an den zwei
Workshops teilgenommen haben, besonders aber den Mitautoren der vertiefenden
Kapitel.
Die Herausgeber
Jürg Kohlas
Jürg Schmid
Carl August Zehnder
12
informatik@gymnasium
1
Argumente
für Informatik am Gymnasium
Jürg Kohlas
Jürg Schmid
Carl August Zehnder
15
Argumente
Warum gehört die Informatik als eigenständiges und obligatorisches Fach an das
Gymnasium? Um diese Frage beantworten zu können, muss man zunächst Informa
tik als wissenschaftliche Disziplin verstehen können. Dazu muss man sich von der
Vorstellung lösen, dass es genügt, die aktuell verfügbaren Anwendungsprogramme
auf Personal Computern, Laptops und weiteren neuen Geräten der Informations
und Kommunikationstechnologie einsetzen zu können. Es reicht auch nicht, Com
puter und Internet als Gegenstand der Medienkunde kennenzulernen.
In Kapitel 1.2 wird die Informatik als eigenständige wissenschaftliche Disziplin
vorgestellt; auf den folgenden Seiten werden die Argumente für ein Grundlagen
fach Informatik am Gymnasium im Einzelnen entwickelt und dargestellt. Bereits
hier sollen aber die vier Hauptargumente in einer Übersicht und als Leitfaden vor
gestellt werden, die sich aus vier unterschiedlichen Perspektiven ergeben:
1 Gesellschaftliche Perspektive
Die heutige und zukünftige Gesellschaft beruht in zunehmendem Ausmass auf
der Informations und Kommunikationstechnologie. Die wissenschaftliche
Grundlage dieser Technologie bildet die Informatik. Um diese Informationswelt
zu verstehen und in ihr bestehen zu können, muss man ihre Grundlage, die
Informatik, kennen (Kapitel 1.3).
2 Bildungsperspektive
Das Maturitätsanerkennungsreglement (MAR) von 1995 führt als wichtige Bil
dungsziele die Vorbereitung auf das Hochschulstudium und auf die Bewältigung
anspruchsvoller Aufgaben in der Gesellschaft auf. Diese Ziele können nicht
mehr ohne den Erwerb grundlegender Kenntnisse in Informatik erreicht werden
(Kapitel 1.4).
3 Wissenschaftsperspektive
Informatische Modelle bilden heute in fast allen Wissenschaftsdisziplinen ne
ben Theorie und Experiment wichtige Elemente der Lehre und Forschung. Eine
1.1
Die Hauptargumente
16
Argumente
Schulung in konstruktivem Informatikdenken ist eine notwendige Vorausset
zung, um solche Modelle sinnvoll zu nutzen und kreativ selber zu gestalten
(Kapitel 1.5).
4 Konkurrenzperspektive
Mathematik und Informatik sind in gewissen Teilgebieten eng verzahnt. Infor
matik ist aber nicht einfach ein Teilgebiet der Mathematik und arbeitet mit
eigenen Methoden. Es ist Aufgabe der Informatik, die konstruktiven Aspekte
abstrakter Prozesse sichtbar zu machen und damit eine Brücke zur technischen
und ingenieurwissenschaftlichen Welt zu schaffen (Kapitel 1.6).
Die Informatik ist im Vergleich mit den etablierten klassischen Fächern des Gym
nasiums sehr jung. Nichtsdestoweniger umfasst die wissenschaftliche Disziplin In
formatik heute bereits eine Fülle grundlegender und gesicherter Konzepte und
Prinzipien, die auch in der rasanten Entwicklung der Informations und Kommuni
kationstechnologie eine stabile Basis zu deren Verständnis und sinnvollen Nutzung
bilden. Damit qualifiziert sich die Informatik zu einem Schulfach, das auf lang
fristig gültigen Erkenntnissen beruht. Im Kapitel 1.7 wird der Inhalt eines Grund
lagenfachs Informatik vorgestellt.
Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Informatik im Gymnasium. Es sei aber
darauf hingewiesen, dass entsprechende Überlegungen auf die obligatorischen
Schulstufen auszuweiten sind, denn letztlich muss ein Schulfach dieser Bedeutung
im Gesamtkontext der allgemeinen Schulbildung gesehen werden. Dazu wird auf
Kapitel 7 verwiesen.
Abb.1
Argumentation aus vier Perspektiven
Gesellschaftliche Perspektive
«Wir leben in einer Informationsgesellschaft»
Bildungsperspektive
«Informatik erfüllt die Bildungsziele des MAR»
Konkurr
enzperspektive
«Inf
orm
atik un
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Wissen
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Informatik im Gymnasium
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