Seminar für allgemeine pädagogik


Das Sechsfunktionenschema der Kommunikation nach Delhees



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5.2 Das Sechsfunktionenschema der Kommunikation nach Delhees


Literatur

Delhees, K.: Soziale Kommunikation. Psychologische Grundlagen für das Miteinander in der modernen Gesellschaft. Opladen 1994.

Weder die Palo-Alto-Gruppe noch ethnomethodologische Forscher rezipierten die Sprachtheorie Bühlers, die 20 Jahre zuvor veröffentlicht wurde. Das mag damit zu­sammenhängen, daß Fachpublikationen, die in Deutschland bzw. Österreich in den dreißiger Jahren erschienen waren, auf Grund des Nationalsozialismus kaum Rezeptions­chancen im angloamerikanischen Sprachraum hatten. Bühler lehrte in Wien und war mit dem „Anschluß“ Österreichs an Hitler-Deutschland gezwungen, in die USA zu emigrieren. Bühlers Sprachtheorie wurde in der deutschsprachigen Nachkriegs­psychologie eigentlich erst in den siebziger Jahren wiederentdeckt von Psychologen, die sich mit Kommunikationstheorie beschäftigen. Dazu gehören Karl Delhees und Friedemann von Thun.

Karl H. Delhees (1994, S. 31) gelangt auf Grund einer Funktionsanalyse der bestehen­den Kommunikationstheorien zu dem Ergebnis, daß in ihnen die Vielfalt der Beziehungen, in die Kommunikation eingebettet ist, nicht hinreichend zum Ausdruck gebracht werden könne. Das gelte für die Theorie Bühlers ebenso wie für die Theorien Watzlawicks und Schulz’ von Thun. Delhees kommt zu einer „Synthese der verschiedenen Ansätze zu einer Plurifunktionalität der Kommunikation“, die sechs Funktionen umfaßt:



  1. Kommunikation stellt Sachinhalte her.

  2. Kommunikation richtet einen Appell an den Empfänger.

  3. Kommunikation liefert Erläuterungen, Interpretationen, wie etwas gemeint ist.

  4. Kommunikation betont die interaktive Beziehung zwischen Sender und Empfänger.

  5. Kommunikation drückt die eigene Haltung zum Empfänger aus.

  6. Kommunikation orientiert sich am Stil (Delhees 1994, S. 32 f.).

Dieses Sechsfunktionenschema der Kommunikation von Delhees ist ausgesprochen nützlich für die Beschreibung von Kommunikationsvorgängen. Im folgenden soll die Anwendbarkeit dieses Schemas am Beispiel der Geschichte "Das Roastbeef" (vgl. Abschnitt 1.3) unter Beweis gestellt werden. Es wird zunächst immer ein Zitat aus der Geschichte „Das Roastbeef“ vorangestellt. In eckigen Klammern folgt anschließend stichwortartig die Erläuterung des jeweils angesprochenen kommunikationstheoretischen Bezugselementes aus dem Sechsfunktionenschema .

  1. Sachinhalte: ...und sagte seiner Frau, daß er für morgen Mittag Herrn Stöhr zum Essen eingeladen habe. [(a) Inhaltsaspekt: Sachinformation; (b) indirekter Appell, das Mittagessen darauf einzurichten]

  2. Appell: Der Vater schoß einen warnenden Blick auf ihn ab: Blindgänger! [nonverbaler Appell an das Verhalten des Sohnes, sich gegenüber dem Gast so zu verhalten, ‘wie es sich gehört‘]

  3. Erläuterung: Hier bemerkte er, daß die Dimensionen seiner Portion doch etwas gewaltig ausgefallen waren, und er sagte abwehrend, entschuldigend: "Oh, so ein großes Stück." Aber Frau Farnbühler wollte das Peinliche der Situation beseitigen und meinte: "Aber bitte, das Stück ist gar nicht groß." Auch der Herr Direktor setzte in liebenswürdigster Gastfreundschaft hinzu: "Im Gegenteil, es ist sehr klein." [Die verbale Erläuterung ‘Oh, so ein großes Stück’ dient Herrn Stöhr zur Rechtfertigung der Tatsache, daß er sich ein unangemesen großes Fleischstück auf den Teller gelegt hatte; damit will er Realitätskontrolle signalisieren, die im visuellen Bereich offenbar nur unzureichend existiert. Um die Konvention zu wahren, konstruieren Hausfrau und Hausherr durch ihre eigene Erläuterungen ‘Aber bitte, das Stück ist gar nicht groß’ und ‘Im Gegenteil, es ist sehr klein’ eine Fiktion, die sie verzweifelt aufrecht zu erhalten suchen.]

  4. Beziehung: a) "Sie sind mein Lieblingsgemüse", meinte er ganz harmlos. b) In langen Sprüngen stürzte er zur Tür. [(a) positive Beziehung, Nähe; (b) negative Beziehung, Flucht]

  5. Ausdruck [zugleich Appell]: Der Vater mit dem Angstschweiß auf der Stirn: "Du sollst dich nicht immer an der Unterhaltung der Erwachsenen beteiligen, das habe ich dir schon hundertmal gesagt.“ ... Ihm, dem Herrn Direktor, war das Lachen auch schon in der Kehle, und sein Verweis gegen Fritz endete in einem vollkommen unsachgemäßen Meckern.

[a) nonverbal: Angst, b) verbal: dokumentierte Hilflosigkeit gepaart mit Komik, die darin besteht, daß der Vater eine Forderung aus dem Katalog der erzieherischen Alltagsroutinen vorträgt, womit Herrn Stöhr eine elterliche Reaktion auf unbotmäßiges Verhalten signalisiert wird; dabei weiß Herr F., daß sein Appell Unsinn ist; er versteht die Reaktion seines Sohnes durchaus, muß er sich doch selbst das Lachen verbeißen!]

  1. Stil: ...lebte mit seiner Frau in einem Zustand gelinder Abneigung, den man gemeinhin als glückliche Ehe zu bezeichnen pflegt. [Ironie des Erzählers]

Aufgabe: Versuchen Sie, die sechs Funktionen der Kommunikation nach Delhees auf die drei Sprachfunktionen Bühlers zurückzuführen!

Lösung:

  • Der Bühlerschen Darstellungsfunktion entsprechen bei Delhees Sachinhalte und Erläuterung;

  • der Bühlerschen Appellfunktion entsprechen bei Delhees Appell und Beziehung;

  • der Bühlerschen Ausdrucksfunktion entsprechen bei Delhees Ausdruck und Stil.

5.3 Das Selbstkonzept (Delhees, Satir, Ellis)


    Literatur

Delhees, K.: Soziale Kommunikation. Psychologische Grundlagen für das Miteinander in der modernen Gesellschaft. Opladen 1994.

Ellis, A.: Die rational-emotive Therapie. Das innere Selbstgespräch bei seelischen Problemen und seine Veränderungen. 5. Aufl. München 1993.

Satir, V.: Selbstwert und Kommunikation. Familientherapie für Berater und zur Selbsthilfe. München 1975.

5.3.1 Bedeutung des Selbstkonzepts für die Kommunikation in der Öffentlichkeit


Die Steuerung von Kommunikation, die Erwartungen, die man von sich selbst und anderen hat, werden in starkem Maße von dem Selbstkonzept des Kommunikanten bestimmt. Dieses Selbstkonzept kann stabil oder labil, entwickelt oder unterentwickelt, positiv oder negativ getönt sein. Menschen können gegenüber sich selbst eine starke oder schwache Form der Selbstkontrolle ausüben. Die Selbstwertschätzung kann stark oder nur schwach ausgeprägt sein. Obwohl die Art der Wirklichkeitskonstrukte, die wir im Alltag produzieren, in starkem Maße von der Art unseres Selbstkonzeptes abhängt, ist etwa in Watzlawicks Kommunikationstheorie vom Selbstkonzept relativ wenig die Rede. Eine gute Übersicht zum Begriff des „Selbst in der Kommunikation“ gibt Delhees (1994), dessen Darstellung ich in diesem Abschnitt folge.

Selbst - Selbstkonzept - Selbstwertschätzung: „Das Selbst ist das Bild, das ich mir aufgrund der Reaktionen der anderen auf mein Verhalten mache; es ist das Bewußtsein der eigenen Identität“ (Delhees 1994, S. 48). Wir können in diesem Zusammenhang auf den Symbolischen Interaktionismus zurückgreifen, der das Selbst des Menschen (die Identität) darstellt als einen Balanceakt zwischen den Normen der sozialen Welt, mir im Me ständig präsent sind, und den Reaktionen eines verborgenen Teils in mir, das I, von dem aus auch eigene Impulse ausgehen können. Meads „reaktive“ Vorstellung von Identität bedarf in vielerlei Hinsicht der Ergänzung und der Korrektur.

Das Selbst, die Identität, läßt sich persönlichkeitspsychologisch in einen kognitiven und einen emotionalen Anteil differenzieren. Die kognitive Komponente des Selbst wird Selbstkonzept, die emotionale Komponente des Selbst wird Selbstwertgefühl genannt. Das Selbstkonzept wird in starkem Maße bestimmt durch die Selbstwahrnehmung der eigenen Person in bezug auf Leistungen, Fähigkeiten, Aussehen, Durchsetzungsvermögen u.a.m. - jene Persönlichkeitsfaktoren, die der rationalen Reflexion zugänglich sind. Es ist einleuchtend, daß das Kommunikationsverhalten vom Selbstbild mitbestimmt wird. Es ist aber ebenso einleuchtend, daß dabei die emotionale Komponente, die Selbstwertschätzung, eine mindestens ebenso große Rolle spielt. Die eigene Selbstwertschätzung wird bestimmt durch mein Urteil über mich selbst. Sie ist im gewissen Sinne unabhängig von meiner tatsächlichen Leistungskapazität oder gesellschaftlichen Stellung - die größer oder geringer, höher oder niedriger sein kann -, sondern hat damit zu tun, in welchem Maße ich mich selbst (einschließlich möglicher Schwächen) akzeptiere, mir selbst vertraue und mich als wertvoll einschätze. Die Selbstwertschätzung kann positiv oder - im Fall der Dominanz von Selbstzweifeln, Unzufriedenheit, Ängsten - auch negativ sein. Es ist einleuchtend, daß die Selbstwertschätzung auch für meinen Kommunikationsstil bedeutsam ist.

Menschen nur dann zu schätzen, wenn sie ein hohes Selbstwert-Ideal besitzen, und menschliche Unvollkommenheiten als defizitär bzw. therapiebedürftig zu betrachten ist üblich geworden. Die amerikanische Familientherapeutin Virgina Satir hat die Selbstachtung, die ein Mensch sich selbst gegenüber zubilligt, mit einem vollen Pott bzw. leeren Pott verglichen. Sie stellt „gutes“ und „schlechtes“ Selbstbild gegenüber:

Integrität, Ehrlichkeit, Verantwortlichkeit, Leidenschaft, Liebe - alles strömt frei aus dem Menschen, dessen Pott voll ist. Er weiß, daß er etwas bedeutet und daß die Welt ein kleines Stückchen reicher ist, weil er da ist. Er glaubt an seine eigenen Fähigkeiten. Er ist fähig, andere um Hilfe zu bitten, aber er glaubt an seine eigene Entscheidungsfähigkeit und an die Kräfte in sich selbst. Weil er sich selber wertschätzt, kann er auch den Wert seiner Mitmenschen wahrnehmen und achten. Er strahlt Vertrauen und Hoffnung aus. Er hat seine Gefühle nicht mit Regeln belegt. Er akzeptiert alles an sich selbst als menschlich. [...]

Andere Menschen dagegen verbringen die meiste Zeit ihres Lebens im Zustand des fast leeren Potts [low-pot], weil sie sich selber wenig wert finden, erwarten sie von ihrem Mitmenschen, daß sie sie hintergehen, mit Füßen treten und verachten. Da sie immer das Schlimmste erwarten, beschwören sie es selbst herauf und bekommen es auch häufig. Um sich zu schützen und zu verteidigen, verstecken sie sich hinter einer Wand von Mißtrauen und versinken in den grausamen Zustand des Menschseins, der Einsamkeit und Isolation heißt. (Satir 1975, S. 39 f.)

Sich selbst akzeptieren können und sich selbst gut finden ist eine der wichtigsten therapeutischen Heilsbotschaften der sechziger und siebziger Jahre, die aus den USA weltweit verbreitet wurden. In einer harten Konkurrenzgesellschaft wie den USA, in der alles am persönlichen Erfolg gemessen wird, kommen zum Therapeuten vor allem jene Fälle in die Sprechstunde, die mit ihrem Ego in diesem Wettstreit unterliegen. Sicher ist es gut und wichtig, über Selbstwertgefühl zu verfügen. Aber die Ideologiesierung des Selbstwertes als einzigem Potential des Menschen - „Ich bin ich, und ich bin o.k.“ (Satir 1975. S. 48) - zeigt sich zumindest aus europäischer Sicht als einseitig, da andere Bindungen - seien sie sozialer, ästhetischer, geistiger oder kommunitärer Art – kaum ins Blickfeld gelangen. Es geht nur noch um das Ego, nur noch um das Auffüllen des eigenen „Potts“. Ziele wie „grenzenlose Freundlichkeit, grenzenloses Mitleiden, grenzenlose Mitfreude, grenzenloser Gleichmut“, die einer ganz anderen geistigen Einstellung entstammen (vgl. Lindenberg 1983, S. 47), haben hier kaum Platz. Daß man auch gut zurecht kommen kann mit sich selbst und mit seiner Umwelt, wenn man kein „Strahlemann“ sein will - der „Pott“ also nicht ständig gefüllt ist -, sollte an dieser Stelle jedenfalls festgehalten werden. Allerdings besteht eine Differenz zwischen der (möglicherweise vorhandenen) Selbstwertschätzung und der meist geringer ausgebildeten Fähigkeit, sich in der Öffentlichkeit als Person gut darzustellen.



Übung1: Jeder Seminarteilnehmer möge bitte auf einem Extrablatt Papier sich selbst mit drei Eigenschaften möglichst treffend kennzeichnen und diese drei Eigenschaften in eine Rangreihe bringen. Die Zettel werden anschließend eingesammelt und unter Wahrung der Anonymität der Teilnehmer vom Versuchsleiter ausgewertet.

    Ergebnis: Wenn man die an erster Stelle genannten Begriffe in positive, negative und neutrale Eigenschaften einteilt, auszählt und in ein Kategorienschema bringt, dann ist erstaunlich, daß ein nicht geringer Prozentsatz von Seminarteilnehmern an die erste Stelle eine eher negativ zu bewertende Eigenschaft setzt. Bei der Aussprache über das Experiment im Plenum werden dann verschiedene Gründe dafür ins Feld geführt. Vielfach und besonders von weiblichen Teilnehmern wird geäußert, daß man bei einer solchen Aufgabe sich selbst gegenüber der Gruppe nicht in den Vordergrund rücken möchte. Es wäre zu oberflächlich, dieses bemerkenswerte Ergebnis nur auf mangelnde Selbstwertschätzung zurückzuführen. Ich halte es eher für ein Zeichen von „Übersozialisation“. Zugunsten sozialer Angepaßtheit werden in der Öffentlichkeit Urteile über das eigene Selbst mit Zurückhaltung gefällt.

    Selbstsicheres Verhalten und irrationale Ideen: S.A. Rathus (zit. nach Delhees 1994, S. 72) nennt die folgenden neun „Äußerungsformen selbstsicheren Verhaltens“, die auch für die Gestaltung der Kommunikation Bedeutung haben:

  1. Selbstbewußtes Fordern

  2. Gefühlen Ausdruck verleihen

  3. Freundliche Begrüßung

  4. Meinungen widersprechen oder abwehren

  5. Fragen, warum man etwas tun soll

  6. Sich selbst loben

  7. Komplimenten zustimmen

  8. Gespräch abbrechen

  9. Anderen in die Augen sehen

    Auch an dieser Liste kann man Zweifel haben an dem zu Grunde gelegtem Konstrukt von „selbstsicherem Verhalten“; die einzelnen stehen in erster Linie für Dominanz; völlig ausgeblendet ist der soziale Aspekt von Selbstsicherheit, der als Grundlage von Humanität in der dialogischen Struktur (Ich-Du-Beziehung) unseres Selbst nicht ausgeblendet werden darf. Im folgenden soll das Problem der Selbstbewertung mit einer weiteren Übung von einer anderen Seite her beleuchtet werden.

    Übung 2: Die Seminarteilnehmer nehmen zu jenen zehn „Grundsätzen“ Stellung, die ihnen auf einem Blatt schriftlich vorgelegt werden, indem sie hinter jedem Statement gemäß einer vorgegebenen Fünf-Punkteskala die jeweils zutreffende Punktzahl schreiben (siehe folgende Abbildung).

Bitte nehmen Sie zu den nachfolgenden zehn „Grundsätzen“ Stellung, indem Sie hinter jedem Grundsatz entsprechend der Bewertungsskala die jeweils zutreffende Ziffer schreiben.

Bewertungskala: 1 = trifft vollkommen zu, 2 = trifft weitgehend zu, 3 = trifft teils zu teils nicht zu, 4 = trifft weitgehend nicht zu, 5 = trifft keinesfalls zu



Grundsätze

  1. Es scheint mir für jeden Erwachsenen absolut notwendig zu sein, von praktisch jeder anderen Person in seinem Umfeld geliebt oder anerkannt zu werden. ( )

  2. Man darf sich nur dann als wertvoll empfinden, wenn man in jeder Hinsicht kompetent, tüchtig und leistungsfähig ist. ( )

  3. Bestimmte Menschen [vielleicht auch man selbst!] sind böse, schlecht, schurkisch und sollten für ihre Schlechtigkeit streng gerügt und gestraft werden. ( )

  4. Ich finde es katastrophal, wenn die Dinge nicht so sind, wie man sie gerne haben möchte. ( )

  5. Ich glaube, daß menschliches Leiden äußere Ursachen hat und daß der Mensch wenig Einfluß auf seinen Kummer und seine psychischen Probleme nehmen kann. ( )

  6. Ich bin überzeugt, daß man sich über tatsächliche oder eingebildete Gefahren große Sorgen machen, sich ständig mit der Möglichkeit ihres Eintretens befassen müsse. (....)

  7. Ich denke, es ist leichter, bestimmten Schwierigkeiten auszuweichen, als sich ihnen zu stellen. (....)

  8. Ich glaube, daß man sich auf andere verlassen sollte und daß man einen Stärkeren braucht, auf den man sich stützen kann. (....)

  9. Ich meine, daß die eigene Vergangenheit entscheidenden Einfluß auf unser gegenwärtiges Verhalten hat und daß etwas, das sich früher einmal auf unser Leben auswirkte, dies auch weiterhin tun müsse. ( )

  10. Ich stelle mir vor, daß es für jedes menschliche Problem eine absolut richtige, perfekte Lösung gibt, und daß es eine Katastrophe ist, wenn diese perfekte Lösung nicht gefunden wird. (....)

Ergebnis: Albert Ellis (1993, S. 54 ff.) nennt elf „irrationale Ideen, die psychische Störungen verursachen und aufrecht erhalten“, die ich in gekürzter bzw. zum Teil leicht abgeänderter Form in den zehn Grundsätzen wiedergegeben habe. Nach Ellis ist jeder dieser Grundsätze ein „Irrglaube“. Wenn also Selbstkonzept und Selbstwertschätzung ‘in Ordnung’ sind, müßte jeder Seminarteilnehmer eine Punktzahl von 50 (oder doch zwischen 50 und 40) haben.

De facto liegt bei vielen Seminarteilnehmern die erreichte Punktzahl niedriger. Vor allem dann, wenn der Test zu Beginn der Veranstaltung (und nicht erst nach Besprechung des Kapitels über den „Symbolischen Interaktionismus“ oder über das „Selbstkonzept“) durchgeführt wird, erreichen die Teilnehmer in der Regel eine im Durchschnitt etwas geringere Punktzahl.

Dieses Ergebnis bildet eine gute Grundlage für die anschließende Diskussion. Manche Teilnehmer fühlen sich regelrecht „hereingelegt“ durch die Information, es handle sich um „irrationale Ideen“. Ist es etwa nicht erstrebenswert, von jedermann geliebt und anerkannt zu werden? Soll man nicht dagegen ankämpfen, wenn die Dinge nicht so sind, wie man sie gerne haben möchte?

Hier scheint mir nun die „Botschaft“ wichtig zu sein, daß niemand gezwungen ist, jene Sätze, die Ellis als irrationale Ideen bezeichnet (und damit ablehnt) ebenfalls abzulehnen. Es gibt - zumal in einer postmodernen Gesellschaft, die sich auf die radikale Pluralität der Lebensanschauungen eingelassen hat - keinen absoluten Gesichtspunkt für die Entscheidung der Frage, ob Ellis recht hat oder ob seine Therapieziele (zumindest für Menschen, die seine Überzeugungen nicht teilen) inakzeptabel sind. Warum sollte es nicht erlaubt sein, die Normen derjenigen in Frage zu stellen, die im Namen ihrer Überzeugungen Therapien entwickeln, verordnen, durchführen? Die Frage stellt sich insbesondere dann, wenn strenge Grenzen zwischen „krank“ und „gesund“ als nicht existent betrachtet werden.

Die A-B-C-Theorie, die Ellis entwickelte, geht ebenfalls vom Grundsatz der Wirklichkeitskonstruktion der sozialen Realität durch das Bewußtsein aus: Zwischen A, der eigenen Person, und C (der Realität an sich) vermittelt B (meine Vorstellung von den Dingen). Da C prinzipiell unerkennbar ist und nur durch eigene Annahmen produziert wird, sind es „falsche“ Vorstellungen, die zu einem negativen Selbstbild führen. Ellis sagt:

Die Hauptthese der RT [rational-emotiven Therapie] besagt, daß der Mensch ein immens rationales, auch ein unerhört irrationales Wesen ist: daß seine emotionalen oder psychologischen Störungen weitgehend eine Folge seines unlogischen oder irrationalen Denkens sind;: und daß er sich weitgehend von seinem emotionalen bzw. psychischen Leidensdruck, seiner Ineffektivität und seinen Schwierigkeiten befreien kann, wenn er lernt, sein rationales Denken zu maximieren und sein irrationales Denken zu minimieren. Der Psychotherapeut hat die Aufgabe, mit Menschen zu arbeiten, die sich ohne äußeren Grund unglücklich oder beunruhigt fühlen oder die mit schweren Ängsten und Aggressionen zu kämpfen haben, und er muß ihnen die Einsicht vermitteln, daß



  1. ihre Schwierigkeiten überwiegend die Folge verzerrter Wahrnehmung und unlogischen Denkens sind, und

  2. daß es eine relativ einfache, wenn auch Arbeit erfordernde Methode gibt, um die Wahrnehmungsfähigkeit zu verbessern und das eigene Denken so zu reorganisieren, daß die Hauptursachen der persönlichen Schwierigkeiten wegfallen (Ellis 1993, S. 35)

Ellis geht davon aus, daß Emotionen nur eine besondere Art von Denkvorgängen darstellen und deshalb gedanklich beeinflußbar sind. „Therapie“ bedeutet dann im wesentlichen

  • rationale Kontrolle der Emotionen;

  • Löschung jener negativ-verzerrten Werturteile, die das Selbstkonzept negativ beeinflussen;

  • Verstärkung jener Aussagen, die die Selbstwertschätzung im positiven Sinne stärken.

Dies geschieht konkret, „indem man die verinnerlichten Sätze oder Selbstgespräche verändert, mit denen der einzelne seine Emotionen hervorzurufen pflegt“ (Ellis 1993, S. 47).

Ein weiterer Weg, der die Selbsteinschätzung positiv verändert, besteht darin, den negativen Kontext jener Eigenschaften zu verändern, die ich mir selbst zuschreibe. Jede Eigenschaft kann - auch wenn sie gesellschaftlich mit einem bestimmten Werturteil verbunden ist, im Falle ihrer negativen Wertung in ihrem Kontext so verändert werden, daß sie positiv erscheint.



Übung 3: Die Teilnehmer sitzen im Stuhlkreis. Ein Teilnehmer beginnt und nennt eine Eigenschaft, die ihm an sich selbst mißfällt. Anschließend versuchen reihum die anderen Teilnehmer dieser Eigenschaft eine positive Wendung zu geben. In dieser Weise erhält jeder Teilnehmer einmal die Chance, eine der eigenen Person zugeschriebene, als problematisch erlebte Eigenschaft, einem Prozeß der positiven Umdeutung durch andere Teilnehmer auszusetzen.

Ergebnis: Diese Übung führt nach Bekunden von Seminarteilnehmern oft zu erstaunlichen Einsichten. Vielfach erfährt man zum ersten Mal, daß das, was man an sich selbst als „schlecht“ abqualifiziert, von anderen völlig anders beurteilt werden kann. Erstaunlich ist auch die Vielfalt der positiven Qualifikationen, die die Teilnehmer für eine negative Selbstetikettierung zumeist finden. Überraschend ist schließlich der Eifer, mit dem sich alle Seminarteilnehmer bemühen, für Eigenschaften mit vermeintlich allgemeingültiger Negativbewertung dennoch positive Aspekte zu finden. Natürlich ist die einmalige „Botschaft“ einer solchen Übung, daß die negative Selbstbewertung durch Veränderung des Kontextes veränderbar ist, nicht ausreichend, um in jedem Fall sogleich eine Veränderung des eigenen Selbstkonzepts zu erreichen. Aber ein „Einstieg“ ist gegeben.

Öffentliches und privates Selbstkonzept: Delhees führt neben der Unterscheidung der kognitiven und der emotionalen Komponente des Selbst eine zweite wichtige Unterscheidung ein. Tatsächlich verhalten wir uns in der Öffentlichkeit anders als im privaten Bereich, so daß es Sinn macht, von einem „öffentlichen“ und einem „privaten“ Selbstkonzept zu sprechen. Scham, Schüchternheit, Publikumsangst, aber auch Großmannssucht, Eitelkeit und rhetorisches Imponiergebaren müssen, falls sie öffentlich in Erscheinung treten, nicht gleicherweise im privaten Bereich vorkommen. Es gibt Menschen, die die Öffentlichkeit scheuen, und es gibt Menschen - sie mögen in der Minderzahl sein -, die im privaten Bereich jenes Rollenverhalten, das sie in der Öffentlichkeit ständig praktizieren, nicht abzulegen vermögen. „Mal Mensch sein“, sich von der eigenen Berufsrolle distanzieren zu können, ist ihnen nicht gegeben. Ein Beispiel: Von einem Beamten, der in seiner Freizeit viele Funktionen in der politischen Öffentlichkeit wahrnahm und der auch im äußeren Erscheinungsbild ein Wahrzeichen für Korrektheit darstellte, ging die Fama um, er erledige auch seine ehelichen Pflichten nur im nadelgestreiften Anzug.

Kommunikation in der Öffentlichkeit ist stärker an Rituale und Techniken der Rhetorik gebunden als die private Alltagskommunikation in der Familie, in der Nachbarschaft oder mit Freunden. Hier kann es auch um Strategien der Verteidigung, Rechtfertigung und Durchsetzung des eigenen Standpunktes gegenüber Konkurrenten oder gegnerischen Interessenvertretern gehen. Da ist zum einen die Fähigkeit gefragt, fair zu bleiben, was im Bedarfsfall bedeutet,



  • den eigenen Standpunkt argumentativ deutlich zu machen;

  • eine unsachlich-polemische Aussage des Kontrahenten entschieden zurückzuweisen, aber nicht die Person anzugreifen;

  • Killerphrasen selbst zu vermeiden („Sie reden ja völligen Stuss, eine Diskussion mit Ihnen kann man sich sparen!“), aber sie sofort durch Metakommunikation zu indizieren, wenn ein Kontrahent sie anwendet (vgl. den folgenden Abschnitt 5.3.2);

  • einen Standpunkt zu finden, der nicht die Unlösbarkeit des Konfliktes betonen will, sondern das Gemeinsame akzentuiert, um einen Interessenausgleich zu finden, der beiden Parteien nützt.

5.3.2 Killerphrasen


Literatur

Zuschlag, B./W. Thielke: Konfliktsituationen im Alltag. Ein Leitfaden für den Umgang mit Konflikten in Beruf und Familie. 2. Aufl. Göttingen 1996.

Im allgemeinen ist es das Anliegen von Kommunikation, den Gesprächspartner verstehen zu wollen und sein Anliegen ernst zu nehmen. Die Kommunikationspartner haben Achtung voreinander und behandeln sich fair. In der öffentlichen Diskussion, noch dazu wenn sie kontrovers ist, werden demgegenüber bestimmte Kommunikationstechniken in den Dienst der Durchsetzung der eigenen Interessen gestellt, die unfair sind.

Im Idealfall sind in einer Sachdiskussion die verschiedenen Standpunkte argumentatitv zu begründen. Deshalb sind Grundlagen der Argumentationstheorie auch wichtig für das Verständnis von Kommunikation. Im folgenden geht es allerdings um eine Gesprächstechnik, die angewandt wird, fehlende Sachargumente zu ersetzen durch Angriffe, Verletzung oder Infragestellung der Person eines Kontrahenten. Dies geschieht in der öffentlichen Diskussion - d.h. in Anwesenheit Dritter - um Punkte zu sammeln, den Gegner wenigstens durch rhetorische Polemik in die Knie zu zwingen, wenn dies durch Sachargumente nicht gelingt.

Dies ist der Fall, wenn an der Einsicht und der Kompetenz des Gesprächspartners in bösartiger Absicht Zweifel geäußert werden. Im schlimmsten Fall handelt es sich um die Infragestellung jener Ebene der Kommunikation, die Habermas als die subjektbezogene (dramaturgische) bezeichnet und die an die Wahrhaftigkeit des Kommunikators gebunden ist. Die sachlich-argumentative Kommunikation läßt an der Wahrhaftigkeit der Diskutierenden keinen Zweifel. Dieser Zweifel jedoch wird sofort geweckt, wenn einer der Kommunikanten Killerphrasen verwendet.

def. Killerphrasen sind Redewendungen, die Kompetenz, Redlichkeit und Wahrhaftigkeit des Kommunikationspartners in Zweifel ziehen, seine Integrität verletzen und ihn moralischen Beziehungsfallen aussetzen.

Wird ein Konflikt im Gespräch ausgetragen, können Killerphrasen das Gespräch schnell blockieren: Zuschlag/Thielke haben eine Beschreibung von Killerphrasen vorgenommen, die drei verschiedene Ansatzpunkte haben können: vom Sprecher, vom Gesprächspartner oder vom Gesprächsgegenstand her.



1. Ansatz beim Sprecher: Er rückt sich selbst in den Mittelpunkt, um den Gesprächspartner matt zu setzen. Dabei weicht er dem Gespräch aus, indem er z.B. einen ungerechtfertigten Angriff gegen die eigene Person unterstellt oder die eigene Kompetenz als Angriffswaffe benutzt:

  • Dafür habe ich keine Zeit!

  • Das ist mir zu primitv!

  • Sie halten mich wohl für blöd!

  • Da gibt es überhaupt keinen Handlungsbedarf!

  • Davon verstehe ich ja doch ein bißchen mehr!

Eine sachliche Auseinandersetzung wird in jedem Fall vermieden. Da auch der Kommunikationspartner bei einer solchen Antwort die Zwecklosigkeit des Gesprächs einsieht, wird es in der Regel sofort abgebrochen.

2. Ansatz beim Gesprächspartner: Die Killerphrase richtet sich direkt gegen den Gesprächspartner: Dabei kann sowohl die Kompetenz als auch die Redlichkeit des anderen bestritten werden: z.B.

  • Das können Sie doch gar nicht beurteilen!

  • Sie kennen einfach die Fakten nicht. Da sollten Sie sich erstmal genauer informieren!

  • Das können Sie gar nicht wissen, das haben wir schon immer so gemacht!

Besonders hilflos kann man jemanden machen, indem man plötzlich eine für den Gegner nachteilige Behauptung aufstellt, die dieser nicht auf ihre Richtigkeit nachprüfen kann oder ihre Unwahrheit der Öffentlichkeit klarmachen kann:

  • Vielleicht wissen Sie noch gar nicht, daß Professor X völlig meiner Meinung ist und Ihren Vorschlag sehr merkwürdig findet!

  • Komisch! Vorige Woche haben Sie genau das Gegenteil behauptet!

Man kann aber auch dem Gesprächspartner einfach Streitsucht und Unfähigkeit vorwerfen:

  • Sie streiten doch mit jedem, das ist bekannt!

  • Regen Sie sich doch nicht so auf! Wer so unausgeglichen ist wie Sie, braucht sich nicht zu wundern, daß er mit seiner Arbeit nicht klarkommt!

Man kann den anderen lächerlich machen:

  • Sie sollten erst mal denken, bevor Sie reden!

  • Sie wollen doch gar keine Lösung!

Man kann bösartig werden:

  • Sie sind doch geschieden! Wie wollen Sie denn dann überhaupt noch wagen, als Pädagoge Kinder zu unterrichten, wenn Sie nicht einmal in der Lage sind, ihre Familie in Ordnung zu halten?

  • Sie brauchen mich nicht so anzuschreien wie ihre Angestellten!

  • Wenn Sie so argumentieren, setzen Sie Ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel! Ach übrigens: Haben Sie eigentlich aufgehört, Ihre Frau zu schlagen?

  • Warum sind Sie denn so scheinheilig? Ich bin immer für Ehrlichkeit!

3. Ansatzpunkt beim Gesprächsgegenstand:

  • Ach! Und um so eine unbedeutende Sache machen Sie soviel Wind?

  • Dann können wir ja gleich alles lassen wie es ist!

  • Du hast immer Recht und ich habe immer Unrecht - so einfach ist das!

  • Lassen wir doch Ihre Spekulationen und halten wir uns an Tatsachen!

4. Ansatzpunkt bei den Rahmenbedingungen des Gespräches: Es kann sich dabei um zeitliche, räumliche, organisatorische oder andere Gegebenheiten handeln, auf die sich die Killerphrase richtet:

  • Unter solchen Voraussetzungen brauchen wir gar nicht weiterreden!

  • Wollen Sie mich erpressen?

  • Wenn Sie mir unterstellen, daß ich lüge, werde ich an anderer Stelle Schritte ergreifen!

Im allgemeinen ist die öffentliche Diskussion das Feld von Politprofis. „Normale“ Menschen, auch solche in beratenden Berufen, sind selten aktive Teilnehmer in öffentlichen Diskussionen. Andererseits ist die Teilnahme am öffentlichen Geschehen ein wichtiges Kennzeichen einer politisch lebendigen, demokratischen Gesellschaft. Es geht manchmal auch um Wahrung berechtigter Ansprüche, z.B. als Vertreter einer Bürgerinitiative oder als Elternvertreter in einer schulpolitischen Auseinandersetzung, ohne daß wir über größere Erfahrungen oder gar eine Ausbildung in dieser Hinsicht verfügen.

Wird man dann in einer Diskussion persönlich angegriffen, kann dies leicht zum Gefühl der Demütigung führen, wenn man einer rhetorischen Attacke die Antwort schuldig bleibt. Unter diesem Aspekt ist Beteiligung an kontroversen Diskussionen , auch im Hochschulbereich, eine wichtige Erfahrung. Das Mindeste was man tun kann, um sich nicht unwidersprochen Unterstellungen oder Anschuldigungen ausgesetzt zu sehen, ist die Formulierung des Satzes:

„Ich weise das entschieden zurück!“

Übung 3: Die Übung hat das Ziel, auf eine bissige Bemerkung oder eine herausfordernde Frage, die den Charakter einer Killerphrase hat, eine angemessene Antwort zu geben! Die Geschichte kann sich auf das Äußere, die Kleidung usw. beziehen, kann aber auch einen ganz anderen Hintergrund haben.

Beispiel: A denkt sich eine kleine Geschichte aus (die etwas mit B zu tun haben kann aber nicht muß) und "überfällt" dann B mit der (etwas boshaften) Frage:


  • "Ich wollte eigentlich schon seit langem wissen...

  • (...warum Ihre Fingernägel ständig schwarz sind)

  • (...ob Sie noch mehr können, als nur über andere Menschen lästern)

  • (...warum Sie so geizig sind)

B hat die Aufgabe, eine angemessene Antwort zu geben, die Ich-Stärke und Überlegenheit demonstriert, jedenfalls weder Hilflosigkeit noch Aggressivität ausdrücken soll! (Auch Witz ist möglich!). B kann mehrere Sätze als Antwort formulieren.

C repräsentiert die Öffentlichkeit und soll beurteilen, ob die Antwort dem Ziel entsprochen hat! Anschließend sollen alle drei versuchen, die beste Antwort auf die Bemerkung/oder Frage herauszufinden!

In jeder Dreier-Gruppe soll jeder einmal als Sender und einmal als Empfänger drankommen, d.h. es gibt 3 Fragen und 3 Antworten.


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