Kirchengeschichte (Historia ecclesiastica)


Hinterlistige Umtriebe des Eusebius und seiner Partei gegen den heiligen Eustathius, Bischof von Antiochien



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21. Hinterlistige Umtriebe des Eusebius und seiner Partei gegen den heiligen Eustathius, Bischof von Antiochien
Eusebius hatte also, wie bereits erwähnt, auch den Stuhl von Konstantinopel auf gewaltsame Weise an sich gebracht1. Sobald er aber hierdurch eine größere Macht erlangt hatte und, nahe beim Kaiser weilend, durch den häufigeren Umgang mit demselben freimütiger und zuversichtlicher geworden war, da traf er seine hinterlistigen Veranstaltungen gegen die Verteidiger der Wahrheit. Zunächst stellte er sich, als hätte er ein großes Verlangen, Jerusalem zu sehen. Und nachdem er hierdurch den Kaiser berückt hatte, als ob er das berühmte Bauwerk in Augenschein nehmen wollte, reiste er unter den größten Ehrenbezeigungen ab, indem ihm der Kaiser Pferde und Wagen und die sonstige Reiseausrüstung zur Verfügung stellte. Mit ihm reiste auch Theogonius von Nizäa, der, wie wir schon früher erwähnten, der Genosse seiner bösen Pläne war.
In Antiochien fanden sie, da sie sich mit dem Schein der Freundschaft umgaben, die denkbar freundlichste Aufnahme; denn der Vorkämpfer der Wahrheit, der große Eustathius, erwies ihnen in jeder Beziehung ein brüderlich wohlwollendes Entgegenkommen. Als sie aber die heiligen Stätten erreicht hatten und dort ihre Gesinnungsgenossen zu Gesicht bekamen, den Eusebius von Cäsarea, Patrophilus von Scythopolis, Aëtius von Lydda, Theodotus von Laodicea und alle die anderen, welche von dem Aussatz des Arius angesteckt waren: da deckten sie ihre geheimen Absichten auf und kehrten mit ihren (eben genannten) Gesinnungsgenossen nach Antiochien zurück. Als Vorwand für das Mitreisen der übrigen Bischöfe diente die Ehre der Begleitung, der geheime Zweck aber bestand in dem Kampf gegen die fromme Rechtgläubigkeit. Sie dingten nämlich eine buhlerische Frauensperson, die ihre jugendlichen Reize öffentlich um Geld feilbot, und überredeten sie, ihnen ihre Zunge mietweise zu überlassen. Hierauf traten sie zum Gericht zusammen. Nachdem sie alle anderen hatten hinausgehen lassen, führten sie die unglückselige Frauensperson herein. Diese zeigte ein säugendes Kindlein und behauptete, dasselbe aus dem Umgang mit Eustathius empfangen und geboren zu haben und nannte ihn laut einen schamlosen Menschen. Da forderte sie dieser, der die offenbar stattgefundene Bestechung durchschaute, auf, einen etwaigen Mitwisser der Sache, wenn sie einen solchen habe, öffentlich vorzuführen. Als sie erwiderte, daß sie keinen Zeugen für ihre Anklage habe, legten ihr diese äußerst gerechten Richter einen Eid auf, obschon das Gesetz ausdrücklich vorschreibt, daß eine Aussage nur auf zwei oder drei Zeugen hin für wahr gelten solle, und obwohl der Apostel ganz deutlich bestimmt, daß man auch gegen einen Priester eine Anklage ohne zwei oder drei Zeugen nicht annehmen dürfe. Allein diese Verächter der göttlichen Gesetze nahmen gegen einen so hervorragenden Mann eine Anklage ohne alle Zeugen an. Nachdem jene ihrer Behauptung den Eidschwur beigefügt und laut beteuert hatte, daß das Kind ganz bestimmt von Eustathius sei, da fällten diese wahrheitsliebenden Männer schließlich über Eustathius wie über einen buhlerischen Menschen ihren Urteilsspruch. Weil jedoch die anderen Bischöfe — es waren nämlich nicht wenige zugegen, die für die apostolischen Satzungen einstanden und von den hinterlistigen Anschlägen gar nichts wußten — offen widersprachen und nicht zulassen wollten, daß der große Eustathius jenem gesetzwidrigen Urteil sich unterwerfe, so eilten die Veranstalter der Untat auf dem kürzesten Wege zum Kaiser und redeten ihm ein, daß die Anklage wahr und das Absetzungsurteil gerecht sei, und bewirkten, daß der Kämpfer für Wahrheit und Enthaltsamkeit wie ein buhlerischer und herrschsüchtiger Mensch in die Verbannung geschickt wurde.

22. Die nach dem Weggang des heiligen Eustathius in Antiochien aufgestellten häretischen Bischöfe
Dieser wurde also durch Thrazien in eine Stadt Illyriens abgeführt. Jene aber weihten an seiner Stelle zuerst den Eulalius. Derselbe lebte jedoch nur mehr kurze Zeit. Darauf wollten sie den Eusebius aus Palästina dorthin versetzen. Da aber dieser selbst die Versetzung nicht wünschte und der Kaiser sie untersagte, so wählten sie den Euphronius. Als auch dieser starb (er lebte nämlich nur mehr ein Jahr und wenige Monate nach der Weihe), übergaben sie den Stuhl jener Kirche dem Flacitus. Diese alle aber waren in gleicher Weise insgeheim mit dem Aussatz des Arius behaftet. Daher sonderten sich die meisten von denjenigen, welche am wahren Glauben festhalten wollten, aus der Geistlichkeit sowohl wie aus dem Volke, von den kirchlichen Zusammenkünften ab und hielten für sich getrennte Versammlungen. Diese nannte man allgemein Eustathianer, weil sie sich nach dem Weggang des Eustathius zu einer Partei zusammengeschlossen hatten. Jene unglückselige Frauensperson aber ward von einer schweren und langwierigen Krankheit befallen; da offenbarte sie die Umtriebe und deckte die Tragödie auf, indem sie nicht nur zweien oder dreien, sondern sehr vielen Priestern die geheimen Anschläge mitteilte. Sie bekannte nämlich, daß sie um des Geldes willen jene verleumderische Anklage gewagt habe. Doch sei ihr Eid nicht ganz und gar falsch; denn ihr Kind sei tatsächlich von einem Eustathius gewesen, aber von einem Kupferschmied dieses Namens.
Solch verwegene Taten wurden also in Antiochien von jener so edlen Partei unternommen.

23. Die Bekehrung der Indier1
Bei den Indiern ging um diese Zeit das Licht der Gotteserkenntnis auf. Da nämlich die Tapferkeit und christliche Gesinnung des Kaisers allenthalben gerühmt wurde und die barbarischen Völkerschaften ringsum, durch Erfahrung klug geworden, den Frieden dem Kriege vorzogen, so verkehrten alle furchtlos miteinander, und viele unternahmen weite Reisen, die einen im Dienste der Wissenschaft, die anderen des Handels wegen. Damals begab sich nun ein gewisser Tyrier, der mit der auswärtigen (griechischen) Wissenschaft vertraut war, getrieben von dem Verlangen, das ferne Indien kennen zu lernen, mit zwei Jünglingen, seinen Neffen, auf die Reise. Nachdem er sein Verlangen gestillt hatte, kehrte er auf dem Seewege wieder zurück. Als aber ihr Schiff in einen Hafen einlief, um sich mit Wasser zu versorgen, da fielen die Barbaren über sie her, töteten die einen und machten die anderen zu Sklaven. Auch jener Tyrier befand sich unter den Ermordeten, die Jünglinge aber wurden vor den König geführt. Der eine von ihnen hieß Ädesius, der andere Frumentius. Als der Beherrscher jenes Landes sie nach längerer Prüfung als klug erkannte, betraute er sie mit der Sorge für sein Hauswesen. Wenn aber jemand das Gesagte nicht glauben will, so möge er an die Geschichte Josephs und an das ägyptische Reich denken; dazu möge er sich des Propheten Daniel erinnern und jener drei Kämpfer für das Gesetz Gottes. Denn auch diese waren zuerst Gefangene, erlangten aber später die Herrschaft in Babylon. Nachdem dann der König gestorben, blieben sie auch bei dem Sohne desselben und wurden noch größerer Ehre teilhaftig. Da sie aber im christlichen Glauben erzogen waren, so hielten sie die dorthin kommenden Kaufleute an, ihre gottesdienstlichen Versammlungen nach römischer Sitte zu feiern.
Nachdem so eine längere Zeit verflossen war, traten sie eines Tages vor den König und verlangten von ihm als Lohn für ihr Wohlverhalten die Erlaubnis zur Rückkehr in das Land ihrer Geburt. Als sie diese erhalten hatten, reisten sie in das Gebiet der Römer. Ädesius begab sich nach Tyrus1, Frumentius aber stellte den Eifer für die Sache Gottes höher als das Wiedersehen der Eltern; er wandte sich nach Alexandrien und benachrichtigte den Vorsteher der Kirche, wie lebhaft die Indier nach dem Empfang des geistigen Lichtes verlangten. Das Steuerruder jener Kirche führte damals Athanasius. Als dieser seinen Bericht vernommen hatte, sprach er: „Und wer könnte besser als du bei jenem Volke die Finsternis der Unwissenheit verscheuchen und das Licht der göttlichen Predigt ihm bringen?“ Nach diesen Worten erteilte er ihm die hohepriesterliche Weihe und entsandte ihn zur Bekehrung jenes Volkes. Dieser verließ hierauf sein Vaterland, achtete auch nicht auf die Gefahren der weiten Seereise, kam glücklich zu dem noch heidnischen Volke und predigte demselben mit Eifer und unter dem Beistand der göttlichen Gnade den christlichen Glauben. Gleich den Aposteln wußte er nämlich mit Wundertaten diejenigen zu gewinnen, welche seinen Worten zu widersprechen wagten, und indem die Wunderkraft für seine Worte Zeugnis ablegte, führte sie täglich sehr viele dem Christentum zu.

24. Die Bekehrung der Iberer zum wahren Glauben
Den Indiern wurde also Frumentius Führer zur Erkenntnis Gottes. Die Iberer aber brachte um dieselbe Zeit eine kriegsgefangene Frau zur Wahrheit. Diese oblag nämlich beständig dem Gebete. Als Ruhestätte und weiches Lager diente ihr ein auf den Boden hingebreiteter Sack, als kostbarste Speise betrachtete sie das Fasten. Solche Selbstpeinigung verschaffte ihr apostolische Gnadengaben. Da nämlich die Barbaren aus Mangel an ärztlichen Kenntnissen gewohnt sind, im Falle einer Erkrankung einander aufzusuchen und jene, die schon krank gewesen und wieder von ihrem Übel genesen sind, um die Art und Weise ihrer Heilung zu fragen: so kam auch zu jener lobwürdigen Frau ein gewisses Weib mit einem kranken Kinde und mit dem innigen Verlangen, zu erfahren, was zu tun sei. Jene nahm nun das Kind, legte es auf ihr Bett und flehte zum Schöpfer des Weltalls um Erhörung und Heilung der Krankheit. Gott nahm die Bitte gnädig auf und gewährte die Gesundheit. Infolge dieses Ereignisses wurde die wunderbare Frau sehr berühmt. Selbst der Gemahlin des Königs blieb der Vorfall nicht verborgen. Diese schickte sofort nach ihr, weil sie auch selbst von einem schweren Leiden bedrängt war. Da aber jene demütigen Sinnes war, so wollte sie der Bitte der Königin nicht willfahren. Diese jedoch wollte, von der Not getrieben, auf ihre königliche Würde nicht weiter Rücksicht nehmen, sondern eilte selbst zu der Gefangenen hin. Letztere hinwiederum legte auch sie auf ihr unansehnliches Ruhebett und wandte als wirksames Heilmittel gegen die Krankheit das Gebet an. Für die erfolgte Heilung bot ihr sodann die Königin einen nach ihrem Dafürhalten wertvollen Lohn, Gold und Silber, Kleider und Mäntel und was dergleichen Geschenke königlicher Freigebigkeit mehr sind. Die heilige Frau erwiderte jedoch, solcher Dinge bedürfe sie nicht, dagegen würde sie es für einen großen Lohn halten, wenn sie (die Königin) die christliche Wahrheit kennen lernen wollte; und dann setzte sie ihr so gut wie möglich die göttlichen Lehren auseinander und mahnte sie, Christo, der sie gesund gemacht, ein Heiligtum zu errichten. Nachdem die Königin diese Worte vernommen, kehrte sie zum Palaste zurück. Sie versetzte sofort ihren Gatten ob der plötzlichen Heilung in lebhaftes Erstaunen; alsdann erzählte sie ihm von der Macht des Gottes der Gefangenen und legte ihm ans Herz, diesen allein als Gott anzuerkennen, ihm einen Tempel zu bauen und das ganze Volk dem Dienste desselben zuzuführen. Doch der König lobte und pries zwar das an seiner Gattin geschehene Wunder; von einem Tempelbau aber wollte er nichts wissen.
Kurze Zeit hernach begab er sich auf die Jagd. Da geschah es, daß der Herr in seiner Güte gegen die Menschen ihn selbst erjagte, so wie einst den Paulus. Es überfiel ihn nämlich plötzlich eine Finsternis und ließ ihn nicht weiter gehen. Während seine Jagdgenossen sich des Lichtes erfreuten wie sonst, war er allein behindert und in die Fesseln der Blindheit geschlagen. So konnte er den Weg zur Jagd nicht fortsetzen, fand aber dafür den Weg zum Heile. Sofort gedachte er nämlich seines Unglaubens, rief den Gott der Gefangenen als Helfer an und wurde so von der Finsternis (der Blindheit) wieder befreit. Und nun begab er sich zu jener ruhmwürdigen Gefangenen und bat sie, ihm den Plan des aufzuführenden Gebäudes mitzuteilen. Und derjenige, der dem Beseleel die Kunst des Bauens verliehen1, gewährte auch ihr die Gnade, daß sie eine Zeichnung für den Tempel Gottes entwerfen konnte. Sie fertigte also den Plan, andere aber gruben und bauten. Nachdem der Bau vollendet und das Dach aufgesetzt war und nur noch die Priester fehlten, da fand jene bewunderungswürdige Frau auch hier wieder Mittel und Wege. Sie redete nämlich dem Fürsten des Volkes zu, an den römischen Kaiser eine Gesandtschaft abzuordnen mit der Bitte, ihnen einen Lehrer der christlichen Wahrheit zu senden. Dieser ging auf den Vorschlag ein und schickte die Gesandten. Als der Kaiser — es war dies Konstantin, der wärmste Förderer der christlichen Wahrheit — den Gegenstand ihrer Bitte vernahm, empfing er die Gesandten mit der größten Freundlichkeit und schickte dem Volke als Verkündiger der wahren Gotteserkenntnis einen Mann, der durch Glauben, Einsicht und tugendhaftes Leben ausgezeichnet und mit der hohenpriesterlichen Würde geschmückt war, zugleich mit sehr vielen Geschenken.
Eine solche Sorge wandte Konstantin denjenigen zu, die ihn darum baten. Aus freien Stücken aber nahm er sich der Jünger der christlichen Wahrheit in Persien an2. Als er nämlich erfuhr, daß sie von den Heiden vertrieben würden, und daß ihnen ihr König, ein Sklave des Irrtums, vielerlei Nachstellungen bereite, richtete er an denselben ein Schreiben, ermahnte ihn zur Annahme der christlichen Religion und forderte ihn auf, die Christen ehrenvoll zu behandeln. Am besten wird jedoch der Brief selbst den Eifer des Verfassers bezeugen.

25. Schreiben des Kaisers Konstantin an Sabor, den König der Perser, in Betreff der Sorge für das Volk Gottes3
„Wenn ich den göttlichen Glauben bewahre, nehme ich teil am Lichte der Wahrheit; wenn ich mich vom Lichte der Wahrheit leiten lasse, komme ich zur Erkenntnis des göttlichen Glaubens. Daraus ersehe ich, was auch die Tatsachen bestätigen, daß der so heilige Dienst Gottes ein Lehrmeister ist zur Erkenntnis des heiligsten Gottes. Ich bekenne offen, daß ich diesem Dienste Gottes ergeben bin. Im Kampfe gestützt auf die Macht dieses Gottes, habe ich, von den äußersten Grenzen des Ozeans angefangen, der Reihe nach den ganzen Erdkreis durch sichere Hoffnung auf Rettung aufgerichtet, so daß alle Länder, welche unter der Knechtung so furchtbarer Tyrannen schmachteten und, täglichem Unheil preisgegeben, dahinsiechten, durch ihre Teilnahme an der allgemeinen Besserung der staatlichen Verhältnisse gleichsam wie durch eine ärztliche Behandlung zu neuem Leben erweckt wurden. Diesen Gott verehre ich, sein Zeichen trägt mein gottgeweihtes Heer auf den Schultern, und wohin immer die Sache des Rechtes ruft, dahin zieht es, und sofort erhalte ich auch in den herrlichsten Siegen desselben den Dank dafür. Diesen Gott ehre ich, wie ich offen bekenne, durch immerwährendes Andenken an ihn; von diesem Gott erkenne ich ganz klar mit reinem und lauterem Sinn, daß er in der höchsten Höhe wohnt.
Diesen rufe ich auf den Knien liegend an, fliehe alles verabscheuungswürdige Blut, alle widrigen und abscheulichen Düfte und meide alles irdische Licht; denn mit all dem befleckt hat der gottlose und schändliche Irrtum viele Völker und ganze Geschlechter zugrunde gerichtet und der Unterwelt überliefert. Was nämlich der Gott des Weltalls aus Fürsorge für die Menschen und aus Liebe zu ihnen und zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse ins Dasein gerufen hat, das läßt er keineswegs nach der Lust des einzelnen gebrauchen oder mißbrauchen, sondern er verlangt von den Menschen ein ganz reines Herz und eine ganz makellose Seele und beurteilt darnach die Handlungen der Tugend und Frömmigkeit. Denn er freut sich an Werken der Güte und Milde, hat die Sanftmütigen gern, die Unruhigen haßt er, er liebt den Glauben und straft den Unglauben, stürzt jede mit Anmaßung verbundene Gewalt, züchtigt den Stolz der Übermütigen; die im Dünkel sich überheben, vertilgt er von Grund aus, die Demütigen und Geduldigen aber belohnt er nach Verdienst. So schätzt er auch eine gerechte Herrschaft gar hoch und macht sie stark durch seine Hilfe und nimmt den klugen Sinn des Königs in seinen Schutz durch Gewährung von Ruhe und Frieden.
Ich glaube mich nicht zu irren, mein Bruder, wenn ich bekenne, daß dieser Gott ist und Urheber und Vater von allem, den viele von unseren Kaisern, in wahnsinnigen Irrtümern befangen, zu leugnen unternommen haben. Aber sie alle hat zur Strafe hierfür ein so schreckliches Ende hinweggerafft, daß das ganze spätere Menschengeschlecht denen, die je Ähnliches anstreben möchten, statt eines anderen abschreckenden Beispieles nur deren unglückseliges Schicksal vor Augen stellen wird. Einer von diesen ist, glaube ich, jener gewesen, den der göttliche Zorn wie ein Sturmwind von hier hinweggeführt und Euerem Lande überliefert hat, daß er das bei Euch befindliche vielbesprochene Siegeszeichen abgebe als Zeichen seiner Schmach1.
Es hat sich jedoch, wie es scheint, gut gefügt, daß auch in unserer Zeit die Rache sich an solchen Frevlern offen gezeigt hat. Ich sah nämlich selbst das Ende derjenigen, welche vor kurzem erst das gottgeweihte Volk durch ihre ruchlosen Anordnungen in Schrecken versetzt haben. Darum sei auch Gott inniger Dank dafür, daß durch die Fügung seiner weisen Vorsehung das ganze Menschengeschlecht, soweit es das Gesetz Gottes beobachtet, sich freuen und jubeln kann, da ihm der Friede wieder zurückgegeben ist. Ich bin daher auch selbst der festen Überzeugung, daß alles aufs beste und sicherste bestellt ist, wenn Gott sich würdigt, durch die reine und bewährte Religion dieser Menschen alle infolge ihrer gemeinsamen Anschauung in göttlichen Dingen um sich zu sammeln.
Wie sehr glaubst Du nun wohl, daß ich mich freue, da ich vernehme, es seien auch in Persien die herrlichsten Landschaften weithin, ganz so wie ich es wünsche, mit einer Schar dieser Leute geziert — ich meine natürlich die Christen, zu deren Gunsten ja mein ganzes Schreiben verfaßt ist. Möge es denn Dir aufs allerbeste ergehen und ebenso aufs beste auch diesen! Wie Dir, so auch ihnen! Denn so wirst Du den Herrn der Welt Dir milde, gnädig und geneigt machen. Diese also empfehle ich Dir, weil Du so mächtig bist, eben diese lege ich in Deine Hände, weil Du auch durch Frömmigkeit ausgezeichnet bist. Diese liebe so, wie es Deiner Menschenfreundlichkeit entsprechend ist. Denn durch Deinen ehrlichen Schutz wirst Du Dir selbst und auch uns eine unbeschreibliche Wohltat erweisen.“
Eine so große Sorge widmete der beste Kaiser den Christen; er kümmerte sich nicht nur um seine eigenen Untertanen, sondern nahm sich nach Kräften auch um diejenigen an, welche einer fremden Herrschaft unterworfen waren. Dafür erfreute er sich aber auch seinerseits des besonderen göttlichen Schutzes, und während er über ganz Europa und Libyen und dazu über den größten Teil von Asien herrschte, waren ihm seine Untergebenen in Liebe zugetan und folgten gerne seiner Leitung. Ja sogar die barbarischen Völkerschaften waren ihm Untertan, die einen freiwillig, die anderen durch den Krieg dazu gezwungen; und allenthalben wurden Trophäen errichtet und wurde der Kaiser als Sieger gefeiert. Indessen haben dieses schon andere ausführlicher dargelegt und verherrlicht. Wir wollen uns daher auf die Geschichtserzählung beschränken, die wir uns zur Aufgabe gesetzt haben.
Der allberühmte Kaiser trug also in seinem Herzen den Eifer der Apostel, andere dagegen, welche des hohenpriesterlichen Amtes gewürdigt waren, wollten nicht nur nicht aufbauen, sondern unternahmen es sogar, die Grundfesten der Kirche zu zerstören. Denn sie haben diejenigen, welche diese Grundfesten mitsamt den apostolischen Lehren schützten, mit den verschiedenartigsten Verleumdungen angegriffen, abgesetzt und vertrieben. Ihre Eifersucht war nämlich nicht damit zufrieden, gegen den großen Eustathius jene berüchtigte Untat verübt zu haben, sie unternahmen es vielmehr, noch ein weiteres sehr starkes Bollwerk der christlichen Wahrheit zu untergraben und bedienten sich hierzu der mannigfachsten Kniffe. In Kürze will ich auch diese Tragödie so gut als möglich erzählen.

26. Die gegen den heiligen Athanasius geschmiedeten Umtriebe
Als der bewunderungswürdige greise Alexander, der die gottlose Lehre des Arius verurteilt hatte, fünf Monate nach der Synode von Nizäa sein Leben beschloß, übernahm den Vorsitz der Kirche von Alexandrien Athanasius, ein Mann, der von Jugend auf in den göttlichen Wissenschaften erzogen worden war und auf jeder Stufe der kirchlichen Hierarchie sich ausgezeichnet hatte. Er hatte auf der großen Synode den Kampf für die apostolischen Lehren aufgenommen und dafür von den Verteidigern der Wahrheit allerdings Lob, von den Gegnern dagegen als deren Widersacher Haß und Feindschaft geerntet. Er war der Begleiter des großen Alexander, ein Jüngling zwar an Jahren, aber der erste in der Reihe der Diakonen. Da nun diejenigen, welche den eingebornen Gott zu bekämpfen beschlossen hatten, seinen Eifer für die Wahrheit aus eigener Erfahrung kannten, so betrachteten sie jetzt auf die Kunde hin, daß das Steuer der alexandrinischen Kirche in seine Hände gelegt sei, seine Regierung als das Ende ihrer Gottlosigkeit. Deshalb ersannen sie folgende Arglist.
Jener Melitius, den die nizänische Synode abgesetzt hatte, hielt auch weiterhin die Thebais und die angrenzenden Teile von Ägypten beständig in Unruhe und Verwirrung. Die Arianer bestachen nun einige von seinen Parteigängern, damit so die Anschuldigung nicht von vorneherein Verdacht errege, und bewogen sie, zum Kaiser zu eilen und die verleumderische Anklage zu erheben, daß Athanasius in Ägypten Steuern einhebe und das eingehende Geld einem gewissen Menschen übergebe, der nach der Herrschaft strebe. Und indem sie so die Ohren des Kaisers betörten, nötigten sie den Athanasius, nach Konstantinopel zu kommen. Dieser kam, bewies die vollständige Grundlosigkeit der Anschuldigung und erhielt die von Gott ihm anvertraute Kirche wieder zurück. Es bezeugt dieses auch der Kaiser in einem Schreiben an die alexandrinische Kirche, dessen Schluß ich meinem Werke hier einfügen will.

27. Schreiben des Kaisers Konstantin an die Alexandriner
„Nichts vermochten die Ruchlosen gegen Eueren Bischof. Glaubt mir das, meine Brüder! Sie sind um nichts anderes besorgt, als daß sie unsere Zeiten mit Bedrängnissen anfüllen und selbst in diesem Leben keine Zeit zur Buße mehr haben. Helfet Euch darum selbst, so bitte ich, pfleget Euere gegenseitige Liebe, verfolget mit aller Kraft diejenigen, welche Euch das Glück der Eintracht rauben wollen, und liebet Euch selbst im Aufblick zu Gott! Ich habe nämlich Eueren Bischof Athanasius freundlich aufgenommen und begrüßt wie einen Mann, von dem ich überzeugt bin, daß er ein Mann Gottes ist1.“

28. Neue Verfolgungen des Athanasius
Indessen wurden die Ruchlosen auch durch diesen Mißerfolg nicht beschämt und zur Umkehr bewogen; sie ersannen vielmehr eine neue Freveltat, dergleichen noch keiner der alten Tragödien- oder Komödiendichter je ausgedacht hat. Sie warben nämlich neuerdings Ankläger aus derselben Partei und sandten sie zum Kaiser mit der bestimmten Behauptung, der gewandte Verteidiger der Tugend habe viele unaussprechliche Missetaten zu verüben gewagt. Als Führer dienten ihnen Eusebius, Theogonius und Theodor von Perinth (Perinth heißt jetzt Heraklea), welche erklärten, solche Dinge seien nicht zu ertragen, ja nicht einmal anzuhören. Sie redeten dem Kaiser zu, in Cäsarea in Palästina, wo die Übelgesinnten in der Mehrheit waren, eine Synode zu versammeln und dort über den Athanasius aburteilen zu lassen. Der Kaiser folgte ihnen als Bischöfen, denn von ihren hinterlistigen Absichten hatte er keine Ahnung, und gab den Befehl, daß es so geschehe. Doch der heilige Athanasius, der die schlimme Gesinnung der Richter durchschaute, kam nicht zu der Versammlung. Daraus entnahmen sie nun noch weiteren Anlaß zu falschen Anschuldigungen; und nachdem sie den Kampf gegen die Wahrheit einmal begonnen hatten, klagten sie ihn zu den sonstigen Verbrechen auch noch der Herrschsucht und Widersetzlichkeit an. Und sie sahen sich in ihrer Hoffnung durchaus nicht getäuscht. Denn der sonst so sanftmütige Kaiser wurde durch ihre Aussagen so erbittert, daß er an Athanasius ein Schreiben richtete, worin er seinem Unwillen Ausdruck verlieh und ihm befahl, nach Tyrus zu kommen. Dorthin hatte er nämlich inzwischen die Synode verlegt, da er nach meinem Dafürhalten vermutete, Cäsarea möchte dem Athanasius wegen des dortigen Bischofs von vornherein verdächtig sein. Er richtete aber auch an die Synode ein Schreiben, wie es für einen durch Frömmigkeit und Rechtgläubigkeit ausgezeichneten Mann geziemend war. Es lautet folgendermaßen.

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